- Weltbank
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Weltbank
World Bank
Banque Mondiale
Hauptverwaltung der Weltbank in WashingtonOrganisationsart Sonderorganisation Kürzel Leitung Robert Zoellick Gegründet 1945[1] [2] Hauptsitz Washington, D.C. http://www.worldbank.org Die Weltbank bezeichnet im weiten Sinne die in Washington, D.C. (USA) angesiedelte Weltbankgruppe bzw. im engen Sinne die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung als Teil dieser Gruppe. Die Weltbankgruppe hatte ursprünglich den Zweck, den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Staaten zu finanzieren.
Sie umfasst die folgenden fünf Organisationen, die jeweils eine eigene Rechtspersönlichkeit besitzen:
- Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for Reconstruction and Development – IBRD; auch: World Bank)
- Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association – IDA)
- Internationale Finanz-Corporation (International Finance Corporation – IFC)
- Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (Multilateral Investment Guarantee Agency – MIGA)
- Internationales Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (International Centre for Settlement of Investment Disputes – ICSID)
Die Organisationen der Weltbankgruppe sind durch verwaltungsmäßige Verflechtungen und durch einen gemeinsamen Präsidenten (im Fall der ICSID als Vorsitzender des Verwaltungsrates) verbunden.
Inhaltsverzeichnis
Gemeinsame Kernaufgabe
Die gemeinsame Kernaufgabe dieser Institutionen ist es, die wirtschaftliche Entwicklung von weniger entwickelten Mitgliedstaaten durch finanzielle Hilfen, Beratung sowie technische Hilfe zu fördern und so zur Umsetzung der internationalen Entwicklungsziele beizutragen (vor allem den Anteil der Armen an der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2015 um die Hälfte reduzieren zu helfen). Sie dienen auch als Katalysator für die Unterstützung durch Dritte. Die Weltbankgruppe hat im Geschäftsjahr 2008 38,2 Milliarden USD an Darlehen, Zuschüssen, Beteiligungen, Investitionen und Garantien an ihre Mitgliedstaaten sowie Privatinvestoren vergeben.[3]
Dies geschieht vornehmlich durch die Vergabe von langfristigen Darlehen zu marktnahen Konditionen (IBRD) beziehungsweise zinslosen, langfristigen Krediten (IDA) für Investitionsprojekte, umfassende Reformprogramme und technische Hilfe, zunehmend auch durch die Förderung der privatwirtschaftlichen Entwicklung durch die Beteiligung an Firmen (IFC) und durch die Übernahme von Garantien (MIGA).
Entwicklungskomitee
1974 haben die Gouverneursräte der Weltbank und des IWF auf Wunsch der Entwicklungsländer einen gemeinsamen Ministerausschuss über den Transfer von finanziellen Ressourcen in Entwicklungsländer eingesetzt – das Entwicklungskomitee (Development Committee, DC). Das DC hat 24 Mitglieder, die die gesamte Mitgliedschaft der Weltbankgruppe und des IWF vertreten, und tagt zweimal im Jahr. Seine Aufgabe ist es, die Gouverneursräte der Bank und des IWF über wichtige Entwicklungsfragen und über die für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den Entwicklungsländern erforderlichen Ressourcen zu beraten. Im Laufe der Zeit hat das DC auch Fragen des Handels und des globalen Umweltschutzes in seine Beratungen einbezogen.
Weltentwicklungsbericht
Die Weltbank veröffentlicht jährlich den Weltentwicklungsbericht (World Development Report), der jeweils einem übergreifenden und für die aktuelle Entwicklungsdiskussion bedeutsamen Thema gewidmet ist. Er fasst in seinen detaillierten Analysen nicht nur den Diskussionsstand zusammen, sondern gibt vor allem auch entscheidende Anstöße und bringt die internationale Debatte über Entwicklung um wichtige Schritte voran.[4] Weitere zentrale Weltbank-Berichte sind der „Global Economic Prospects“, „Global Development Finance“ und „Doing Business“.
Förderung der Privatisierung
Das Private Sector Development (PSD) ist eine Strategie der Weltbank, die Privatwirtschaftsentwicklung in Entwicklungsländern voranzutreiben, sie ist für alle Teile der Weltbank gültig, und alle anderen Strategien müssen auf PSD abgestimmt sein. Auch die Vergabe von Krediten ist an grundlegende Reformen im Sinne der PSD geknüpft, die private Herstellung von Infrastruktur soll gefördert werden: es wird argumentiert, dass die öffentliche Hand öffentliche Unternehmen bevorzuge und einen Wettbewerb verhindere (vgl. Strukturanpassungsprogramme).
Struktur und rechtlicher Status
Ebenso wie der Internationale Währungsfonds (IWF) sind die Organisationen der Weltbankgruppe Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. Mitglieder bei der IBRD können nur Staaten werden, die bereits dem IWF angehören und alle damit verbundenen Verpflichtungen übernommen haben. Die Mitgliedschaft bei der IBRD ist wiederum Voraussetzung für den Beitritt zur IDA, zur IFC, zur MIGA und zum ICSID.
