Miltenberg Hbf

Miltenberg Hbf
Miltenberg Hauptbahnhof
Miltenberg Hauptbahnhof, Stadtseite (April 2009)
Bahnhofsdaten
Art Kopfbahnhof
Abkürzung

NM G

Architektonische Daten
Eröffnung

12. November 1876

Stilllegung 22. Mai 1977 (Personenverkehr),
2005 (Gesamtverkehr)
Baustil Spätklassizismus
Stadt Miltenberg
Bundesland Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 49° 42′ 12″ N, 9° 14′ 20″ O49.7033333333339.23888888888897Koordinaten: 49° 42′ 12″ N, 9° 14′ 20″ O
Eisenbahnstrecken
Liste der Bahnhöfe in Bayern
Lage der Miltenberger Bahnhöfe

Der Bahnhof Miltenberg Hauptbahnhof (ab 1977: Miltenberg Güterbahnhof) war von 1876 an der Bahnhof der bayerischen Stadt Miltenberg. Da er als Kopfbahnhof ein fortwährendes Betriebshindernis darstellte, wurde er 1977 durch einen neuen, rechtsmainischen Bahnhof ersetzt und diente von da an bis zu seiner Stilllegung 2005 als Güterbahnhof.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Am 1. Oktober 1854 eröffneten die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen (KBayStsB) den Abschnitt LohrAschaffenburg der Ludwigs-West-Bahn, der durchgehenden Verbindung BambergFrankfurt am Main. Deren Streckenführung über die Spessartrampe ließ die Bahn die Orte im Mainviereck links liegen. So gelangten Miltenberg, Obernburg und Stadtprozelten zunehmend verkehrstechnisch und damit wirtschaftlich ins Abseits. Dennoch zeigte der bayerische Staat aus partikularistischen Gründen kein Interesse, eine Bahnverbindung von Lohr nach Aschaffenburg entlang des Mains zu schaffen, hätte diese doch dem benachbarten Baden den Anschluss an das eigene Schienennetz in Wertheim oder bei Amorbach ermöglicht und so Konkurrenz für die Ludwigs-West-Bahn geschaffen.

Eröffnung

Am 12. November 1876 erhielt Miltenberg mit der Eröffnung einer Hauptbahn von Aschaffenburg schließlich den Eisenbahn-Anschluss. Der Bahnhof entstand in enger Tallage am linken Main-Ufer möglichst nahe der Ortsmitte. Für diese Lage waren nicht zuletzt die partikularistischen Interessen Bayerns ausschlaggebend: Der Bahnhof wurde bewusst so angelegt, dass eine Verlängerung der Bahn Main-aufwärts in Richtung Wertheim nicht möglich war und eine Weiterführung nach Amorbach–Seckach nur mit Kopfmachen möglich war. Dass damit Miltenberg keine überregionale Bedeutung im Schienenverkehr zukommen konnte, nahm die bayerische Politik billigend in Kauf.

Das Empfangsgebäude im spätklassizistischen Stil erhielt eine Verblendung aus rotem Mainsandstein [1]. Die KBayStsB eröffneten den Bahnhof zunächst als „Bahnexpedition 1. Klasse“ und wandelten ihn zum 12. Dezember 1876 in eine „Bahnverwaltung“ um.

Erweiterungen

Mit der Eröffnung der Bahnstrecke nach Amorbach am 15. April 1880 wurde der bisherige Endbahnhof in Miltenberg zum Kopfbahnhof. Ab 1899 konnte über Amorbach das Badische Seckach an der Odenwaldbahn erreicht werden. Anfang des 20. Jahrhunderts kam es doch noch zum Bahnbau über Miltenberg hinaus Main-aufwärts: Am 21. Mai 1906 eröffneten die KBayStsB die Lokalbahn nach Stadtprozelten. Da das linke Mainufer teilweise badisches Gebiet war, verlief die Strecke vollständig entlang des rechten Mainufers. Spätestens jetzt erwies sich die Lage des Miltenberger Bahnhofs als Fehlentscheidung, da der Anschluss in Miltenberg nur über eine Eisenbahnbrücke über den Main vor dem Bahnhof möglich war. Züge von Miltenberg nach Stadtprozelten mussten daher in ein ca. 500 m langes Ausziehgleis parallel zur Aschaffenburger Strecke zurücksetzen und konnten dann nach Umstellung einer Weiche Miltenberg über die Mainbrücke nördlich umfahren. In die umgekehrte Richtung war eine Sägefahrt entsprechend anders herum erforderlich. 1912 erhielt Miltenberg durch die Verlängerung Stadtprozelten–Wertheim doch noch Anschluss an die Badische Taubertalbahn.

