Michael. Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern

Michael. Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern

Michael ist ein Roman von Joseph Goebbels. Das im Jahr 1929 bei Franz Eher in München erschienene Werk beschreibt gemäß seinem Untertitel „Ein deutsches Schicksal in Tagebuchblättern“. Es gilt in der Literaturwissenschaft als wenig gelungen und ist heute nur noch in seinem historischen Kontext von Interesse.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Das Buch wird häufig als semi-autobiografisch beschrieben. Goebbels mischt seinen eigenen Werdegang mit dem eines wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg bei einem Unfall untertage ums Leben gekommenen Jugendfreundes namens Richard Flisges.

Goebbels’ einziger Roman blieb auch das einzige bekannte literarische Werk des Autors.[1]

Inhalt

Michael war Frontsoldat im Ersten Weltkrieg und hat als solcher schlimme Erlebnisse hinter sich, die sich tief in sein Bewusstsein eingegraben haben. Zur Zeit der Weimarer Republik studiert er zunächst, immer nur ein einziges Buch bei sich (Goethes Faust, der Tragödie erster Teil, für den zweiten ist er nach eigener Angabe „zu dumm“), wird dann aber Bergmann, weil er denkt, dem Erstarken Deutschlands als solcher besser dienen zu können.

Die erzählte Zeitspanne umfasst anderthalb Jahre. An deren Ende kommt Michael im Bergwerk ums Leben. Im Zentrum seiner häufig betont anti-intellektuellen Aufzeichnungen steht die Suche nach Gott. Hierbei stellt er auch zum Teil abenteuerliche Betrachtungen über Jesus Christus (dass dieser kein Jude war, müsse nicht wissenschaftlich bewiesen werden, es stehe fest), Nietzsche, Goethe, Vincent van Gogh, Mozart und Beethoven an. Im Ende taucht eine Erlöser-Figur in Form eines Adolf Hitler ähnelnden Charakters auf. Daneben ist auch eine Liebesgeschichte Zutat für den Roman.

Rezeption

Das Buch hatte insbesondere in der Zeit des „Dritten Reichs“ zahlreiche Auflagen. Klaus Vondung sieht in dem Untertitel des Romans einen „repräsentativen Anspruch“ signalisiert.[2] Dass Michael einigen Aufschluss über den Geisteszustand und die Selbstsicht Goebbels’ geben kann, meint Joachim Fest.[3] Für Claus-Ekkehard Bärsch steht 1987 allerdings seine „strikte psycho-historische und geistesgeschichtliche Interpretation noch aus“.[4] Ansonsten gilt das Buch als pseudo-expressionistisches und von „irrationalem völkischem Nazi-Pathos durchdrungenes Machwerk“.[5]

In den 1970er Jahren wurde der Roman von Elfriede Jelinek unter gleichem Titel als „Jugendbuch für die Infantilgesellschaft“ (1972) karikiert. Hanns Dieter Hüsch sprach den Roman 1974 in Goebbels' Originaltext für eine Schallplatte ein, um nachwachsende Generationen für die Fragen „Wie konnte man darauf reinfallen? Wo hat das angefangen? Wie konnte es soweit kommen?“ zu sensibilisieren.[6]

In den 1980er-Jahren erschien eine ins amerikanische Englisch übersetzte Ausgabe.

Einzelnachweise

  1. Rainer Schmitz: Was geschah mit Schillers Schädel. Alles was Sie nicht über Literatur wissen; Berlin 2006, S. 241
  2. Klaus Vondung: Die Apokalypse in Deutschland, dtv 1988, S. 465
  3. n. d. engl. Wikipedia-Artikel zitiert: Joachim Fest, The Face of the Third Reich, S. 88
  4. Claus-Ekkehard Bärsch: Erlösung und Vernichtung: Dr. phil. Joseph Goebbels: zur Psyche und Ideologie eines jungen Nationalsozialisten 1923–1927, Boer 1987, S. 80
  5. Rainer Schmitz: Was geschah mit Schillers Schädel. Alles was Sie nicht über Literatur wissen; Berlin 2006, S. 241
  6. intercord 28 564-3 U

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