Oberstes Organ der IBRD (wie auch bei IFC, IDA und MIGA) ist der Gouverneursrat, für den jeder Mitgliedstaat einen Gouverneur (in der Regel den Wirtschafts- oder Finanzminister) und einen Stellvertreter ernennt. Das Exekutivdirektorium besteht bei der IBRD, der IDA und der IFC seit Herbst 1992 aus 24 Personen[5]; davon werden fünf von den Mitgliedern mit den höchsten Kapitalanteilen (darunter Deutschland) ernannt, die übrigen 19 werden alle zwei Jahre durch die Gouverneure anderer Mitgliedstaaten gewählt. Mit Ausnahme der Volksrepublik China, Russlands und Saudi-Arabiens, die durch einen eigenen Exekutivdirektor repräsentiert werden, vertreten die übrigen gewählten Direktoren jeweils mehrere Mitgliedstaaten (Stimmrechtsgruppen). Die Exekutivdirektoren nehmen – im Auftrage ihrer Gouverneure – das Tagesgeschäft wahr.
Exekutivdirektoren und Stellvertreter
ernannt
- Ian H. Solomon (USA)
- Nobumitsu Hayashi, Yasuo Takamura (Japan)
- Ingrid G. Hoven, Rüdiger Von Kleist (Deutschland)
- Ambroise Fayolle, Anne Touret-Blondy (Frankreich)
- Susanna Moorehead, Stewart James (Vereinigtes Königreich)
gewählt durch Einzelstaaten
- Vadim Grishin, Eugene Miagkov (Russland)
- Abdulrahman M. Almofadhi, Ibrahim Alturki (Saudi-Arabien)
- Shaolin Yang, Ciyong Zou (China)
gewählt durch Stimmrechtsgruppen
- Konstantin Huber, Gino Alzetta (Österreich, Belgien u.a.)
- Rudolf Treffers, Tamara Solyanyik (Niederlande, Ukraine u.a.)
- Marta Garcia (Spanien u.a.)
- Marie-Lucie Morin, Kelvin Dalrymple (Kanada, Barbados u.a.)
- Rogerio Studart, Vishnu Dhanpaul (Brasilien, Trinidad/Tobago u.a.)
- Piero Cipollone, Nuno Mota Pinto (Italien, Portugal u.a.)
- James Hagan, Do-Hyeong Kim (Australien, Korea u.a.)
- Pulok Chatterji, Kazi Aminul Islam (Indien, Bangladesch u.a.)
- Anna Brandt, Jens Haarlov (Schweden, Dänemark u.a.)
- Michel Mordasini, Michal Krupinski (Schweiz, Polen u.a.)
- Javed Talat, Sid Ahmed Dib (Pakistan, Algerien u.a.)
- Merza H. Hasan, Ayman el-Qaffas (Kuwait, Ägypten)
- Hekinus Manao, Irfa Ampri (Indonesien u.a.)
- Felix Alberto Camarasa, Varinia Daza Foronda (Argentinien, Bolivien u.a.)
- Renosi Mokate (Südafrika u.a.)
- Agapito Mendes Dias, Mohamed Sikieh Kayad (São Tomé und Príncipe, Dschibuti u.a.)
- Hassan Ahmed Taha, Denny H. Kalyalya (Sudan, Sambia u.a.)
Die laufenden Geschäfte führt der Präsident (Verwaltung)|Präsident entsprechend den Beschlüssen des Direktoriums. Er wird von den Exekutivdirektoren für jeweils fünf Jahre gewählt und darf weder Gouverneur noch Exekutivdirektor sein. Er hat den Vorsitz im Direktorium (ohne Stimmrecht, außer bei Stimmengleichheit) und ist Leiter des Mitarbeiterstabs (die Weltbank hat etwa 10000 Mitarbeiter). Präsident der IBRD und ihrer Schwestergesellschaften IDA und MIGA war zuletzt von 2005 bis 2007 der Amerikaner Paul Wolfowitz, seit Juni 2007 Robert Zoellick. Bei der IFC und bei der MIGA bestehen organisatorische Besonderheiten insofern, als sie einen eigenen, von der IBRD und IDA getrennten Mitarbeiterstab und einen eigenen geschäftsführenden Vizepräsidenten haben.
Bei Abstimmungen im Gouverneursrat und Direktorium richtet sich das Stimmengewicht des einzelnen Landes im Wesentlichen nach der Höhe seines Kapitalanteils. Wie beim IWF verfügen alle Mitglieder – über eine bestimmte Anzahl von Basisstimmen hinaus – über Stimmrechte entsprechend ihrer finanziellen Beteiligung.
