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Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Planung des Unternehmens begann im Mai 1998 in London. Das Projekt sah den Bau und den Betrieb einer Aluminiumschmelze mit einem Produktionsvolumen von 250.000 Tonnen und einer Erweiterungsoption auf insgesamt 506.000 Tonnen vor. Zwei große Investoren (BHP Billiton und Mitsubishi) waren maßgeblich für das 1,3-Milliarden-Dollar-Projekt (ohne Erweiterung) verantwortlich. Darüber hinaus ist der Mosambikanische Staat als Minderheitsgesellschafter in dem Unternehmen beteiligt. Entwicklungsbanken unterstützen das Projekt, unter ihnen die International Development Agency (IDA), die Multilateral Investment Guarantee Association (MIGA), die International Finance Corporation (IFC), die Industrial Development Corporation of South Africa (IDC) sowie von deutscher Seite die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Die DEG ist mit zwei subordinierten Darlehen in Höhe von insgesamt rund 30 Mio. EUR an der Finanzierung beteiligt. Das Betriebsgelände in der Größe von ungefähr 2.500 Hektar befindet sich in Beluluane, 17 Kilometer von der Hauptstadt Maputo entfernt.
Am 22. Dezember 2000 konnte die Schmelze ihre Produktion aufnehmen. 2003 wurde bereits die 1-millionste Tonne Aluminium fertiggestellt. Am 20. August 2003 startete MOZAL II die Produktion, wodurch das Produktionsvolumen auf über 500.000 Tonnen Aluminium pro Jahr verdoppelt werden konnte. MOZAL ist mit dieser Kapazität einer der größeren Aluminiumproduzenten der Welt. Im Oktober 2007 wurde bereits die dreimillionste Tonne Aluminium von MOZAL produziert (BHP Billiton: 2008).
Um den Transport zum und vom Betriebsgelände zu verbessern, investierte MOZAL in die wirtschaftliche Infrastruktur der Region. Es entstand eine drei Kilometer lange öffentliche Straße und eine Brücke über den Matola River. Darüber hinaus wurden die allgemeinen Hafenanlagen des Tiefseehafens Maputo modernisiert und ein neuer Kai, Lagersilos und Umschlagplätze errichtet. Weiterhin entstand ein modernes Wasser- und Abwassersystem sowie ein Telekommunikationsnetz im Distrikt des Betriebsgeländes (Weltbank: 2008).
Während des Baus der Produktionsanlagen wurden zeitweise bis zu 15.000 Menschen von MOZAL beschäftigt, von denen die Mehrheit lokale Arbeitskräfte waren (Weltbank 2008). Der Großteil der eingesetzten Arbeiter war ungelernt und erhielt vor Baubeginn eine fachliche Ausbildung, um die Qualität und Arbeitssicherheit zu gewährleisten. Als Resultat konnten beide Bauabschnitte schneller als im Zeitplan vorgesehen fertiggestellt und dabei die Arbeitsunfallquote sehr niedrig gehalten werden. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen rund 1.200 festangestellte Mitarbeiter und hat zur Entstehung und Sicherung von weiteren rund 10.000 indirekten Arbeitsplätzen bei Lieferanten und Subunternehmen beitragen (Weltbank 2008; PHB Billiton: 2003, 2006b,c; Ryan 2004; DEG: 2003; Spectrum: 2001).
Verantwortliches Handeln und soziales Engagement des Unternehmens
MOZAL ist nach dem internationalen Umweltstandard ISO 14001 zertifiziert und hat erfolgreich ein Arbeitsschutzmanagementsystem eingeführt, das vergleichbar mit dem internationalen Standard OHSAS 18001 ist. Das Sozialmanagementsystem ist ebenfalls als vorbildlich zu bezeichnen (allerdings unzertifiziert). Gleiches gilt für das Community Relation Management. Das Unternehmen hat in allen genannten Bereichen eine ganze Reihe nationaler und internationaler Preise, beispielsweise vom „Roten Kreuz“ oder vom „Professional Management Review Africa“, erhalten. Unternehmensintern wird die „Sustainable Development Policy“ verfolgt.
Im Rahmen einer transparenten „Procurement Policy“ verlangt MOZAL auch von Zulieferern und Subkontraktoren die Einhaltung von Mindeststandards (insbesondere die Bezahlung von Minimallöhnen, eine Arbeiternehmer- und AIDS-Politik, sowie die Bezahlung von Sozialbeiträgen an den Staat). Zulieferer werden regelmäßig von MOZAL auf diese Kriterien hin überprüft.
