Mesa/Boogie

Mesa/Boogie

Die US-amerikanische Firma Mesa/Boogie mit Sitz in Petaluma, Kalifornien fertigt Gitarrenverstärker ausschließlich in Röhrentechnik für E-Gitarren und in letzter Zeit vermehrt auch in Transistortechnik für E-Bass. Der Name „Boogie“ soll auf den Gitarristen Carlos Santana zurückgehen, der beim ersten Antesten eines Mesa-Verstärkers gesagt haben soll: “Man, that little thing really boogies!”

Mesa/Boogie-Studio-Preamp aus den 80er-Jahren

Inhaltsverzeichnis

Produkte

Mark-Serie

Die ursprünglichen Combo-Verstärker-Modelle der Mark-Serie basierten auf dem Layout eines Fender-Princeton-Gitarrenverstärkers und wurden nach und nach verfeinert und erweitert, sowohl durch Weiterentwicklung (I bis IV) als auch innerhalb einer Modellreihe als sogenannte Stripe Editions (blue, green und red). Die Mesa-Verstärker gelten bei Gitarristen inzwischen als legendär. So spielt zum Beispiel Carlos Santana noch heute einen 1972er Mark I, der seinen typischen, singenden Gitarrenton stark prägt. Zwei weitere kleine Röhrenverstärker, quasi Kopien des Mesa/Boogie, der Acoustic 165 (den ebenfalls Carlos Santana eine Weile benutzte) und der Jim Kelly, reichten zwar in der Klangqualität, aber nie bezüglich des Rufs an den „Mythos Mesa/Boogie“ heran.

Mark I

Bei der Entwicklung der Gitarrenverstärker verband der Mark I bei seiner Markteinführung 1971 eine wichtige Brücke zwischen der alten, traditionellen Bauweise und dem modernen Verstärkerbau. Auf dem Fender Princeton aufbauend verfügte dieser Verstärker über einen unter Gitarristen hoch geschätzten Clean-Sound (reiner, unverzerrter Klang). Neue Klangvorstellungen der damaligen Zeit und der gewachsene Anspruch an Lead-Sounds (verzerrter Klang durch Übersteuern der Verstärkerstufen) verlangten jedoch eine neuere Verstärkertechnologie, die sich auch den Bedingungen des Live-Betriebs anpassen musste. Der Gründer von Mesa Engineering, Randall Smith, erreichte dies, indem er eine zweite Vorstufe in den Vorverstärker (Pre-Amp) integrierte. Die erste Vorstufe ist in der Lage, die zweite Vorstufe zu übersteuern, so dass ein intensiver verzerrter Klang bereits bei geringer Gesamtlautstärke entsteht. Der typische Boogie-Sound wird gerne als cremig und leicht nasal beschrieben. Kritiker charakterisieren ihn als zu glatt und sprechen vom „kalifornischen Schönklang“ im Vergleich zum aggressiveren und raueren Charakter eines Marshall-Verstärkers.

Der Mark I durchlebte bis zu seiner Ablösung 1978 durch den Mark II die unterschiedlichsten Varianten (nach der Umbenennung des zweiten Kanals in „Input 1“). Frühere Versionen hatten keinen Reverb-Effekt (Nachhall), spätere besaßen einen grafischen Equalizer (EQ) und auf der Rückseite einen 60/100-Watt-Umschaltknopf.

Die Reglerleiste (Front-Panel) eines typischen Mark-I bietet die Potentiometer:

  • Volume 1: als Push-Poti mit der Funktion Gain-Boost für stärkere Signalvorverstärkung
  • Volume 2: Pull Bright zur Anhebung des Höhenanteils für brillanteren Klang
  • Treble (Höhen), Middle (Mitten) und Bass (Tiefen) zur Klanganpassung
  • Master: Gesamtlautstärke

Später fehlte der Eingang des Kanals 2 und wurde ersetzt durch den Footswitch-Eingang. Damit ließ sich mit einem Fußschalter zwischen dem ersten und zweiten Kanal umschalten. Nach 1976 ließen sich auch Boost und EQ mittels Fußschalter ein- und ausschalten. Die Lautsprecher der früheren Modelle des Mark I (etwa bis 1977) besaßen einen 12-Zoll-Lautsprecher der Firmen Vega, Eminence, EVM 12L oder JBL. Später, durch eine Sonderanfertigung für die Rolling Stones, auch einen Altec-Lansing Speaker.

Die bekanntesten Benutzer von Mesa/Boogie-Amps sind Carlos Santana, Larry Carlton, Robben Ford, Eric Johnson, Keith Richards und Pete Townshend.

