- Kirke
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Kirke, Circe (griechisch Κίρκη „Falken“) oder äußerst selten Zirze, ist eine Zauberin der griechischen Mythologie. Sie ist die Tochter des Sonnengottes Helios und der Okeanide Perse und die Schwester des Königs Aietes von Kolchis und der Pasiphaë. Medea ist ihre Nichte.
Inhaltsverzeichnis
Mythos
Odyssee
Kirke lebt auf der mit Eichen und anderen Bäumen bewachsenen Insel Aiaia (übers.: „Klagen“). In einer Waldlichtung bewohnt Kirke eine Villa, wo sie auf einem von Göttern geschaffenen Webstuhl sitzt. Alle Besucher der Insel verwandelt sie in Tiere, so dass dort unter anderem Löwen und Wölfe wohnen, die die Neuankömmlinge allerdings umschmeicheln – und damit selbst schon einen Hinweis auf die Gefährlichkeit der Verführungskünste Kirkes geben.[1]
In der Odyssee – im Werk selbst wird Kirke von Homer als theá, also als Göttin, bezeichnet – wird im zehnten Gesang von ihrer Beziehung zu Odysseus erzählt. Der Held landet im Zuge seiner Irrfahrt auf ihrer Insel. Kirke verwandelt seine Gefährten mit Ausnahme des Eurylochos, der die Gefahr ahnt, in Schweine. Um gegen ihre Kunst gefeit zu sein, erhält Odysseus von Hermes das heilige Kraut Moly und den Rat, Kirke schwören zu lassen, ihm nichts anzutun. Odysseus bleibt ein Jahr bei Kirke und erhält vor seiner Weiterreise von ihr wichtige Unterstützung für seine Heimkehr, indem sie ihm den Weg ins Reich des Hades weist, wo er die Toten befragen kann. Ebenso rät sie ihm, wie er dem Gesang der Sirenen unversehrt entkommen kann.
Telegonie
Nach einer anderen Erzählung der Italiker wird Kirke durch Odysseus die Mutter dreier Söhne: des Telegonos, des Agrios und des Latinus – wobei manche allerdings meinen, dass Latinus der Sohn der Kalypso und nicht der der Kirke war. Als Telegonos erwachsen war, schickte Kirke ihn, Odysseus zu suchen, der zu dieser Zeit schon nach Ithaka zurückgekehrt war. Bei seiner Ankunft begann Telegonos damit, die Insel zu plündern, in der Annahme, dass es sich um Kerkyra (Korfu) handele. Odysseus und Telemachos verteidigten ihre Stadt, wobei Telegonos unglücklicherweise seinen Vater mit dem Dorn eines Stachelrochens tötete. Er brachte den Körper nach Aiaia zurück und nahm Penelope, Odysseus Witwe, und Telemachos mit sich. Kirke machte sie unsterblich und heiratete Telemachos, während Telegonos Penelope zur Frau nahm, durch die er der Vater des Italos wurde.
Diese Geschichte wird in der Telegonie erzählt, einem frühgriechischen Epos, das lediglich in einer Zusammenfassung erhalten geblieben ist. Das Epos ist eine Fortsetzung der Odyssee und Eugamon (oder Eugammon) von Kyrene gewidmet. Varianten der Geschichte sind bei späteren Dichtern zu finden: als Tragödie Odysseus Akanthoplex von Sophokles (die ebenfalls verloren ist), in der Odysseus durch ein Orakel erfährt, dass er dazu verdammt sei, von seinem Sohn getötet zu werden. Er nimmt an, Telemachos sei gemeint, den er sofort auf eine nahegelegene Insel verbannt. Als Telegonos nach Ithaka kommt und sich dem Haus des Odysseus nähert, erlauben ihm die Wachen nicht, seinen Vater zu sehen; Odysseus kommt zu dem entstehenden Tumult hinzu, denkt Telemachos komme, und greift an. Im folgenden Kampf wird er von Telegonos getötet. Als Kirke dies erfährt, wirft sie Telegonos der Wildsau zum Fraß vor.
Argonautensage
Auch die Argonauten landeten auf ihrer Rückkehr von der Eroberung des goldenen Vlieses an Kirkes Insel. Es wird aber auch erzählt, dass nur Iason und Medea auf Geheiß des Zeus zu Kirke gegangen seien, um sich für den Mord an Apsyrtos von ihrer Blutschuld reinigen zu lassen. Dies tat Kirke nur widerwillig und jagte sie dann davon.[2]
Kirke und Picus
Den Picus, der ihre Liebe verschmähte, verwandelte sie laut Ovid in einen Specht.[3]
Kirke und Skylla
Glaukos entflammte in Liebe für Skylla und bat Kirke um Hilfe, damit seine Gefühle erwidert würden. Kirke war jedoch selbst heimlich in Glaukos verliebt und verwandelte deshalb ihre mögliche Rivalin in ein Seeungeheuer indem sie einen Zaubertrank in die Bucht, welche Skylla bewohnte, goss.
Darstellungen
Bildende Kunst
Ausgestaltungen des Kirke-Bilds findet man bereits in der antiken Vasenmalerei. Insbesondere aber die von mystischen Frauenbildern begeisterte Zeit um 1900 hat interessante, meist symbolistische Bilder zu Kirke erschaffen. Darunter fallen unter Anderen die Maler Franz von Stuck, John William Waterhouse, Dante Gabriel Rossetti und Edward Burne-Jones.
