Milonguera

Milonguera

Milonga ist sowohl eine Bezeichnung für einen südamerikanischen Tanz, als auch eine Bezeichnung für einen Tanzabend. Laut José Gobello (Präsident der Academia Porteña del Lunfardo) entstammt dieses Wort der afrikanischen Sprache Quimbunda und ist der Plural von mulonga - Wort. Milonga bedeutete am Río de la Plata synonym Gespräch, Erzählung und Gerede.

Inhaltsverzeichnis

Milonga als Tanz

Musikalisch gilt die Milonga als die schnelle Vorläuferin des Tango. Anders gesagt kann der Tango auch als eine stark verlangsamte Milonga bezeichnet werden.

Sie entstand als Weiterentwicklung der Payada der Gauchos (im Gegensatz zur achtversigen Milonga war die sechsversige Payada allerdings meist improvisiert). Seit 1872 ist der Begriff Milonga mit der Nebenbedeutung "Tanzveranstaltung" belegt[1], und 1883 (Ventura Lynch) als Volkstanz par excellence.

Notiert wird die Milonga im 2/4- oder 4/4-Takt. Eine der Milonga sehr nahe Verwandte ist die noch ursprünglichere Candombe. Milonga wird regelmäßig in enger Umarmung getanzt, was einerseits eine genaue Führung durch den Mann voraussetzt, andererseits die Fähigkeit der Frau, die Führungsimpulse zu erkennen und umzusetzen.

Milonga als Tanzveranstaltung

Ort des Tangos

Tangotänzer (als Tanguera und Tanguero bezeichnet) treffen sich zu Milongas, um zu tanzen. Rund um die Tanzfläche sind Tische angeordnet, es wird Tango, Vals oder Milonga gespielt. Jeweils drei bis fünf Musikstücke eines Typs bilden sogenannte Tandas, die durch kurze Intermezzi (Cortinas) musikalisch unterbrochen werden können. Milongas finden regelmäßig (wöchentlich) statt, üblicherweise gibt es Tanzkurse oder Practica (Übungsstunden) vor Beginn und manchmal Show- oder Orchestereinlagen während der Milonga. Der Ablauf einer Milonga wird durch verschiedene Sitten geordnet, diese können durchaus von Veranstaltung zu Veranstaltung differieren. Auf einer traditionellen Milonga wird durch Aufnahme von Blickkontakt (mirada) zum Tanz aufgefordert, der Mann fordert stets die Frau auf. Üblicherweise unterhält man sich zwischen den Stücken über Belanglosigkeiten. Am Ende einer Tanda bedankt und verabschiedet man sich, der Mann geleitet die Frau zu ihrem Platz zurück. Sich zu trennen während eine Tanda noch nicht zu Ende gespielt wurde - oder gar vor dem Ende eines Stückes! - gilt als unhöflich und demütigend. Bei weniger traditionellen Milongas (La Virute, La Catedral) werden diese Rituale allerdings für nicht so wichtig genommen.

Milongas in Buenos Aires

In Buenos Aires ist die Milongakultur, bedingt durch das von der argentinischen Militärdiktatur verhängte Versammlungsverbot, lange Zeit nur im Untergrund gepflegt worden. Seit Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts nimmt hier der Tango Argentino eine sehr dynamische Entwicklung. Viele neue Milongas wurden ins Leben gerufen, so dass heute täglich ein Angebot an mindestens 15 verschiedenen Veranstaltungen besteht, Donnerstag bis Sonntag sind es sogar bedeutend mehr. Zu den wichtigsten Veranstaltungsorten in Buenos Aires zählen:

  • Confiteria Ideal: Im holzvertäfelten Obergeschoss des „Ideal“, unter goldenen Lüstern und bröckelndem Verputz trifft sich das eher ältere Publikum zum Tanz (Vorsicht, Touristenfalle und beliebt bei Taschendieben).
  • Salon Canning: Freitags ist die von Omar Viola unter dem Namen Parakultural ausgerichtete traditionelle Milonga der Treffpunkt für die besten Tänzer der Stadt. Hier wird vor allem der Estilo Milonguero (enges Tanzen mit viel Körperkontakt) gepflegt.
  • La National: Eine weitere Traditions-Milonga.
  • La Viruta: Tanzparkett für Nachwuchstänzer, Massen-Tanzstunden mit bis zu 300 Teilnehmern, Tango wird regelmäßig durch Salsa- und Rock-’n’-Roll-Tandas unterbrochen, Electrotango ist hier nicht verpönt sondern Programm.
  • Sunderland: Hier treffen sich die alteingesessenen Milongueros und zelebrieren den traditionellen Tango mit all seinen strengen Verhaltensregeln (codigos). Touristen werden in dieser abgelegenen Turnhalle in Villa Urquiza von den Porteños eher reserviert behandelt.

Die jeweils aktuellen Milonga-Termine und Orte sind in El Tangauta aufgeführt, der kostenlosen Tangozeitschrift, die alle wichtigen Informationen zum Thema bereit hält, unter anderem auch die meisten Unterrichtsmöglichkeiten auflistet. El Tangauta ist auf jeder Milonga zu finden und im Centro Cultural San Martin.

Einzelnachweise

  1. José Hernandez: Martín Fierro, zweiter Teil, 1872

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