Seriennummern
  • Mark I 1x12: A0001–A2999 = 2999 Mark I
  • Mark I 1x15: B001–B300 = 300 Mark I

Von 1971 bis 1978 wurden 3.299 Verstärker der Serie Mark I produziert.

Mark IV

Mark-IV-Comboverstärker

Der 1989 auf den Markt gebrachte Mark IV ist der erste dreikanalige Gitarrenverstärker von Mesa/Boogie, bei dem sich jeder Kanal klanglich größtenteils getrennt einstellen lässt.

Der Mark IV bietet unverzerrten Klang bis leicht bluesigen Sound im Fender-Stil mit einer klanglichen Bandbreite zwischen jazzigem und bissigem Funk, angezerrtem Sound mit weitreichenden Variationsmöglichkeiten, sowie einen Lead-Sound mit deutlicher Verzerrung. Hinzu kommt ein Einschleifweg für Effektgeräte und der grafische Boogie-5-Band-Equalizer. Diese große Klangvielfalt sowie die sehr kurzen Umschaltzeiten zwischen den einzelnen Kanälen haben diesem Verstärker unter Gitarristen sehr beliebt gemacht.

Erhältlich ist der Mark IV als Topteil, Long- und Short-Head (mit Rack-Kompatibiltät) mit der 95 Watt starken Simul-Class/Class-A-Endstufe und in Kombination mit einem modifiziertem Celestion- oder Electro Voice-12-Zoll-Lautsprecher. Mittlerweile existiert eine überarbeitete 95-Watt-Version mit leicht verändertem Klang und parallelem Effektweg.

Zu den bekanntesten Gitarristen, die den Mark IV nutzen bzw. nutzten, gehören unter anderem Kirk Hammett und James Hetfield von der Band Metallica, Kurt Cobain von der Band Nirvana, Dexter Holland und Kevin Wasserman von der Band The Offspring, sowie Dream Theater-Gitarrist John Petrucci. Angus Young (AC/DC) spielte ebenfalls in den 90er Jahren mit Mesa/Boogie.

Mark V

Mesa hat auf seiner Website im Januar 2009 den neuen Mesa/Boogie Mark V präsentiert. Er bietet einige Neuerungen und erweiterte Einstellmöglichkeiten im Vergleich zu seinem Vorgänger.

Nomad-Serie

Die Nomad Serie löste 1999 die Dual-Caliber Reihe ab.

Klein, kompakt und extrem vielseitig. “Inspired by the ancient peoples who left the security and comfort of their villages and set out in search of answers and deeper meaning to life, these amplifiers are vehicles of exploration” (aus dem Vorwort im Benutzerhandbuch Mesa Boogie Owners manual zu den Nomad 45, 55 und 100 Amps).

Die Nomad-Amps gibt es in drei Versionen: 45, 55 und 100 Watt, jeweils als 1 x 12, 2 x 12, und 4 x 10 Combo, sowie als Short- (45/55W) und Long-Head (100W).

Der Nomad 45 hat eine Dyna-Watt Endstufe mit veränderbarer Ausgangsleistung (Normal/Extreme), 5 x 12AX7-A und 4 x EL84 Röhrenschaltung, der Nomad 55 eine Class-A/B Schaltung mit 5 x 12AX7-A und 2 x 6L6 die wahlweise auch mit 2 x EL34-Endröhren bestückt werden kann, der Nomad 100 hat in der Endstufe 4 x 6L6 (wahlweise auch EL34) und verfügt über die Möglichkeit zur Umschaltung von 100 auf 50W. Die Combos sind mit Celestion Speakern ausgerüstet

Die Ausstattung der Amps ist mehr oder weniger identisch und besteht prinzipiell aus drei vollständig voneinander unabhängigen Kanälen. Jeder Kanal verfügt über Regelmöglichkeiten für: Gain, Treble, Mid, Bass, Presence, Master, Reverb sowie Output und Solo Level. Wie bei Mesa/Boogie üblich beeinflussen sich die Regler gegenseitig. Jeder Kanal verfügt über einen zusätzlichen Wahlschalter, der die Klangcharakteristik des Grund-Sounds stark beeinflusst (Chn 1: Clean Normal und Pushed, Chn 2: Vintage Normal und Modern, Chn 3: Modern Normal und Vintage). Wobei bei Chn 2 und 3 die Schaltung bewusst umgekehrt wurde, um eine einfache Steigerung zu Chn 2 zu erreichen. Der Nomad 100 verfügt zusätzlich über einen fünfbändigen Graphic EQ, (80, 240, 750, 2200, 6600 Hz).

