Mesokosmos

Mesokosmos

Als Mesokosmos (von altgriechisch "μέσος": Mitte; κόσμος: Welt, Ordnung[1]) wird der Gegenstandsbereich für den Menschen anschaulich erfassbarer Objekte bezeichnet. Dieser wird als Zwischenbereich zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos aufgefasst.

Inhaltsverzeichnis

Verwendung in der Evolutionären Erkenntnistheorie

Das Konzept des Mesokosmos ist ein zentraler Begriff der Evolutionären Erkenntnistheorie und hängt dort mit einem sozialen Konstruktivismus bezüglich vieler Erfahrungsgegenstände zusammen. Ideengeber ist insbesondere Konrad Lorenz, der im Rahmen seiner eigenen ethologischen Forschung und unter Einbeziehung der Erkenntnistheorie Immanuel Kants die Hypothese aufstellte, dass die von Kant für a priori gehaltenen, die Erfahrung strukturierenden Bedingungen stammesgeschichtlich – also evolutionär – entstanden seien[2].

Als Begriff wurde Mesokosmos allerdings erst 1975 von Gerhard Vollmer gebraucht[3].

Verwendung in der Ökologie

In der Ökologie bezeichnet Mesokosmos eine künstlich geschaffene, meist vereinfacht aufgebaute und klar, aber nicht notwendigerweise vollständig abgegrenzte Umwelt, an der Beobachtungen oder experimentelle Untersuchungen vorgenommen werden. Ein Beispiel aus der Ökologie sind mit Bäumen bepflanzte "Sandkasten-Ökosysteme", mittels derer Daten für Stoffbilanzen gesammelt werden.[4]

Literatur

  • Gerhard Vollmer: Mesokosmos und objektive Erkenntnis, in: Konrad Lorenz / Franz M. Wuketis (Hgg.): Die Evolution des Denkens, München 1983, S. 29-91.
  • Gerhard Vollmer: Jenseits des Mesokosmos, in: Der Physik-Unterricht 18 (1984), S. 5-22.
  • Gerhard Vollmer: Können wir den sozialen Mesokosmos verlassen?, in: Jürgen Mittelstraß (Hg.): Die Zukunft des Wissens. XVIII. Deutscher Kongress für Philosophie (Konstanz 1999). Akademie-Verlag, Berlin 2000, S. 340-352.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Art. μέσος; κόσμος in: Henry George Liddell / Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Clarendon Press, Oxford 1940.
  2. Vgl. Konrad Lorenz: Kants Lehre vom Apriorischen im Lichte gegenwärtiger Biologie, in: Blätter für Deutsche Philosophie 15 (1941), S. 94-125; auch in: Ders.: Das Wirkungsgefüge der Natur und das Schicksal der Menschen, München 4. A. 1983, S. 82-109; sowie in: Ders. / Franz M. Wuketits (Hgg.): Die Evolution des Denkens, München 1984.
  3. Gerhard Vollmer: Evolutionäre Erkenntnistheorie, Hizel, Stuttgart 1. A. 1975, 2. A. 1980, S. 161.
  4. Bernard T. Bormann, F. Herbert Bormann, William B. Bowden, Robert S. Piece, Steve P. Hamburg, Deane Wang, Michael C. Snyder, C. Y. Li, Rick C. Ingersoll: Rapid N^2 Fixation in Pines, Alder, and Locust: Evidence From the Sandbox Ecosystems Study, in: Ecology 74/2 (1993), S. 583-598.

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