Mälzel

Mälzel

Johann Nepomuk Mälzel (* 15. August 1772 in Regensburg; † 21. Juli 1838 im Hafen von La Guaira, Venezuela) war Erfinder und Mechaniker, sowie Konstrukteur mechanischer Musikinstrumente.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Geboren als Sohn eines Orgelbauers und Mechanikers genoss Mälzel eine gute musikalische Ausbildung. 1792 zog er nach Wien, von wo aus er durch seine Musikautomaten schnell in ganz Europa große Berühmtheit erlangte. 1808 wurde er zum dortigen kaiserlichen Hofkammermaschinisten ernannt. In Wien entwickelte Mälzel auch sein Panharmonikon, ein mechanisches Musikinstrument, das die Instrumente einer ganzen Militärmusikkapelle spielen konnte. Es wurde mit einem Blasebalg angetrieben und hatte die Noten auf rotierenden Scheiben gespeichert. Nach und nach entstanden mehrere dieser gewaltigen Orchestrien, die bald überall Aufsehen erregten.

Für Ludwig van Beethoven konstruierte Mälzel mehrere Hörrohre, von denen vier aus der Zeit zwischen 1812 und 1814 im Bonner Beethoven-Haus erhalten sind. Vermutlich als Dank hierfür schrieb Beethoven ein Stück für eine neues Panharmonikon von Mälzel, für dessen dramaturgischen Verlauf der Konstrukteur dem Komponisten recht genaue Vorgaben machte. Als Beethoven dieses „Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria“ genannte Werk dann später für Orchester bearbeitet (op. 91) und 1813 in Wien uraufführte, kam es zum Streit zwischen den beiden, weil Mälzel der Meinung war, er habe Rechte daran. Erst 1819 wurde der Streit freundschaftlich beigelegt.

Mälzel konstruierte zahlreiche weitere Musikautomaten, wie etwa einen mechanischen Trompeter, für den Johann Ladislaus Dussek und Ignaz Pleyel 1813 ein Konzertstück mit Orchesterbegleitung schrieben, und angeblich auch eine sprechende Puppe, die die Augen bewegen konnte.

Mälzel ist bekannt geworden durch die Erfindung des Metronoms 1815 auf die Anregung von Beethoven hin, der sich eine präzisere Tempodefinition als die bisherigen (Adagio, Allegro, Presto, etc.) wünschte. Viele Musikstücke werden heute mit der Tempobezeichnung von beispielsweise MM 144 angegeben. (Mälzels Metronom, 144 Schläge pro Minute). Als eigentlicher Erfinder des Metronoms wurde 1820 in einem Rechtsstreit der in Amsterdam lebende deutsche Mechaniker und Orgelbauer Dietrich Nikolaus Winkel festgestellt; Mälzel hat dessen Erfindung aber weiter entwickelt[1]

Werbeplakat für Ausstellung, ca. 1818/19

Im Jahre 1818 veröffentlicht die „Allgemeine musikalische Zeitung“ eine gemeinsame Erklärung von Beethoven und Salieri über den Nutzen des Mälzel´schen Metronoms. Beethoven komponierte einen Scherzkanon „Auf den Erfinder des Metronoms“, dessen Motiv er im zweiten Satz seiner 1812 komponierten und 1814 uraufgeführten 8. Sinfonie (op. 93) zitiert.

Nach dem Tod von Wolfgang von Kempelen 1804 kam Mälzel in den Besitz von dessen Schachtürken. Mit diesem und seinen Musikautomaten ging er auf Tournee. Viele Besucher dachten insbesondere bezogen auf den Schachtürken an einen Trick, andere machten sich jedoch Gedanken über künstliche Intelligenz. Im Jahre 1825 reiste er mit seinem Schachtürken in die USA und sorgte damit für Furore. Er baute ihn dort so um, dass er auch Whist spielen konnte.

In Baltimore jedoch wurde von Zeugen beobachtet, wie Mälzels Assistent, der aus dem Elsass stammende Schachspieler Wilhelm Schlumberger, dem Apparat entstieg, und die Baltimore Gazette ließ den Schwindel auffliegen. Auch Edgar Allan Poe verfasste 1836 unter dem Titel Maelzels Schachspieler eine Analyse des angeblichen Automaten.

Mälzel starb auf einem Schiff im Hafen von La Guaira, Venezuela, angeblich an einer Überdosis Alkohol.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Oesterreichisches Musiklexikon sowie Mälzels Metronom

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