Die sozialen und Einkommenseffekte von MOZAL sind aufgrund der hohen Anzahl an lokalen Beschäftigten, die mindestens ein Vierfaches des gesetzlichen Mindestlohnes erhalten, hoch. Hinzu kommen Leistungen wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (auch bei HIV/AIDS), kostenlose Krankenversicherung, Fortbildung und hervorragende Arbeitsbedingungen, die alle internationalen Standards erfüllen, sowie die Finanzierung eines Wohnungsbauprogramms für Mitarbeiterfamilien.
Trotz der von MOZAL eingeführten Leistungen für Mitarbeiter ist es 2001 zu einem Streik von Mitarbeitern gekommen. Forderungen der Streikführer waren vor allem ein besseres Tarifverhandlungsrecht, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne sowie die Abschaffung von Diskriminierung (zum Beispiel gleiches Gehalt wie internationale Experten). Am 2. Oktober wurde der Betriebsratsvorsitzende angezeigt und festgenommen, außerdem ließ man 150 Ersatzarbeitskräfte aus Südafrika kommen. Am 3. Oktober wurden 400 Beschäftigte ohne vorheriges Ultimatum fristlos entlassen, weil der Streik illegal sei. Verhandlungen mit der Betriebsgewerkschaft wurden abgelehnt. [IBFG: 2002, 40f]
Der Premierminister verurteilte im Zusammenhang mit Mozal höhere Lohnforderungen, da dies ausländische Investitionen abschrecke, die Inflation ansteigen würde und Mozal den Standort wechseln könnte.[SARPN: 2004,15] Am 19. Oktober wurde in einem Treffen zwischen der Gewerkschaftsführung, dem Minister für Arbeit und dem Minister für Industrie und Handel erklärt, dass die Streikenden wieder in den Betrieb aufgenommen würden, sofern sie sich einem Disziplinarverfahren unterzögen. Die Hälfte der Beschäftigten kehrte in den Betrieb zurück, nachdem sie eine Erklärung unterschrieben, sich an einem illegalen Streik beteiligt zu haben. [IBFG: 2002, 40f] 40 Beschäftigte wurde nach Unternehmensangaben dauerhaft gekündigt.[BHP Billiton: 2002, 10f] Am 22.10. war der Streik beendet.[GSA:2001]
Der darauf folgende Rechtsstreit ist im Mai 2008 zu Ungunsten von MOZAL entschieden worden, wonach Schadensersatzzahlungen zu leisten waren. Seitdem sind in Hinblick auf die anfängliche hohe Zahl ausländischer Mitarbeiter deutliche Verbesserungen erzielt worden: Im Jahr 2008 sind nur noch 6 % aller Arbeitnehmer internationale Experten gewesen und damit weniger als mit der Regierung (maximal 10 %) vereinbart.
Die Energieeffizienz von MOZAL ist besser, als die vergleichbarer Anlagen, was vor allem auf die moderne Produktionstechnologie zurückzuführen ist. Dennoch hat MOZAL einen sehr hohen Energieverbrauch (950 MW), der aus dem Wasserkraftwerk Cahora Bassa versorgt wird, sowie einen CO2-Ausstoß von ca. 7.500.000 t CO2/Jahr. MOZAL unternimmt seit 2007 Anstrengungen, den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß zu senken, deren Wirksamkeit aber erst mittelfristig überprüft werden kann.
Als besondere Leistung von MOZAL gilt ein sozialer Infrastrukturfonds, der sogenannte Mozal Community Development Trust (MCDT). Mit einem von MOZAL ausgestatteten jährlichen Budget von 1 % des Betriebsgewinns werden sozial orientierte Unterstützungsmaßnahmen in einem Umkreis von 10 km um die Produktionsstätte initiiert und unterstützt (seit 2008 sind die Sozialaktivitäten auf den Umkreis von 20 km um die Industrieanlage erweitert worden). Jährlich werden dabei zwischen 50 und 100 Kleinprojekte unterstützt. Es wird dabei zwischen sozialen (Gesundheit und HIV-AIDS-Prävention, Bildung, Housing) und unternehmerischen Fördermaßnahmen (Kleingewerbe und Kleinunternehmens-Förderung) unterschieden (Weltbank 2008, BHP Billiton: 2004b).
