Maćica Serbska

Maćica Serbska

Die Maćica Serbska ist eine wissenschaftliche Gesellschaft der Sorben. Ziele des Vereins sind die Förderung sorbischer Wissenschaft und die Verbreitung von Kenntnissen über die Sorben und ihre Kultur. Die Maćica ist der älteste noch existierende sorbische Verein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Maćica Serbska wurde 1847 in Bautzen unter anderem von Handrij Zejler und Jan Arnošt Smoler als Verein zur Herausgabe sorbischer Bücher gegründet und entwickelte sich im Laufe der Jahre zum überkonfessionellen Mittelpunkt sorbischer kultureller und wissenschaftlicher Aktivitäten. Die Mitglieder der Gesellschaft pflegten Forschungen zur Sprachwissenschaft, Geschichte, Literaturgeschichte, Volkskunde und Demographie Von 1848 bis 1937 gab die Gesellschaft eine eigene Zeitschrift, Časopis Maćicy Serbskeje, heraus.

Im Revolutionsjahr 1848 wandten sich die Vereinsmitglieder mit einer Petition an den sächsischen Hof; sie forderten darin eine Gleichstellung des Sorbischen mit der deutschen Sprache im Schulwesen und bei den lokalen Behörden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielte die Maćica Serbska eine große Rolle bei der Schaffung einer einheitlichen obersorbischen Schriftsprache.

In Cottbus wurde 1880 die niedersorbische Abteilung des Vereins, die Maśica Serbska, mit Sitz in Cottbus gründet.

Mittels Spenden von sorbischen Bürgern und ausländischen Förderern erbaute die Maćica in Bautzen das Wendische Haus (eingeweiht 1904), welches das Museum, das Archiv und die Bibliothek der Gesellschaft sowie eine Bildergalerie beherbergte. Auch andere sorbische Vereine nutzten das Wendische Haus als Versammlungs- und Veranstaltungsstätte.

1937 verboten die Nationalsozialisten alle öffentliche Aktivitäten des sorbischen Kulturvereins; 1941 wurde das Vereinsvermögen konfisziert und die Maćica Serbska zwangsweise aufgelöst. Das Wendische Haus wurde im Frühjahr 1945 bei den Kämpfen um Bautzen schwer getroffen und brannte vollständig aus.

Unmittelbar nach Kriegsende setzte die Gesellschaft ihre Tätigkeit besonders auf den Gebieten Sprachforschung und Geschichtswissenschaft fort. Auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht musste die Maćica Serbska ihre Selbstständigkeit aufgeben und sich in die Domowina eingliedern. Durch die Gründung des Instituts für sorbische Volksforschung im Jahr 1951 wurde die sorbische Wissenschaft auf neue institutionelle Grundlagen gestellt.

Nach der politischen Wende wurde die Maćica Serbska 1991 jedoch wiederbegründet und trat ein Jahr später der Domowina, dem Dachverband sorbischer Vereine bei.

Aktivitäten

Die Maćica veranstaltet Tagungen zur sorbischen Geschichte und zum Schaffen sorbischer Patrioten. International tritt der Verein in den slawischen Nachbarländern als Mitveranstalter von wissenschaftlichen Konferenzen in Erscheinung. Die Maćica organisiert auch populärwissenschaftliche Vorträge in den Ortschaften des sorbischen Siedlungsgebiets. Der Verein pflegt und restauriert darüber hinaus sorbische Denkmale und initiierte auch die Errichtung neuer Denkmale zur sorbischen Kulturgeschichte.

Mit den Schwesternvereinen Matica slezská, Matice moravská, Matica slovenská, Matica srpska aber auch mit deutschen Vereinen unterhält die sorbische Vereinigung Arbeitskontakte. Alljährlich finden die Jahreshauptversammlungen – fast immer am Samstag nach Ostern – in Bautzen statt.

Der Verein hat derzeit (2006) 120 eingetragene Mitglieder, die sowohl in der Lausitz, aber auch in anderen Gegenden Deutschlands, in Russland, Polen, Tschechien, der Slowakei, England, Finnland und den Niederlanden beheimatet sind.

Bedeutende Mitglieder

Literatur

  • Měrćin Völkel: Trać dyrbi Serbstwo. Budyšin 1997. ISBN 3-7420-1709-8 (Geschichte der Maćica Serbska in sorbischer Sprache)
  • Siegmund Musiat: Sorbische/wendische Vereine. 1716–1937. (=Schriften des Sorbischen Instituts. 26). Bautzen 2001. ISBN 3-7420-1835-3
  • Katalog Serbskeho Wotdzela Knihownje Maćicy Serbskeje (dt. Katalog der Wendischen Abteilung der Bibliothek der Gesellschaft Macica Serbska), bearbeitet und geordnet von Jacob Jatzwauk. Bautzen 1924.

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