- Tango (Musikrichtung)
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Tango ist eine Musikrichtung, deren Zentren Buenos Aires, Argentinien, und Montevideo, Uruguay, sind. Heute gibt es hauptsächlich drei Stilrichtungen: Den Tango im 4/8-Takt, die Milonga im 2/4-Takt und den Vals im 3/4-Takt. Weitere Stilrichtungen sind z. B. Candombe (mit afrikanischen Einflüssen) und Canyengue. Tango-Musik wurde ab etwa 1920 in alle Teile der Welt exportiert (insbesondere nach Europa und Japan in den jeweiligen Tango-Modewellen), in vielen Ländern musikalisch adaptiert und zu eigenständigen Kunstformen weiterentwickelt (siehe hierzu Deutscher Tango und Finnischer Tango). In die E-Musik wurde der Tango insbesondere durch das Werk von Astor Piazzolla integriert. Aktuell findet man auch Ansätze, den Tango mit Pop-Strömungen zu verbinden (siehe Electrotango). Zur Kunstform des Tango kommen neben der Musik noch der lyrische Anteil der Textdichtung und die Interpretation im Tanz hinzu.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliche Entwicklung
Tango entstand als eine Melange vieler Musikformen zwischen 1850 und 1900: Aus der Konfrontation europäischer Musikstile (italienische Musik, polnische Polka etc.) mit lateinamerikanischer Musik (Milonga, Habanera) und afrikanischer Rhythmik (Candombe). Der harmonische Unterbau des Tangos ist europäisch, die Rhythmik beinhaltet jedoch z. T. afrikanische und lateinamerikanische Vorbilder (der Rhythmus der Habanera stammt von afrikanischen Rhythmen ab). Die ersten Tangos wurden im 2/4-Takt notiert; spätestens ab etwa 1920 wurde allerdings der ruhigere 4/8-Takt bevorzugt. Die Spielweise der Tango-Orchester ist teilweise polyphon und zwischen den Instrumentengruppen weitgehend gleichberechtigt, in der Form, dass sich die Instrumente in ihrer Funktion als Rhythmusinstrument oder als tragende Instrumente für Thema und Contrecanto abwechseln können.
Seit den 1920ern haben sich zwei Strömungen in der Entwicklung des Tango kristallisiert: Eine traditionelle, die an die Ursprünge des Tango angelehnt ist und die Betonung auf einen markanten Rhythmus und einfacher Harmonien legt mit wenigen solistischen Interpretation; eine zweite Strömung ist auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Sie ist meist kammermusikalisch angelegt und führt teilweise neue Instrumente und Rhythmen ein. Die erste Linie ist typisch für die Orchester von Francisco Canaro, Edgardo Donato, Fracisco Lomuto, Roberto Firpo, die zweite Linie ist die von Osvaldo Fresedo, Julio De Caro, Pedro Maffia.
Interpretationspraxis
Ein typisches Tango-Orchester (sogenanntes Sexteto típico) besteht aus einem Klavier, einem Kontrabass, zwei Violinen und zwei Bandoneóns. Je nach musikalischer Ausrichtung sind jedoch weite Variationen in der Instrumentierung möglich, dies reicht von minimalen Instrumentierungen (Bandoneón solo) bis zu den in der goldenen Tangozeit (um 1940) üblichen Mammutorchestern (Orquestas Típicas) mit teilweise über 30 Musikern, von denen dann wiederum etwa ein Drittel Bandoneonisten waren. Dieses für den Tango so wichtige Instrument wurde von Einwanderern um 1880 importiert und versinnbildlicht im Klangbild den melancholischen Charakter des Tango. Weiterhin klingt das Bandoneon in den höheren Lagen wie eine Violine, was das Zusammenspiel mit diesen vereinfacht und interessant gestaltet. Die Spieltechnik und der Einsatz des Klangcharakters in der Instrumentierung waren nicht festgelegt und wurden in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bis zur Virtuosität entwickelt. Das Klavier wurde von Roberto Firpo in das Tangoorchester eingeführt, während der Kontrabass durch die Integration eines Jazz-Bassisten in das Orchester von Francisco Canaro zum festen Bestandteil des Tango-Orchesters wurde. Neben rein instrumentellen Interpretationsformen gibt es auch die Formen des Tango estribillista und des Tango canción, bei welchen ein Sänger/eine Sängerin das Orchester bereichert oder instrumentell begleitet wird. Der bekannteste und verehrteste Tango-Sänger ist Carlos Gardel.