MOZAL hat zum Beispiel eine Grundschule für rund 800 Schüler und eine weiterführende Berufsschule für 700 Schüler finanziert und mittlerweile auch die Ausstattung mit Lehrmaterial und die Erhaltungsmaßnahmen für Gebäude und Einrichtungen übernommen, da dem Staat die Mittel fehlen. Ein wichtiges Projekt, denn 55 % der Menschen in Mosambik können weder lesen noch schreiben.
Auch im Gesundheitswesen fördert MOZAL nicht nur seine eigenen Mitarbeiter, sondern hat zusätzlich eine zentrale Gesundheitsstation in der angrenzenden Gemeinde eingerichtet und betreibt diese für alle Einwohner. Diese Einrichtung ist nicht zuletzt wegen der Erfahrungen während des Baus und beim anfänglichen Betrieb der Anlage initiiert und umgesetzt worden: eine Reihe von Malaria-Fällen trat während des zweijährigen Baus der Schmelze auf, wovon vermutlich 13 Fälle tödlich endeten. Seitdem investierte MOZAL bereits mehrere hunderttausend US-$ in Desinfizierungsmaßnahmen in einem Umkreis von 10 km.
Neben der Prävention von Malaria ist die Bekämpfung von HIV/AIDS ein weiterer Schwerpunkt des Engagements von MOZAL (Weltbank: 2008). Das Unternehmen hat hierzu eine großangelegte Kampagne gegen die Verbreitung von HIV/AIDS gestartet. Zur Einordnung der Problematik ist festzuhalten, dass fast jeder sechste Mosambikaner zwischen 15 und 49 Jahren HIV-positiv (zirka 1,5 Mio. Menschen) ist. Mehr als 320.000 Kinder haben bereits ihre Mutter oder beide Eltern durch das HI-Virus verloren und jedes Jahr kommen zirka 35.000 Kinder auf die Welt, die schon bei der Geburt das Virus in sich tragen (UNICEF: 2008). Ohne geeignete Gegenmaßnahmen besteht die Gefahr, dass das BIP Mosambiks aufgrund von HIV/AIDS in Zukunft um acht bis zehn Prozent abnehmen wird (Grobbelaar 2003: 29). In einem von der IFC mitfinanzierten Projekt mit zwei mobilen Informations- und Aufklärungsstationen konnten bereits 200.000 Menschen über Risiken und Präventionsmöglichkeiten aufgeklärt werden (BHP Billiton: 2006c).
Eine weitere soziale Maßnahme von MOZAL ist das Housingprogramm, dass es Mitarbeitern ermöglicht, zu erschwinglichen Konditionen moderne Familienheime in unmittelbarer Nähe des Firmengeländes zu erwerben und langfristig zu finanzieren.
Zur Förderung des wirtschaftlichen Umfeldes und aufbauend auf der Erfahrung des niedrigen Qualitätsniveaus der lokalen Unternehmen in der ersten Bauphase wurde darüber hinaus ein Wirtschaftsförderungsprogramm (Small and Medium Enterprise Empowerment and Linkages Programme – SMEELP) ins Leben gerufen, das Unterstützungsleistungen vornimmt und auf bestimmte Kriterien bei den unterstützten Unternehmen achtet, damit diese zum einen Zulieferer von MOZAL werden können, aber gleichzeitig Sozialstandards einhalten.
Unternehmerische Bewertung
Das Projekt MOZAL ist aus unternehmerischer Perspektive sehr erfolgreich. Als erste Großinvestition überhaupt und als größte Investition von Auslandskapital in der Geschichte Mosambiks, welches sich noch vor wenigen Jahren in einem langjährigen Bürgerkrieg befand, war das Projekt mit einem sehr großen Länder- und Projektrisiko behaftet. Die guten betriebswirtschaftlichen Ergebnisse und die Perspektive von MOZAL zeigen, dass Großinvestitionen in sehr armen Post-Konflikt-Ländern durchaus erfolgreich sein können (Weltbank 2008). MOZAL profitierte in den ersten Betriebsjahren von einer sehr hohen Nachfrage und damit verbundenen hohen Weltmarktpreisen für Aluminium (1.550 US-$/Tonne im Jahr 2000 im Vergleich zu 2.000 US-$/Tonne im November 2008). Aber selbst bei einer vermutlich im Jahr 2009 einsetzenden Verringerung der Aluminiumpreise kann die Schmelze weiterhin lukrativ arbeiten (BHP Billiton 2003).
