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Mausmakis Zwerg-Mausmaki (Microcebus myoxinus)
Systematik Überordnung: Euarchontoglires Ordnung: Primaten (Primates) Unterordnung: Feuchtnasenaffen (Strepsirhini) Teilordnung: Lemuren (Lemuriformes) Familie: Katzenmakis (Cheirogaleidae) Gattung: Mausmakis Wissenschaftlicher Name Microcebus E. Geoffroy, 1828 Die Mausmakis (Microcebus) sind eine in Madagaskar beheimatete Primatengattung aus der Gruppe der Lemuren mit 16 Arten. Zu ihnen gehören die kleinsten Primaten überhaupt.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Mausmakis haben ein weiches, kurzes Fell, das rötlichbraun oder grau gefärbt sein kann. Die Unterseite ist weißlich, darüber hinaus sind ein weißer Nasenstreifen und ein meist unauffälliger Rückenstreifen vorhanden. Die Hinterbeine sind länger als die Vorderbeine, der Kopf ist durch die kurze Schnauze, den runden Schädel, die großen Augen und die vergrößerten Ohren gekennzeichnet. Die Kopfrumpflänge der Mausmakis beträgt 9 bis 15 Zentimeter, der Schwanz wird ebenso lang wie der Körper. Ihr Gewicht variiert zwischen 30 und 100 Gramm, ist jedoch starken saisonalen Schwankungen unterzogen.
Verbreitung und Lebensraum
Mausmakis kommen wie alle Lemuren nur auf Madagaskar vor, wo sie zu den häufigsten und weitverbreitetsten Vertretern dieser Primatengruppe zählen. Ihr Lebensraum sind Wälder, wobei sie sowohl die Trockenwälder im Westen als auch die Regenwälder im Osten ihrer Heimatinsel bewohnen. Sie fehlen lediglich im unbewaldeten zentralen Hochland.
Lebensweise und Ernährung
Mausmakis leben vorwiegend auf den Bäumen, sie sind nachtaktiv und schlafen tagsüber in selbst errichteten, runden Blätternestern oder Baumhöhlen. Weibchen bilden Gruppen von zwei bis neun Tieren, die tagsüber gemeinsam schlafen, in der Nacht aber getrennt auf Nahrungssuche gehen. Die Männchen leben eher einzelgängerisch, sie zeigen ein Territorialverhalten und markieren ihr Revier mit Urin oder Kot. Manchmal finden sich männliche Tiere auch längere Zeit in Gesellschaft von Weibchengruppen.
Mausmakis besitzen die Fähigkeit bei schlechten Umweltbedingungen wie Trockenheit, geringer Nahrungs- und Wasserverfügbarkeit sowie Kälte in einen kurzzeitigen Torpor (Starrezustand) oder in längeren Winterschlaf, der bis zu zwei Wochen dauern kann, zu fallen. Dabei werden Körpertemperatur und Stoffwechselrate abgesenkt, so dass Energie eingespart wird. Der Torpor ist ganzjährig zu beobachten, vermehrt aber in der Trockenzeit. Die Tiere gehen bei schlechten Witterungsbedingungen gegen Mitternacht in Torpor und lassen sich dann morgens passiv von der aufsteigenden Hitze erwärmen und aufwecken. Durch den Torpor und das passive Aufwärmen sparen sie viel Energie. Der Winterschlaf konnte bislang nur während der Trockenzeit beobachtet werden und scheint nicht so lang zu dauern wie bei den verwandten Fettschwanzmakis. Zur Vorbereitung legen sie während der Regenzeit einen Fettvorrat (braunes Fettgewebe) in ihrem Schwanz an.
Mausmakis sind Allesfresser, allerdings machen Früchte einen beträchtlichen Teil ihrer Nahrung aus. Daneben verzehren sie auch Insekten, Spinnen, Blüten, Nektar und Blätter.
