Mautner Markhof

Mautner Markhof

Mautner Markhof ist eine österreichische Unternehmerfamilie.

Die ursprünglich jüdische Familie stammt aus Böhmen. 1690 wird der Name erstmals in einem Kaufvertrag einer Brauerei in Smirschitz erwähnt. Im Jahr 1840 übersiedelt Ignaz Mautner nach Wien und pachtet vorerst die Brauerei St. Marx, die er 1857 auch kauft und 1861 durch weitere Grundankäufe erweitert.

Adolf Ignaz Mautner, Ritter von Markhof (1801–1889), Lithographie von Franz Würbel

Bekannt in der Brauindustrie wurde Ignaz Mautner durch die Erfindung der Kühlmaschine für Bier, durch die Kühlhäuser unter dem Patentnamen „Normal-Bierlagerkeller System Mautner“ errichtet werden konnten. Dadurch war Adolf Ignaz in der Lage das beliebte untergärige Wiener Lagerbier ganzjährig anzubieten. Ein weiterer Meilenstein war die Entwicklung der industriellen Fertigung von Presshefe, die sich weltweit durchsetzte. Im Jahr 1872 wurde er zum Ritter von Markhof nobiliert. Später erhielt Adolf Ignaz Mautner von Markhof auch das Wiener Ehrenbürgerrecht.[1] Der Familienname lautete vor 1919 „Mautner von Markhof“ und wurde nach Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Aufhebung des Adels in Österreich mit „Mautner Markhof“ festgelegt.

Seine Söhne Karl Ferdinand (1834–1896) und Georg Heinrich (1840–1904) vergrößerten das Unternehmen und gründeten in Floridsdorf die Presshefe- und Spiritusfabrik. Unter Viktor Mautner Markhof, dem Sohn Karl Ferdinands, wurde die Brauerei mit jener von Dreher-Meichl zu den „Vereinigten Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering AG“ fusioniert. Die Brauerei wurde die drittgrößte in Europa.

Seit 1913 wurde die Produktion auch auf andere Lebensmittel, wie Senf und Essig erweitert. 2001 zog sich die Familie aus der Mautner Markhof Feinkost GmbH (Senf, Sirup, Essig, etc.) zurück und das neue Management leitete die Zusammenarbeit mit dem bayrischen Familienunternehmen Develey Senf & Feinkost ein. Die Firma blieb allerdings weiterhin ein Unternehmen mit österreichischem Management und Produktion in Wien.

Die bekanntesten Mitglieder der Familie im 20. Jahrhundert waren Manfred Mautner Markhof sen., Manfred Mautner Markhof jun., Georg Mautner Markhof und Marius Mautner Markhof.

Die Familie ist auch als Förderer der Künste und Wissenschaften hervorgetreten, stiftete aber auch das Mautner Markhof’sche Kinderspital in Wien-Landstraße.

Die Stammaktien der zuletzt noch als Holding bestehenden Mautner Markhof AG (MMAG) befanden sich weiter in Familienbesitz; zuletzt führte Manfred Leo Mautner Markhof die Geschäfte des Unternehmens. Versuche, mit einer Matmar AG durch Ankäufe wieder ins Lebensmittelgeschäft einzusteigen, schlugen fehl. Im Jahr 2008 geriet die Familienholding Mautner Markhof AG (MMAG) in finanzielle Schwierigkeiten. Die Gesellschaft hätte nach einem Ausgleich „still liquidiert“ werden sollen.[2] Am 23. Dezember 2008 verfügte das Handelsgericht Wien die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen der MMAG verfügt. Die Verbindlichkeiten betrugen 27,6 Millionen Euro.[3] Als letzter Rest des traditionsreichen Familienunternehmens in der Hand der Familie existieren nurmehr eine HMT Industriebeteiligungs GmbH zu je 50 % den Brüdern Manfred Leo und Theodor gehörend, sowie eine 100%-Tochter namens HMT Liegenschaftsbeteiligungs GmbH.[4]

Die 2001 von Develey übernommene Mautner Markhof Feinkost GmbH stand mit der in Konkurs gegangen Mautner Markhof AG (MMAG) in keinerlei Zusammenhang, wie Develey in einer Presseaussendung Ende 2008 betonte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Chong One RHIE: Die Entstehung der zweiten Gesellschaft: Die Nobilitierungspolitik in der Habsburgermonarchie im 19. Jahrhundert, besonders an Juden in Österreich. (Diplom-?)Arbeit an der Kongju National University, Gongju (Republik Korea), ohne Datum, Seite 284. (Volltext (PDF, 2,78 MB; S. 16). Abgerufen am 19. November 2010.)
  2. Außergerichtlicher Ausgleich geplant: Mautner Markhof AG steckt in finanziellen Schwierigkeiten. In: Wirtschaftsblatt, 14. November 2008. Abgerufen am 24. Jänner 2008
  3. Ausgleich gescheitert: Mautner Markhof in Konkurs. In: Die Presse, 23. Dezember 2008. Abgerufen am 24. Jänner 2009
  4. HMT Industriebeteiligungs GmbH. Eintrag auf firmenabc.at. Abgerufen am 26. Oktober 2010.

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