Ab Anfang der 1940er Jahren hatten viele Tango-Interpreten eine so große technische Virtuosität erreicht, dass vielen von ihnen Verträge mit philharmonischen Orchestern in Buenos Aires und anderswo eingingen (z. B. Orchestern des Teatro Colon).
Der Einfluss von professionellen Arrangeuren hat den Charakter der bekanntesten Orchester wesentlich geprägt. Einige der wichtigsten Beispiele sind Argentino Galván, Hector Bartolo, Miguel Nijensohn, Osmar Maderna, usw. Die ersten Arrangeure arbeiteten mit den Orchestern von Caló, Troilo, Pugliese, Francini-Pontier, Fresedo und Elvino Vardaro. Die bekanntesten Orchester gründeten Osvaldo Pugliese, Aníbal Troilo, Carlos Di Sarli und Juan D'Arienzo (the big four). Auch Astor Piazzolla formierte 1946 sein eigenes Orquesta típica.
Bis in die fünfziger Jahre war Tango die Musik und der Tanz aller Gesellschaftsschichten Argentiniens. In der Zeit nach dem Sturz des argentinischen Präsidenten Juan Perón 1955 durch das Militär schwand auch die Popularität der Tangomusik – sie galt in dieser Zeit des Umbruchs als Musik der Alten und unmodisch. Die letzten großen Orquestas verschwanden um das Jahr 1960.
Beispiele
Die auch im Ausland und bei vielen Tango-Laien bekanntesten Stücke sind La Cumparsita und El Choclo, außerdem der Libertango von Astor Piazzolla sowie Por una cabeza von Carlos Gardel.
Dass der Tango als Musikrichtung weltweit erhebliche Bedeutung erfahren hat, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt ist möglicherweise, dass der Tango auch bereits mit der deutschen Schlagerwelt in "Berührung" gekommen ist. Aber neben dem bekannten Kriminal-Tango des Hazy Osterwald Sextetts (1961) war es eben auch ein Tango, der einmal bei den Deutschen Schlagerfestspielen in Baden-Baden gewürdigt wurde. Der Bailando a dos des 2010 in Köln verstorbenen deutschen Komponisten Hermann Impertro (1925-2010) erreichte im Jahr 1961 in der Aufführung des Orchesters Alfred Hause den ersten Platz, der Komponist wurde mit der Goldmedaille des Wettbewerbs ausgezeichnet.
Musiker
Bandoneonisten
Pianisten
Violinisten
Gitarristen
Sänger
- Carlos Gardel
- Luis Cardei
- Nelly Omar
- Lidia Borda
Weitere
- Miguel Caló
- Julio De Caro
- Edgardo Donato
- Fracisco Lomuto
- Francini-Pontier
- Elvino Vardaro
- José Bragato
- Hermann Impertro (Komponist, 1925-2010)
Tänze und Tanzstile
Literatur
- Dieter Reichardt: Tango. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1984, ISBN 3-518-37587-3
- Arne Birkenstock & Helena Ruegg: Tango. DTV, München 1999, ISBN 3-423-24273-6
- Horacio Salas: Der Tango. Abrazos Books, Stuttgart 2002. ISBN 3-89657-604-6
- Egon Ludwig: Tango Lexikon. Lexikon Imprint Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-89602-294-6
- Wolfram Fleischhauer: Drei Minuten mit der Wirklichkeit. Knaur, 2002, ISBN 3-426-62256-4
- Horacio Vazquez-Rial: Tango, der dein Herz verbrennt. Piper, 2005, ISBN 3-492-04703-3
- Horacio Salas & Lato: Tango. Wehmut, die man tanzen kann. Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-58021-9
- Luis Adolfo Sierra: Historia de la orquesta típica: evolución instrumental del tango Buenos Aires: Ed. Corregidor, 1997, ISBN 950-05-1007-3
Weblinks
- Datensammlung zu Musik, Musikern und Tango allgemein (spanisch/englisch)
- tango.info Eine sehr umfangreiche Datenbank zu den Tango-Titeln (Schwerpunkt 30er, 40er und 50er Jahre)
- Blog eine Plauderei über den Tango Argentino Beiträge zur Musik mit ausgesuchten Tangos als embedded audio
- Un Loco Tangomagazin eines Verrückten, deutsch, mit interessanten Beiträgen
- tangokultur.info, das Onlinemagazin
- Tango Tangoplattform in deutsch und spanisch
- Tango Globale die Tangosendung mit Fernando Miceli auf multicult.fm Berlin, Sonntags wöchentlich um 9 Uhr bzw. 18 Uhr
Kategorien:- Tango
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