Fortpflanzung
Die Paarung erfolgt unmittelbar nach Ende der Trockenzeit, wobei die Tiere ein rituelles Balzverhalten kennen, das sich in Quietschlauten und dem versuchten Fangen des Schwanzes des Partners ausdrückt.Bei den Mausmakis ist das Weibchen oft nur eine Nacht jährlich empfängnisbereit; in diesem kleinen Zeitfenster kommt es zu vermeintlich wahllosen Kopulationen mit bis zu sieben Männchen. Offenbar gibt es bei den Makiweibchen körpereigene postkoitale Mechanismen zur Selektion gesunden, die Überlebensfähigkeit des Nachwuchses erhöhenden Erbgutes.[1]
Nach einer rund 60-tägiger Tragzeit kommen im November oder Dezember meist zwei (seltener auch drei) Jungtiere zur Welt. Teilweise kommt es dann, je nach Gebiet und Dauer der Regenzeit, zu einer zweiten Fortpflanzungsperiode mit einer zweiten Paarungszeit im Dezember und einem zweiten Wurf im Januar und Februar. Die Jungtiere verbringen ihre ersten Lebenswochen im Nest der Mutter. Später werden sie dann von der Mutter während der nächtlichen Aktivität im Maul herumgetragen und jeweils für 1-2 Stunden an wechselnden Stellen im Gestrüpp geparkt, während das Muttertier auf Futtersuche geht. Die Jungtiere werden nach rund einem bis zwei Monaten entwöhnt. Die Geschlechtsreife tritt mit einem bis zweieinhalb Jahren ein. Die Lebenserwartung beträgt bei Tieren in freier Wildbahn sechs bis acht Jahre, Tiere in menschlicher Gefangenschaft können bis zu 15 Jahre alt werden.
Bedrohung
Die Zerstörung des Lebensraums stellt die Hauptbedrohung für die Mausmakis dar. Insbesondere die Arten mit einem nur kleinen Verbreitungsgebiet sind dadurch gefährdet. Für viele der neu beschrieben Arten sind jedoch keine Daten verfügbar.
Die Arten
In der Vergangenheit ging man von nur zwei oder drei Arten aus, in jüngerer Zeit wurden jedoch weitere Arten beschrieben, sodass heute 16 Arten der Mausmakis bekannt sind.[2]
- Berthe-Mausmaki (Microcebus berthae)
- Bongolava-Mausmaki (Microcebus bongolavensis)
- Danfoss-Mausmaki (Microcebus danfossi)
- Graubrauner Mausmaki (Microcebus griseorufus)
- Jolly-Mausmaki (Microcebus jollyae)
- Goodman-Mausmaki (Microcebus lehilahytsara)
- MacArthur-Mausmaki (Microcebus macarthurii)
- Claire-Mausmaki (Microcebus mamiratra, die 2006 beschriebene Art Microcebus lokobensis ist mit ihm konspezifisch)
- Mittermeier-Mausmaki (Microcebus mittermeieri)
- Grauer Mausmaki (Microcebus murinus)
- Zwerg-Mausmaki (Microcebus myoxinus)
- Goldbrauner Mausmaki (Microcebus ravelobensis)
- Brauner Mausmaki (Microcebus rufus)
- Sambirano-Mausmaki (Microcebus sambiranensis)
- Simmons-Mausmaki (Microcebus simmonsi)
- Nördlicher Mausmaki (Microcebus tavaratra)
Die Riesenmausmakis wurden früher ebenfalls zu den Mausmakis gerechnet, werden heute aber in einer eigenen Gattung, Mirza, eingeordnet.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
- Mittermeier, R. A., Konstant, W. R., Hawkins, F., Louis, E. E., Langrand, O., Ratsimbazafy, J., Rasoloarison, R. M., Ganzhorn, J. U., Rajaobelina, S., Tattersall, I., and Meyers, D. M. (2006). Lemurs of Madagascar. Conservation International.
- Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie, Springer-Verlag 2003, ISBN 3540436456
Einzelnachweise
- ↑ Nina Schwensow, Manfred Eberle and Simone Sommer: Compatibility counts: MHC-associated mate choice in a wild promiscuous primate. In: Proceedings of the Royal Society B, Band 275, Nummer 1634, 2008, S. 555-564, doi:10.1098/rspb.2007.1433
- ↑ R. Mittermeier, J. Ganzhorn, W. Konstant, K. Glander, I. Tattersall, C. Groves, A. Rylands, A. Hapke, J. Ratsimbazafy, M. Mayor, E. Louis jr., Y. Rumpler, C. Schwitzer und R. Rasoloarison: Lemur Diversity in Madagascar. In: International Journal of Primatology 29 (2008), S. 1607–1656.
Weblinks
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