Bisherige Präsidenten der Weltbankgruppe
Gemäß gängiger Praxis stellen die USA stets den Präsidenten der Weltbank und Europa den Vorsitzenden des Internationalen Währungsfonds. Hier eine Aufstellung der Präsidenten mit Angabe der Amtszeit:
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Präsident Von Bis Eugene Meyer Juni 1946 Dezember 1946 John Jay McCloy März 1947 Juni 1949 Eugene Robert Black Juli 1949 Dezember 1962 George D. Woods Januar 1963 März 1968 Robert S. McNamara April 1968 Juni 1981 Alden W. Clausen Juli 1981 Juni 1986 Barber B. Conable Juli 1986 August 1991 Lewis T. Preston September 1991 Mai 1995 James David Wolfensohn Juni 1995 Mai 2005 Paul Wolfowitz Juni 2005 Juni 2007 Robert Zoellick Juni 2007
Liste der Chefökonomen
- Hollis Chenery (1972–1982)
- Anne O. Krueger (1982–1986)
- Stanley Fischer (1988–1990)
- Lawrence Summers (1991–1993)
- Michael Bruno (1993–1996)
- Joseph E. Stiglitz (1997–2000)
- Nicholas Stern (2000–2003)
- François Bourguignon (2003–2007)
- Justin Yifu Lin (Juni 2008– )
Stimmverteilung und Reform der Mehrheitsverhältnisse im Jahr 2010
Die Stimmrechte sind nach Anteilseigentum verteilt. Im Jahr 2010 wurde die Verteilung neu gewichtetet wodurch Schwellenländer, v. a. China an Einfluss gewannen. Den größten Stimmenanteil haben die USA (15,85 %), gefolgt von Japan (6,84 %), der China (4,42 %), Deutschland (4,00 %), dem Vereinigten Königreich (3,75 %), Frankreich (3,75 %), und Indien (2,91 %). Die Länder, die unter der „Voice Reform – Phase 2“ genannten Reform, signifikant hinzugewonnen haben sind Südkorea, die Türkei, Mexiko, Singapur, Griechenland, Brasilien, Indien, und Spanien. Der Stimmanteil der meisten Industriestaaten wurde reduziert, während Nigeria, USA, Russland und Saudi-Arabien unverändert blieben.[6][7]
Kritik
Der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer sieht in der Weltbank eine rein westlich orientierte Organisation, die durch auflagengebundene Darlehen an Entwicklungsländer maßgeblich in deren Wirtschaftskreisläufe eingreift mit dem Ziele, Absatzmärkte zu erschließen und über den Mechanismus der durch den Kredit entstandenen finanziellen Abhängigkeit und Schuld die natürlichen Ressourcen des jeweiligen Landes auszubeuten. Somit diene die Weltbank nicht primär der Förderung eines Entwicklungslandes, sondern der Manifestierung des wirtschaftspolitischen Einflusses der Industrienationen, also der Anteilseigner. [8]
Literatur
- Axel Dreher: Die Kreditvergabe von IWF und Weltbank: Ursachen und Wirkungen aus politisch-ökonomischer Sicht. wvb Berlin, Berlin 2003, ISBN 3-936846-54-5.
- Twele, Cord: Die Entwicklungspolitik der Weltbank-Gruppe vor dem Hintergrund der Schuldenkrise der »Dritten Welt« seit Beginn der achtziger Jahre, Frankfurt am Main 1995.
Weblinks
- Website der Weltbank (mehrsprachig, unter anderem auf englisch, spanisch, französisch, arabisch, chinesisch).
- Worlbank Data Catalog.
- Website des deutschen Büros bei der Weltbank (mit Informationsseiten über die Weltbank in deutscher Sprache).
- Grafik: The World Bank: Stimmenverteilung (Stand: März/April 2009), aus: Zahlen und Fakten: Globalisierung, www.bpb.de
Einzelnachweise
- ↑ http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/ibrd.html?referenceKeywordName=World+Bank
- ↑ http://siteresources.worldbank.org/EXTABOUTUS/Resources/Organization_GE.pdf
- ↑ Die Weltbankgruppe auf einen Blick - Informationsseiten des deutschen Büros bei der Weltbank.
- ↑ Esra Bennathan: Wrestling with the Beast: Thirty Years of Development Economics. Economic and Political Weekly 5. Dezember 2009.
- ↑ Liste der 24 Exekutivdirektoren und ihrer Stellvertreter (pdf) (Stand 12. Mai 2008)] auf web.worldbank.org
- ↑ Siteresources.worldbank.org
- ↑ China given more influence in World Bank, RTHK, 26 April 2010
- ↑ Let's make money – Das Thema und Verena Lueken: Dokumentation „Let's Make Money“ – Geld stinkt, aber es arbeitet nicht. In: FAZ, 29. Oktober 2008. Abgerufen am 3. Mai 2010.
38.898888888889-77.0425Koordinaten: 38° 53′ 56″ N, 77° 2′ 33″ WKategorien:- Weltbank-Gruppe
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