Anschlüsse: Input, FX Send, FX Return, Recording/Phones Out, Footswitch 7-pol. DIN, Netzkabel, slave to power amp. Der FX-Mono Einschleifweg (parallel) ist regelbar (FX Mix 100 % = seriell). Speaker out 2 x 4 und 1 x 8 Ω. Der Speaker Ausgang kann stumm geschaltet werden. Als Effekt steht ein großer Accutronics Federhall zur Verfügung. Die Kanalumschaltung erfolgt über einen Dreh-Schalter auf der Rückseite, ebenso die Einstellung für den Hall pro Kanal. Kanalwahl, Solo Level ein/aus und Hall ein/aus können auch über den zugehörigen Fussschalter bedient werden. Selten bei Rörenamps ist der Headphone out.

Das Soundspektrum ist mit drei Kanälen, den Wahlschaltern sowie mit den zusätzlichen Möglichkeiten (Normal/Extreme beim Nomad 45 und Bias Anpassung beim Nomad 55/100) enorm breit und vielfältig. Es reicht von glasklarem, brillantem Clean im Chn 1 über bluesig-rockigen Crunch im Chn 2 bis zum absoluten Lead-Brett im Chn 3.

Rectifier-Serie

Mit der Rectifier-Serie ermöglichte Mesa/Boogie klanglich relevante Möglichkeiten wie die Umschaltung zwischen Dioden- und Röhrengleichrichtung, wobei die Diodengleichrichtung einen härteren und raueren Sound erzeugt. Dieser 2-Kanal-„Ur-Rectifier“ wurde später sowohl als Single- sowie Dual- und Triple Rectifier (50 bzw. 100 bzw. 150 Watt) noch als 3-Kanal-Version herausgebracht. Die drei Kanäle (Green, Orange und Red) decken entgegen der weitläufigen Meinung nahezu alle charakteristischen Sounds ab. Jeder Kanal hat noch unterschiedliche Optionen zur Klanganpassung (Green: Clean/„Pushed“, Orange und Red: „Raw“, „Vintage“ und „Modern“), die per Kippschalter zur Verfügung stehen. Einen besonderen Stellenwertwert hat der Rectifer in der Hardcore-, Rock- und Metal-Szene erreicht, da er einen kräftigen, satten und aggressiven Klang liefert. Am oberen Ende der Produktpalette steht zur Zeit der Dual Rectifer Roadking (120 Watt), ein komplexes Gerät mit 4 Kanälen und einfacher Live-Bedienung.

Der Dual Rectifer Roadster bildet das Preisliche Bindeglied zwischen dem Dual Rectifer und dem Roadking. Jeder Rectifer bietet die Möglichkeit die Röhren zwischen Typ 6L6 und EL34 zu wechseln.

Nomenklatur: Dual-Rectifier bedeutet, dass dieser Amp 2 wählbare Arten der Gleichrichtung hat: Röhren- oder Diodengleichrichtung. Der Single-Rectifier hat nur eine Art der Gleichrichtung: Die Diodengleichrichtung. Dem entgegen hat der Triple-Rectifier nicht 3 Gleichrichterarten, sondern hier wurde die Anzahl der Gleichrichterröhren für den Namen gewählt, von denen dieser 3 Stück aufgrund der Leistung besitzt.

Stiletto-Serie

Für die Freunde des ganz traditionellen britischen Sounds, brachte Mesa die Stiletto-Serie heraus (Stiletto Ace: 50  Watt, Stiletto Deuce: 100 Watt und Stiletto Trident: 150 W). Mesa-untypisch ist der Stiletto schon ab Werk mit EL34-Röhren ausgestattet.

Geschichte und Technik

Der typische, stark verzerrte Klang der Mesa/Boogies war zunächst das Resultat einer elektrisch falsch dimensionierten Vorstufe. Der Firmengründer Randall Smith war sich nicht sicher, ob die Ausgangsleistung der Vorverstärkerstufe ausreichend sei und konstruierte diese mit vier Doppeltrioden (8 Trioden), von denen die ersten 7 Triodenstufen auch heute noch zur Verstärkung des Eingangssignals verwendet werden. Mesa/Boogie bezieht seine speziell mit einem „Mesa/Boogie“-Schriftzug versehenen Elektronenröhren überwiegend von der New Sensor Corporation.

Weblinks

 Commons: Mesa/Boogie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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