Mittelwälder

Mittelwälder

Ein Mittelwald ist eine historische Waldbauform, die ihren Namen daher hat, weil auf einer Fläche zwei Bewirtschaftungsformen miteinander kombiniert werden, der Niederwald mit seinen kurzen Umtriebszeiten und einer gleichaltrigen Unterschicht, und der Hochwald mit seinen langen Umtriebszeiten und einer meist ungleichaltrigen Oberschicht.

Damit besteht der Mittelwald aus zwei Baumschichten, dem Oberholz, das alt werden darf und dem Unterholz, das etwa alle 30 Jahre flächig als Brennholz geerntet wird. Diese Schichtung entwickelt sich, da man bei Aberntung der Stockausschläge gut gewachsene Bäumchen gewünschter Baumarten stehen ließ. Dabei handelte es sich um nutzholzliefernde Lichtbaumarten wie Eiche, Esche oder Pappel. Diese Kernwüchse (sogenannte „Lassreisel“) haben ähnliche Funktionen wie die Überhälter im Hochwald. Sie erlauben eine natürliche Verjüngung im Unterholz. Weiterhin entwickeln sie in dieser Waldform mächtige Kronen, die Refugien für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten darstellen.

Später ging man auch dazu über, die Oberschicht durch Pflanzungen einzubringen. Besonders beliebt war hierbei die Eiche, da sie nicht nur wertvolles Bauholz liefert, sondern auch eine herbstliche Schweinemast ermöglicht. Viele mitteleuropäische Eichen-Hainbuchenwälder sind somit auch auf die Mittelwaldwirtschaft zurückzuführen.

Der Begriff „Mittelwald“ stammt von dem Forstwissenschaftler Heinrich Cotta, der ihn in seinem Buch Anweisung zum Waldbau (1817) erstmals verwendete. Der Mittelwald „ist praktisch ein Niederwald, bei dem man immer einzelne, besonders gute Stämme – meist Eichen – älter werden lässt und erst nach Erreichen eines nutzholzfähigen Durchmessers erntet.“[1]

Bis vor wenigen Jahren war die Mittelwaldwirtschaft stark im Rückgang begriffen. Etwa 1 % der bundesdeutschen Waldfläche wird derzeit noch als Nieder- bzw. Mittelwald genutzt. Ehemalige Mittelwälder werden in Hochwälder überführt. Im mittelfränkischen Kehrenberg befindet sich ein nach wie vor in Nutzung stehendes und wissenschaftlich gut untersuchtes Mittelwaldgebiet. In Frankreich ist diese Form der Waldbewirtschaftung noch wesentlich stärker verbreitet als in Deutschland (1963 betrug sie noch 48 %).[2]

Ungeachtet historischer oder ästhetischer Bedeutung können Mittelwälder besondere Biotope sein und ein spezielles Ökosystem bilden. Für einen Artenschutz ist deshalb der Erhalt dieser speziellen Lebensräume vonnöten.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Hasel, Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. Ein Grundriss für Studium und Praxis. Kessel, Remagen 2002, ISBN 3-935638-26-4
  • Hans Hausrath: Geschichte des deutschen Waldbaus. Von seinen Anfängen bis 1850. Schriftenreihe des Instituts für Forstpolitik und Raumordnung der Universität Freiburg. Hochschulverlag, Freiburg im Breisgau 1982, ISBN 3-8107-6803-0
  • Richard B. Hilf: Der Wald. Wald und Weidwerk in Geschichte und Gegenwart – Erster Teil [Reprint]. Aula, Wiebelsheim 2003, ISBN 3-494-01331-4

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Stölb Waldästhetik: Über Forstwirtschaft, Naturschutz und die Menschenseele Remagen-Oberwinter 2005, S. 235
  2. K. Vanselow, Zur geschichtlichen Entwicklung der Verjüngungsformen in Deutschland. Forstwissenschaftliches Centralblatt 82: 257-269

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