- Moly
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Hermes schützt Odysseus (Zeichnung von Annibale Carracci, um 1595)
Moly (griechisch μῶλυ) bezeichnet in der antiken Mythologie eine zauberwirksame Pflanze. Erstmals erscheint sie bei Homer, wo in der Odyssee der Götterbote Hermes dem Odysseus das Moly als Schutz gegen die Hexenkünste der Kirke mitgibt:
- Also sprach Hermeias, und gab mir die heilsame Pflanze,
- Die er dem Boden entriss, und zeigte mir ihre Natur an:
- Ihre Wurzel war schwarz, und milchweiß blühte die Blume;
- Moly wird sie genannt von den Göttern. Sterblichen Menschen
- Ist sie schwer zu graben; doch alles vermögen die Götter.[1]
Die italienischen Botaniker der Renaissance erkannten, höchst wahrscheinlich richtig, darin eine Allium-Art, da diese in Griechenland wie in ganz Europa als Hauptabwendungsmittel von Bezauberung gelten (molyelu= entfernen, abwenden, sc. Zauber), und hielten Allium magicum oder Allium moly (Gold-Lauch) dafür. Da diese Arten jedoch gelbe oder rötliche Blüten tragen, Homer die Blüten aber milchweiß nennt, so stimmt nach Sprengel A. nigrum (Schwarz-Lauch) besser sowohl mit der Beschreibung des Homer als mit jener des Theophrast überein.
Andere Versuche, die vielumdeutete Pflanze in der weißen Seerose oder schwarzen Nieswurz etc. zu erkennen, sind völlig haltlos.
„Holy Moly!“
Der Ausruf „Holy Moly!“ wurde bei uns bekannt durch den von Walter Matthau dargestellten Max Goldman in dem Film „Grumpy Old Men“ (deutscher Titel: „Ein verrücktes Paar“), der damit jeweils seiner Überraschung Ausdruck verleiht. In den USA wurde der Ausruf erstmals gebraucht in den von C. C. Beck und Bill Parker geschaffenen Figuren der Captain Marvel-Comics,[2] wodurch er populär wurde und in den allgemeinen Sprachgebrauch gelangte.[3]
Ob sich der Ausdruck auf das magische Kraut bezieht, ist allerdings nicht ganz klar, vor allem da in den Captain Marvel-Comics meist die Schreibung „Holy Moley“ verwendet wird. Allerdings wird einmal explizit Bezug auf das magische Kraut und die Homer-Stelle genommen: was die Kraft von Herkules nicht vermochte, gelingt Captain Marvel, denn er kann die Pflanze entwurzeln.[4]
Literatur
Chronologisch absteigend geordnet.
- Konrat Ziegler: Moly. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 1403.
- Jerry Stannard: The Plant Called Moly. In: Osiris 14 (1962), S. 254-307
- Hugo Rahner: Die seelenheilende Blume. Moly und Mandragore in antiker und christlicher Symbolik. In: Eranos-Jahrbuch, Bd. 12 1945, S. 118-239
- August Steier: Moly. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XVI,1, Stuttgart 1933, Sp. 29–33.
- Daniel Triller: Moly Homericum detectum cum reliquis ad fabulam circaeam pertinentibus. Dissertation Universität, Leipzig 1716 (Resp. Johann Jakob Wagner)
- Georg Wolfgang Wedel: De moly Homeri in specie. Krebs, Jena 1713 (Zugl. Dissertation, Universität Jena)
- Urban Gottfried Siber: Moly. Hermetis herba. Schneeberg/Aue 1699
Einzelnachweise
- ↑ Homer Odyssee 10,302-307; Übersetzung von Johann Heinrich Voß
- ↑ Whiz Comics #2 (Februar 1940)
- ↑ J. E. Lighter: Historical Dictionary of American Slang. Bd. 1, s. v. „Holy Moly“, Random House, New York 1994
- ↑ http://goodcomics.comicbookresources.com/2007/10/18/comic-book-urban-legends-revealed-125/
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen. Kategorien:- Gegenstand der griechischen Mythologie
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