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Kirke offeriert Odysseus den Becher
(John William Waterhouse, 1891, Oldham Art Gallery) -
Circe Invidiosa
(Die eifersüchtige Kirke vergiftet die Bucht der Skylla, John William Waterhouse, 1892, Art Gallery of South Australia, Adelaide) -
Tilla Durieux als Kirke
(Franz von Stuck, 1913, Alte Nationalgalerie, Berlin) -
Kirke vergiftet den Wein
(Edward Burne-Jones)
Musik
Es gibt zahlreiche Opern, die den Kirke-Stoff verwerten. Nicht zuletzt inszenierte Johann Wolfgang von Goethe als Weimarer Theaterdirektor Pasquale Anfossi farsetta „La Maga Circe“ (Die Zauberin Circe). Das Libretto hatte er zusammen mit Christian August Vulpius überarbeitet und plante ebenfalls eine Erweiterung, die allerdings nie zustande kam. Weitere Musikdramen sind:
- Giuseppe Zamponi, „Ulisse all′isola di Circe“ (Odysseus auf der Insel der Kirke), 1650
- Pietro Andrea Ziani, „Circe“, Libretto: Cristoforo Ivanovich, 1663
- Reinhard Keiser, „Circe“, 1734
- Christoph Willibald Gluck, „Telemaco ossia L'isola di Circe“, 1765
- Josef Mysliveček, „La Circe“, Libretto: D. Perrell, 1779
- Domenico Cimarosa „La Circe“, 1783
- Théodore Dubois „Circé“, 1896
- Herbert Trantow, „Odysseus bei Circe“, 1938
- Alexander von Zemlinsky, „Circe“, 1938 (unvollendet)
- Werner Egk, „Circe“ nach Pedro Calderón de la Barca, 1948
Wortableitung
Vom Wort Circe leitet sich der Begriff, jemanden „bezirzen“ (veraltende Schreibung „becircen“) – also bezaubern, mit Charme umgarnen, einwickeln – ab.
Kirke als Namensgeberin
- Nach Kirke wurde ein Asteroid des Asteroiden-Hauptgürtels benannt (→ (34) Circe).
- In der Botanik wird die Gattung der Hexenkräuter in Anlehnung an Circe Circaea genannt.
- William Jencks prägte den Begriff Circe-Effekt und meint damit ein Enzym, das elektrostatische Anziehungskräfte nutzt, um das Substrat der Reaktion zur aktiven Tasche des Enzyms zu dirigieren.
Literatur
- Götz Beck: Beobachtungen zur Kirke-Episode in der Odyssee. In: Philologus 109. Akademie-Verlag, Berlin 1965. S. 1–29.
- Erich Bethe: Kirke. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XI,1, Stuttgart 1921, Sp. 501–505.
- Fulvio Canciani: Kirke. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 48–59.
- Paul Dräger: Kirke. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 487–489.
- Barbara Kuhn: Kirke. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart. Der Neue Pauly (DNP). Supplementband 5, Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 3-4760-2032-0, Sp. 396-403.
- Marcel Le Glay: Circe. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 59–60.
- Bernhard Mader: Kirke. In: Lexikon des frühgriechischen Epos (LfgrE). Band 2, Göttingen 1991, Sp. 1425–1426.
- Konrad Seeliger: Kirke. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 1193–1204 (Digitalisat).
- Charles Segal: Circean Temptations. In: Transactions of the American Philological Association 99. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1968. S. 419–442.
Weblinks
Commons: Kirke – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Kirke im Theoi Project (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Homer, Odyssee 10.212ff
- ↑ Apollonios von Rhodos, Argonautica, 4.586-88
- ↑ Ovid, Metamorphosen 14.6
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Kirke — may refer to:*David Kirke, English adventurer, colonizer and governor *Percy Kirke, English soldier *Simon Kirke, English musician *Circe or Kírkē, a goddess in Greek mythologyee also*Kirk … Wikipedia
Kirke [1] — Kirke, Tochter des Heljos u. der Perse, Zauberin, wohnte auf der Insel Ääa, in der Gegend des nach ihr benannten Vorgebirges u. Hafens Circeum. Odysseus kam auf seiner Irrfahrt zu ihr, u. eine Anzahl seiner Gefährten wurde von ihr in Schweine… … Pierer's Universal-Lexikon
Kirke [2] — Kirke, Vogel, so v.w. Meerschwalbe … Pierer's Universal-Lexikon
Kirke — (lat. Circe), im griech. Mythus die zauberkundige Tochter des Helios und der Okeanide Perse, wohnte auf der Insel Äa, nach späterer Annahme auf dem Vorgebirge Circeji in Latium, jetzt Monte Circello. Bekannt ist ihr Zusammentreffen mit Odysseus… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Kirke — (lat. Circe), Zauberin auf der Insel Aia, Tochter des Helios und der Perse, verwandelte die Gefährten des Odysseus in Schweine (Odyssee X, 133 fg.) … Kleines Konversations-Lexikon
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Kirke — Kịr|ke: ↑ 1Circe. * * * Kịrke, lateinisch Cịrce, griechischer Mythos: in der »Odyssee« die Tochter des Helios auf der Insel Aia, eine Zauberin; sie verwandelte alle Fremden in Tiere (die Gefährten des Odysseus z. B. in Schweine). Odysseus… … Universal-Lexikon
Kirke — This is an old name of Norse origin found particularly in the north of England and in Scotland. It can be either a topographic name denoting residence near a church or a metonymic occupational name for someone employed in a church. The derivation … Surnames reference
kirkė — 2 ×kìrkė (vok. Kirche) sf. (1) NdŽ protestantų bažnyčia: Bažnyčios yra trys: bažnyčia katalikų, žydų šulė ir latvių kirkė BM177 … Dictionary of the Lithuanian Language
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