Dem Projekt wurde aufgrund seiner schnellen und kostengünstigen Realisierung, den gezeigten Managementleistungen, der Ausbildung und Integration eines hohen Anteils an lokalen Fach- und Führungskräften und der Vorreiterrolle für Direktinvestitionen in Afrika der weltweit anerkannte Jahrespreis des Project Management Institute (PMI) verliehen (BHP Billiton: 2003).
Volkswirtschaftliche Auswirkungen des Projekts und Außenhandelsbilanz
Das Bruttoinlandsprodukt Mosambiks beträgt rund 6,3 Mrd. US-$ (2007) und der Staatshaushalt rund 2,27 Mrd. US-$, wovon rund 1,25 Mrd. aus ausländischen Entwicklungsgeldern (Official Development Assistance) stammen. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung von MOZAL für die Volkswirtschaft des Landes deutlich: MOZAL trägt zur Entstehung von rund 15 % des BIP bei (Weltbank: 2008), leistet 48 % der Industrieproduktion sowie rund 28 % der gesamten industriellen Wertschöpfung des Landes (Castel-Branco 2004: 6). Anfänglich konnten durch Mozal nur geringe Steuereinnahmen für den mosambikanischen Staat erzielt werden. Verursacht wird dies durch die Zugeständnisse, die der mosambikanische Staat dem Unternehmen machte, um die Investitionen anzulocken. Durch sogenannte „Stand-Alone Export Processing Zones“ können Unternehmen über einem bestimmten Umsatz einen Sonderstatus beantragen. Dieser beinhaltet eine 60-prozentige Reduktion der Körperschaftssteuer für zehn Jahre, Zollfreiheit auf Importe von Vorprodukten, Baumaterialien und Maschinen, Befreiung von Mehrwert- und Konsumsteuer, und freier Kapitaltransfer in und vor allem aus dem Land heraus.[USAID: 2004] Bei Projekten, die einen Umfang von mehr als 500 Millionen US-Dollar übersteigen, können außerdem mit dem Kabinett vertraglich fixierte Sonderkonditionen ausgehandelt werden, die aber nicht veröffentlicht werden [Mayer-Tasch: 2004, 62]. Dies ist auch bei Mozal der Fall gewesen. (Norad: 2002). Inzwischen erzielt das Land Mosambik durch MOZAL pro Jahr rund 30 Millionen US-$ direkte Steuern sowie rund 10 Millionen US-$ Gebühren (IMF 2005: 32). Jedoch übertreffen die bisherigen Steuermindereinnahmen auch weiterhin Mozals Ausgaben für soziale Projekte, die darüber hinaus ebenfalls im Interesse der Firma sind. „Of course, it translates in a return to us, in terms of productivity “ sagt Mesquita als er auf die Bekämpfung der Malaria angesprochen wird[Ryan: 2004].
Mosambik importiert Waren im Wert von rund 2.000 Millionen US-$ und exportiert Waren im Wert von rund 1.700 Millionen US-$. Damit hat Mosambik ein Außenhandelsdefizit von 300 Millionen US-$ (CIA 2006). Durch den Export von Aluminium trägt MOZAL zur Verbesserung der Außenhandelsbilanz bei. Der Nettoexportbetrag (Export-Import) der Aluminiumschmelze beträgt 400 Millionen US-$ (Beaumont: 2004). Die Stärkung der Exportwirtschaft sowie die Senkung des Außenhandelsdefizits und der Auslandsverschuldung zählen somit zu den größten volkswirtschaftlichen Erfolgen des Unternehmens (Beaumont 2006: 4).
John Cameron, Dozent an der East Anglia University in Norwich, und Carlos Nuno Castel-Branco, Wirtschaftswissenschaftler des Institute of Social Studies and Economics of Mozambique, befürchten jedoch durch MOZAL eine größere Verwundbarkeit der mosambikanischen Volkswirtschaft, da die Lokalwährung Meticais gegenüber dem US-$ aufwerten könnte und somit der Wettbewerbsdruck auf die einheimische Wirtschaft ansteigen könne. Landwirte und Unternehmen müssten sich gegen billigere ausländische Importe durchsetzen, und könnten ihre Waren nur noch schwerer auf internationalen Märkten platzieren.
