- Milzriss
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Klassifikation nach ICD-10 S36.0 Verletzung der Milz ICD-10 online (WHO-Version 2006) Die Milzruptur ist eine Verletzung (Riss) der Milz meist durch ein stumpfes Bauchtrauma.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Eine Milzruptur kann durch ein stumpfes Bauchtrauma z. B. nach Arbeits-, Verkehrs- oder Sportunfällen oder durch ein spitzes Milztrauma entstehen. Sie kann außerdem iatrogen (durch den Arzt) z. B. bei Operationen hervorgerufen werden. Neben den traumatischen Milzrupturen kommen selten auch nichttraumatische, sogenannte Spontanrupturen der Milz vor, bei denen es durch ein rasches Anschwellen der Milz zu Kapselrissen mit Blutungen in die Umgebung kommen kann. Ursächlich hierfür kommen Infektionen, z. B. die Mononukleose, Milztumoren, z. B. maligne Lymphome und Angiome, oder die Pfortaderthrombose in Betracht.
Formen
- Ruptur der Kapsel und des Parenchyms
- Ruptur des Parenchyms bei erhaltener Kapsel mit Ausbildung eines Hämatoms unterhalb der Kapsel
- Einzeitige Milzruptur: Entwicklung der hypovolämischen Symptomatik unmittelbar oder nach einem kurzen Intervall von einigen Stunden, da die Kapsel auch gerissen ist.
- Zweizeitige Milzruptur: Entwicklung der hypovolämischen Symptomatik nach einem Intervall von Tagen oder Wochen nach dem Unfall bei erhaltener Kapsel, da das Blut sich zunächst in der Kapsel sammelt (Sickerblutung).
Schweregrade
- Grad 1: Kapselrisse, subkapsuläres nicht expandierendes Hämatom
- Grad 2: Verletzung von Kapsel und Parenchym ohne Verletzung von Segmentarterien
- Grad 3: Verletzung von Kapsel, Parenchym und Segmentarterien
- Grad 4: Verletzung von Kapsel, Parenchym und Segment- oder Hilusgefäßen, Abriss des Gefäßstiels
- Grad 5: Ausriss des Organs im Milzhilus mit Devaskularisation
Symptome
- Zeichen der Hypovolämie
- Tachykardie und Hypotonie
- Tachypnoe und Hyperventilation
- Blasse, kalte und kaltschweißige Haut
- Oligurie bis Anurie
- Angst, Unruhe
- Zunehmende Bewusstseinseintrübung
- Kehr-Zeichen: In die linke Schulter ausstrahlender Schmerz mit Hyperästhesie
- Saegesser-Zeichen
- Douglas-Vorwölbung
- Abwehrspannung
Diagnostik
- Anamnese: Ermittlung des Unfallhergangs
- Klinisches Bild, Klinische Untersuchung
- Sonografie
- Röntgen-Thorax und Röntgen-Abdomen zum Ausschluss weiterer Verletzungen
- Peritoneallavage
Therapie
Zuerst werden die Kreislaufparameter, insbesondere Blutdruck und Zentraler Venendruck, sowie die renale Ausscheidung überwacht. Auch das Blutbild, insbesondere der Hämoglobin- und der Leukozytenwert, werden kontrolliert.
Die Therapie erfolgt abhängig von der Stadieneinteilung:
- Grad 1: engmaschige Überwachung, wiederholte sonographische Kontrollen
- Grad 2: lokale Blutstillung durch (Infrarot)Koagulation und/oder Fibrinkleber
- Grad 3: Milznaht (Kompression mit resorbierbarem Netz) und/oder Fibrinkleber
- Grad 4: Teilresektion
- Grad 5: Splenektomie
Literatur
- Souza-Offtermatt, Staubach u.a.: Intensivkurs Chirurgie. Elsevier/Urban und Fischer, München 2004, S.474ff. ISBN 343743490X
Weblinks
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