Ablösung

Spätestens mit der Einführung durchgehender Eilzugverbindungen in der Relation BodenseeCrailsheim–Aschaffenburg–Frankfurt am Main in den frühen 1950er Jahren erwiesen sich die Zustände im Miltenberger Hauptbahnhof als untragbar, so dass in den 1960er Jahren Pläne für einen Umbau der Miltenberger Bahnanlagen reiften. Als mögliche Lösungen untersuchte die Deutsche Bundesbahn die Verlegung aller Anlagen zum bisherigen rechtsmainischen Haltepunkt Miltenberg Nord unter Beibehaltung des alten Bahnhofs als Güterbahnhof („große Lösung“) und alternativ nur die Verlegung des Halts durchgehender Personenzüge zum Nordbahnhof und der Güterabfertigung („kleine Lösung“). Die DB entschied für die große Lösung und gab dafür im März 1972 Mittel in Höhe von 1,45 Mio. DM für einen ersten Bauabschnitt frei: Miltenberg Nord wurde zum Bahnhof ausgebaut, die Zufuhrstrecken umgebaut und eine neue Güterhalle erbaut. Schon ab dem Sommerfahrplan 1972 waren durchgehende Zugfahrten Aschaffenburg–Miltenberg Nord–Wertheim signaltechnisch möglich, so dass einzelne Eilzugpaare den Hauptbahnhof umfahren konnten.

1975 nahm die DB die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt auf, der eine weitere Erweiterung der Gleisanlagen des Nordbahnhofs, den Neubau des Empfangsgebäudes, der Güterabfertigung und neue Bahnsteige mit Unterführung umfasste. Der neue Bahnhof erhielt kein zeitgemäßes Dr-Stellwerk, sondern aus Kostengründen nur ein elektromechanisches Stellwerk älterer Bauart. Am 22. Mai 1977 löste der neue „Bahnhof Miltenberg“ den Miltenberger Hauptbahnhof im Personenverkehr vollständig ab, der Hauptbahnhof hieß von nun an „Miltenberg Güterbahnhof“ (Miltenberg Gbf). Da die Ära des Dampfbetriebs bereits zu Ende war, baute die DB die jenseits der Mud gelegenen, nun nicht mehr benötigten Anlagen für die Lokbehandlung, den Lokschuppen und die Drehscheibe zurück. Die Gesamtkosten für die Verlegung betrugen 5 Mio. DM.

Gleisseite nach Abbau der Bahnanlagen (April 2009)

Güterbahnhof ab 1977

Das imposante, zwischenzeitlich denkmalgeschützte Empfangsgebäude diente nach Verlegung des Personenbahnhofs zunächst der örtlichen Bahnmeisterei und als Wohngebäude für Bahnbedienstete, die Flächen wurden sukzessive Geschäften und Gastronomiebetrieben zur Verfügung gestellt. Nach einer Ausschreibung gelangte das Gebäude 1981 an einen Investor, der die Wohnungen in Mietwohnungen umwandelte. 1990 übernahm die Fahrdienstleitung des neuen Miltenberger Bahnhofs im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen auf der Maintalbahn die Steuerung des Güterbahnhofs. Die nach wie vor vorhandenen Formsignale wurden durch Lichtsignale ersetzt, das zuletzt als Abstellgleis genutzte Ausziehgleis verschwand.

Bis Mitte der 1990er Jahre war der Güterbahnhof stark frequentiert, und die Gleisanlagen waren nach wie vor umfangreich. Er verfügte über eine Ladestraße, sowie verschiedene Anschlussgleise, so auch über einen Anschluss zum Mainufer mit Umschlagsmöglichkeit zur Main-Schifffahrt. Darüber hinaus diente er zur Abstellung von Güterwagen und der Bahnmeisterei. Ab 1997 verlagerten wichtige Kunden, darunter ein Deckenplattenhersteller in Amorbach und ein Hersteller von Keramikwaren in Kleinheubach, ihre Transporte auf die Straße. In Folge zog die DB die bisher hier stationierte Köf-III-Rangierlok ab, die Anlagen dienten nur noch saisonal der Holzverladung. Im Rahmen von MORA C kündigte die DB allen noch verbliebenen Kunden zum Ende des Jahres 2001 – der letzte reguläre Güterzug verließ den Bahnhof am 20. Dezember 2001.

Ab 2002 nutzte die Bahn den Güterbahnhof bei Gleisarbeiten an nahe gelegenen Streckenabschnitten noch gelegentlich zur Abstellung von Bauzügen, ansonsten überwucherte die Natur die Anlagen zusehends. 2005 wurde die Einfahrt in den Bahnhof gesperrt, und Anfang Oktober 2007 wurden die Anlagen – bis auf das Empfangsgebäude und die Güterabfertigung – vollständig abgebaut. Auf den Flächen soll nun ein Gewerbegebiet entstehen.

Literatur

  • Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Bd. 1: Historische Entwicklung und Bahnbau. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-8825-5766-4. 
  • Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Bd. 2: Ausgestaltung, Betrieb und Maschinendienst. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-8825-5768-0. 
  • Alexander Wörn: 30 Jahre Bahnhof Miltenberg und Abschied vom ehemaligen Miltenberger Hauptbahnhof. In: der schienenbus. Nr. 6, 2007, S. 65–67. 

Einzelnachweise

  1. Route der Industriekultur Rhein-Main. Bayerischer Untermain III

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