Castel-Branco kritisiert weiterhin, dass selbst zu Kolonialzeiten die Exportindustrie nicht so einseitig ausgeprägt war wie heute: 1959 machten die zehn meistexportierten Industriegüter 50 % der industriellen Produktion aus. Heute produziert MOZAL 60 % aller Exportgüter Mosambiks und 75 % aller exportierten Industriegüter (Castel-Branco 2004: 6ff). Dieses Verhältnis von MOZALs Produktionsleistung zur gesamtwirtschaftlichen Leistung mache Mosambik extrem vom Weltmarkt(preis) für Aluminium abhängig, ähnlich wie andere Länder vom Export von Kaffee oder Kakao abhängig sind. Diese Einseitigkeit kann eine hohen Instabilität und Verwundbarkeit der mosambikanischen Volkswirtschaft bewirken (Hanlon: 2003).
Dieser Kritik einer Industriekonzentration ist entgegenzustellen, dass durch MOZAL nach vielen Jahren Bürgerkrieg und einer völlig zum Erliegen gekommenen Volkswirtschaft überhaupt erst wieder nennenswerte industrielle Aktivität in Mosambik entfaltet wurde. Zudem hat das Engagement von MOZAL weitere ausländischer Direktinvestitionen und den Aufbau entsprechender Zulieferbetriebe nach sich gezogen. MOZAL hatte und hat daher eine symbolträchtige Signalwirkung für potentielle Investoren. Es gibt international wenige vergleichbare Investitionsvorhaben, die eine ähnliche Rolle als Vorreiter für eine derartige, spürbar positive Verbesserung des Investitionsklima gespielt haben.
Arbeitsplätze und Arbeitsmarkt
Mosambik hat rund 20 Millionen Einwohnern (2008) und eine offiziell geschätzte Arbeitslosigkeit von zirka 20 % in den wenigen urbanisierten Gebieten (Fischer: 2006). Belastbare Zahlen für den größeren, stark ländlich geprägten Teil des Landes liegen nicht vor, sind aber nach Erhebungen der deutschen Entwicklungsagentur InWEnt mit 50 % bis zu 80 % nochmal deutlich höher.
Vor diesem Hintergrund sind die von MOZAL langfristig geschaffenen 1.200 direkten und die im Zulieferbereich entstandenen indirekten Arbeitsplätze von hoher makroökonomischer Bedeutung für Mosambik (Weltbank 2008, DEG: 2006). Dabei ist festzustellen, dass Angestellte von MOZAL zwischen drei- und viermal so hohe Löhne und Gehälter im Vergleich zum Mindestlohn erhalten (SARPN 2004: 15). Zu Beginn des Projekts konnte ein sektorieller „domestic Braindrain“ (Goldstein 2003: 28) festgestellt werden, denn MOZAL zog durch überdurchschnittlich hohe Löhne Fachkräfte aus staatlichen Unternehmen und Bildungseinrichtungen an: „The mega projects have almost exhausted the capacity of Mozambique to supply skilled workers“, meint Castel Branco in einem BBC Interview (Ryan: 2004). Dieser Trend war jedoch nur vorübergehend. Mittlerweile ist eher ein „Spillover“- Effekt zu verzeichnen. Durch die Mitarbeiterfluktuation und mehr noch durch diverse Hochschulkooperationen werden dem mosambikanischen Arbeitsmarkt nun kontinuierlich gut ausgebildete, praxiserfahrene Fachkräfte zur Verfügung gestellt. Nicole Goldin zeigt in ihrer Feldstudie zwei konkrete Beispiele von Unternehmern, die ehemals bei MOZAL beschäftigt waren und sich dann selbstständig machten – ein Reinigungsunternehmen mit inzwischen rund 20 Angestellten und ein Entsorgungsunternehmen mit 55 Angestellten (Goldin 2004: 8).
Perspektive und langfristige Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum
Die langfristige Perspektive für den Werkstoff Aluminium werden allgemein als sehr gut eingeschätzt. Wie sich die Finanzkrise 2008 auf die weltweite Nachfrage und damit auf den Weltmarktpreis auswirken werden, lässt sich allerdings noch nicht abschätzen.
