- Monarchomach
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Als Monarchomachen (griech. im Sinne von Monarchenbekämpfer oder Königsbekämpfer) bezeichnete der in Frankreich lebende schottische Schriftsteller und politische Pamphletist William Barclay (1546-1608), ein Anhänger der absoluten Monarchie, um 1600 die Gegner der uneingeschränkten Herrschergewalt der Monarchen unter den calvinistischen Publizisten. Diese traten in ihren politischen Schriften gegen die Alleinherrschaft der Monarchen und Fürsten ein, forderten eine Einschränkung der souveränen Herrschaftsansprüche und verteidigten im Zusammenhang mit den konfessionellen Auseinandersetzungen in Frankreich ihre religiösen Interessen.
Zu den bedeutendsten calvinistischen Monarchomachen werden der Jurist Francois Hotman (1524-1590), der Theologe Théodore de Bèze (Theodor Beza), Mitstreiter und Nachfolger Jean Calvins (Johannes Calvin) in Genf, und der Anonymus Brutus gezählt, von dem das Traktat Vindiciae contra tyrannis (1579) erschien, das noch entschiedener als andere monarchomachische Schriften für ein Widerstandsrecht gegen tyrannische Herrschaft eintrat. Wer der Verfasser dieser Schrift ist, blieb ungeklärt: der Schriftsteller und Politiker Philippe Duplessis-Mornay (1549-1623) oder der politische Publizist und Diplomat Herbert Langue (1518-1581) oder beide zusammen. Zum Kreis der vornehmlich, aber nicht ausschließlich calvinistischen Monarchomachen werden noch weitere Autoren wie der französische Theologe Jean Boucher oder der Jurist und Calvin-Schüler Lambertus Danaeus, weiterhin der schottische Humanist George Buchanan, der spanische Jesuit Juan de Mariana oder der unter dem Pseudonym schreibende Guilelmus Rossaeus, ein kämpferischer Katholik, gezählt.
Auch der deutsche calvinistische Staatstheoretiker Johannes Althusius wird im Zusammenhang mit den Monarchomachen genannt und in der Literatur mehrfach als systematischster Monarchomache bezeichnet. Seine direkte Zuordnung zu den Monarchomachen ist indessen umstritten und wird in der jüngeren Althusius-Forschung als irreführend dargestellt. Althusius hat aus den Schriften der Monarchomachen einiges übernommen, darunter Gedanken zum Widerstandsrecht, geht in seiner systematischen Staatstheorie, wie sie in der Politica Methodice Digesta formuliert ist, "vom Anspruch wie vom Konzept her wesentlich über diese hinaus" (D. Wyduckel, 2002). Als problematisch wird angesehen, sehr unterschiedliche Autoren, soweit sie auch nicht an der Herrschersouveränität der Zeit orientiert waren, mit in den Kreis der Monarchomachen einzubeziehen,
Die Monarchomachen wandten sich gegen eine uneingeschränkte Souveränität des Herrschers, wie sie insbesondere in der monarchisch-absolutistischen Souveränitätstheorie von Jean Bodin formuliert ist, und vertraten die Auffassung, dass die Herrschaftsgewalt des Monarchen durch die Rechte der Stände, die sie als Vertretung des Volkes verstanden, zu beschränken sei. Als staatstheoretische Argumentationsgrundlage diente ihnen eine vertragliche Regelung, die die Wahl und Absetzung des Monarchen durch die Vertreter der Stände vorsah. Eine der zentralen Thesen der Monarchomachen war, dass ein seine Macht missbrauchender, tyrannischer Herrscher abgesetzt werden müsse und der (Tyrannenmord) als letztes Mittel des Widerstands, der auch als Antwort auf die Bartholomäusnacht (1572) gegen die Hugenotten zu verstehen war, gerechtfertigt ist (Widerstandsrecht).
Literatur
- Udo Bermbach: Widerstandsrecht, Souveränität, Kirche und Staat - Frankreich und Spanien im 16. Jahrhundert, Kapitel u.a. mit Die Monarchomachen, in: Iring Fetscher/Herfried Münkler (Hrsg.): Pipers Handbuch der politischen Ideen, Bd. 3, Neuzeit: Von den Konfessionskriegen bis zur Aufklärung, S. 101-162, München, 1985
- Stefan Bildheim: Calvinistische Staatstheorien. Historische Fallstudien zur Präsenz monarchomachischer Denkstrukturen im Mitteleuropa der Frühen Neuzeit. Dissertation Universität München, Frankfurt, 2001
- Jürgen Dennert: Ursprung und Begriff der Souveränität, Stuttgart, 1964
- Jürgen Dennert: Beza, Brutus, Hotmann. Calvinistische Monarchomachen. Übersetzt von Hans Klingelhöfer, hrsg. und eingeleitet von Jürgen Dennert, Köln/Opladen, 1968
- Horst Dreitzel: Die Monarchomachen, in: H. Holzhey/W. Schmidt-Biggemann/V. Mudroch (Hrsg.), Grundriß der Geschichte. Philosophie des 17. Jahrhunderts, Bd. 4, S. 613-638, Basel, 2001,
- Robert von Friedeburg: Widerstand und Konfessionskonflikt. Berlin, 1999
- Jürgen Hartmann/Bernd Meyer/Birgit Oldopp: Reformatoren und Monarchomachen. Einführende Überblicksdarstellung in dies. (Hrsg.): Geschichte der politischen Ideen, S. 47 ff, Wiesbaden, 2002
- Henning Ottmann: Monarchomachen. Überblicksdarstellung in: Geschichte des politischen Denkens, Die Neuzeit. Von Machiavelli bis zu den großen Revolutionen, S. 90 ff, Stuttgart, 2006
- Richard Saage: Demokratietheorien. Historischer Prozess – Theoretische Entwicklung – Soziotechnische Bedingungen. Eine Einführung, Wiesbaden 2005, S. 77 ff. ISBN 3-531-14722-6 (Darstellung aus demokratietheoretischer Sicht)
- Richard Saage: Herrschaft, Toleranz, Widerstand. Studien zur Politischen Theorie der Niederländischen und der Englischen Revolution. Darin ders. u.a. zur Widerstandsproblematik: Von der 'Joyeuse Entrée' zum Widerstandsrecht der calvinistischen Monarchomachen, S. 23 ff, Frankfurt, 1981
- Georg Seiderer: „Über die Rechtmäßigkeit politischer Herrschaft: Die Staatslehre des Absolutismus.“ In: Welt und Kulturgeschichte (20. Bände) Bd. 9: Zeitalter des Absolutismus. Zeitverlag 2006. ISBN 3-411-17599-0. S. 162-172.
- Günter Stricker: Das politische Denken der Monarchomachen. Ein Beitrag zur Geschichte der politischen Ideen im 16. Jahrhundert. Dissertation Universität Heidelberg, 1967
- Dieter Wyduckel: Althusius und die Monarchomachen, in: E. Bonfatti/G. Duso/M. Scattola (Hrsg.): Politische Begriffe und historisches Umfeld in der Politica methodice digesta des Johannes Althusius, S. 133-164, Wiesbaden, 2002
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