Für Mosambik lässt sich festhalten, dass MOZAL Güter und Dienstleistungen im Umfang von mehreren Millionen US-$ im Jahr von lokalen Zulieferern nachfragt. Darüber hinaus hatten bisher nur wenige weitere mosambikanische Unternehmen das notwendige Know-how und die Qualität, um insbesondere Vorprodukte zu liefern, weshalb diese bisher hauptsächlich von südafrikanischen Unternehmen bereitgestellt wurden (Ryan: 2004). Die von MOZAL initiierte Qualitätsverbesserungsinitiative für KMU hat allerdings schon eine Gruppe geeigneter lokaler Unternehmen generiert, die in absehbarer Zeit weitere Zuliefer- und Dienstleistungsverträge erhalten können. Es ist ebenfalls im Umkreis von MOZAL und seinen Zulieferern eine spürbare Verbesserung der Qualitätsstandards bei mosambikanischen KMU registrierbar. Durch die aktive Unterstützung lokaler Unternehmen entsteht ein stetiger Technologietransfer von MOZAL hin zu mosambikanischen Subunternehmen (Castel-Branco 2004: 12). Um diesen Prozess weiter zu unterstützen haben MOZAL und die Weltbank das sogenannte „Mozlink-Programm“ ins Leben gerufen, dass lokalen Unternehmen internationale Standards und Anforderungen vermittelt (Adam: 2004) und sie auf Qualitätsstandards überprüft. Mehr als zwei Dutzend Unternehmen nehmen an dem Programm bereits teil. MOZAL selbst konstatiert bereits große Verbesserungen bei dem Qualitätsstandard lokaler Zulieferer (BHP Billiton: 2004a). In einigen Teilbereichen wird es nach derzeitiger Einschätzung aber lange dauern, bis einheimische Firmen die Qualität ausländischer Unternehmen liefern können (Ryan: 2004).
Die Durchführung von Zulieferleistungen sowie das Outsourcen von Teilgeschäftsbereichen von MOZAL hat bereits für die Dienstleistungen wie Reinigung, Sicherheit, Lagerhaltung, Reparaturen, Entsorgung, Transport und Werbung funktionert (Goldin 2004: 18). Die notwendigen und von MOZAL überprüften Qualitätsstandards ermöglichen diesen Dienstleistern nun auch für weitere, internationale Standards nachfragende, Unternehmen tätig zu werden.
Über die Förderprogramme des MDCT von MOZAL entsteht zusätzliche weitere Beschäftigung im Kleingewerbesektor. Neben der Unterstützung im Bildungs- und Gesundheitssektor unterstützt MOZAL durch das „Small and Microentreprise Program“ Kleinst- und Kleinunternehmen, die in der Regel besonders Arbeitsplatzintensiv wirken.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass MOZAL durch sein Engagement heimischen Unternehmen Standards vermittelt und die Qualität ihrer Leistungen anhebt. Eine Angleichung der mosambikanischen Unternehmen an internationale Qualitätsstandards ist durch Unterstützung und Kooperation mit MOZAL oder durch eines der Unterstützungsprogramme registrierbar.
Gesamtgesellschaftliche Wahrnehmung von MOZAL
Die positive Auswirkung durch die Großinvestition MOZAL auf die allgemeine Stimmungslage der Bevölkerung ist nach allgemeiner Einschätzung beträchtlich. Die internationale Anerkennung für den Erfolg von MOZAL ist für viele Mosambikaner ein Zeichen, dass nach den langen Jahren des Bürgerkrieges die Lage in Mosambik von internationalen Privatinvestoren als stabil und friedlich eingeschätzt wird und dafür, dass in Mosambik eine moderne Wirtschaft entsteht.
Ganz konkret auf der Ebene der Angestellten von MOZAL lässt sich beobachten, dass eine Anstellung mit hohem sozialem Prestige verbunden ist. Der Erfolg des Unternehmens und seine Reputation im Land haben die Regierungspartei sogar dazu gebracht, mit dem Erfolg MOZALs auf ihren Wahlplakaten zu werben (Ryan: 2004). Der Minister für Industrie und Handel Carlos Morgado begründete dies in einem Interview: „MOZAL does give our country a perception that everything is possible in terms of investment and people can understand that what we promise to deliver we are going to deliver“ (Winne: 2003).
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