Münch (Motorrad)

Münch (Motorrad)
Münch 1000 TTS-E
Münch 1000

Die Firma Münch war ein kleiner deutscher Hersteller leistungsstarker, individuell und aufwendig gebauter Motorräder. Diese entstanden in Einzelfertigung unter Verwendung eines meist luftgekühlten Automotors und vieler von Firmengründer Friedel Münch gesondert entwickelter Komponenten. Zwischen 1967 und 1976 baute Münch 476 Motorräder, aufgrund der Modellpolitik ist fast jede Maschine ein Einzelstück hinsichtlich Ausstattung und Material.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Friedel Münch war Konstrukteur bei Horex[1] bevor er in Ossenheim mit Motorrädern handelte, Motoren reparierte und nebenbei im Rennsport tätig war. Ende der 1950er Jahre nahm der Rennfahrer Jean Murit Kontakt zu Münch auf. Er plante den Bau eines Motorrads mit einem zuverlässigen Motor und gut funktionierenden Bremsen. Münch wählte den luftgekühlten Vierzylinder-Pkw-Motor aus dem NSU Prinz 1000 mit 1000 cm³ Hubraum, schuf aus Komponenten der Firma Horex die Kupplung und das Getriebe und fertigte die restlichen Teile des Motorrads nach eigenen Zeichnungen selbst an. Neben dem Motor verdienen die Hinterräder und die Vorderradbremse aus Elektron-Leichtmetallguss besondere Aufmerksamkeit.

Münch TTS

Dieses außergewöhnliche Konzept fand eine große Fangemeinde. Das Motorrad-Modell sollte den Namen Mammut erhalten. Doch dieser Name war markenrechtlich bereits geschützt, und so nannte man das Modell offiziell schlicht TTS. Unter Enthusiasten jedoch hielt sich der Name Mammut bis heute. Im Laufe der Jahre wurden Modelle mit 1000, 1200 und 1300 cm³ Hubraum hergestellt. Münch engagierte sich auch mit Erfolg für den Rennsport. Aufgrund von Managementfehlern und wirtschaftlichen Schwierigkeiten (zu geringe Stückzahlen im Verhältnis zu den hohen Herstellungskosten) stand Münch mehrmals vor dem Ruin.

Kooperationen

Eine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Verleger und Münch-Enthusiasten Floyd Clymer folgte 1966. Sie war jedoch nicht von langer Dauer (bis 1969), da der wirtschaftliche Erfolg ausblieb, Clymer in gesundheitliche und finanzielle Schwierigkeiten geriet und mit der leidenschaftlichen Technikermentalität von Friedel Münch auf Kriegsfuß kam. Clymer folgte 1970 der Amerikaner George Bell, ein Millionärssohn, der zusammen mit Münch eine neue Produktionsstätte in Altenstadt-Waldsiedlung baute. Jedoch trennte sich Bell bereits Ende 1971 wegen ausbleibenden wirtschaftlichen Erfolgs kurzfristig von der Münch KG, die daraufhin Konkurs anmelden musste.

Das Unternehmen wurde von der Verpackungsmittelfirma Hassia gerettet, die sich für die Motorräder von Münch interessierte. So wurde dann auch eine Neukonstruktion mit einem Dreizylinder-Zweitaktmotor auf dem Kölner Salon der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Präsentation brachte aber nur mäßigen Erfolg, lediglich zwei Exemplare wurden damals gebaut. Trotzdem liefen die Geschäfte mit dem vorigen Vierzylinderkonzept gut, und in einigen Monaten wurden bis zu 30 Münch-4 produziert. Kunden mussten teilweise Monate auf ihre bestellte Maschine warten. 1973 kam die TTS/E auf den Markt, das erste Serienmotorrad mit einer mechanischen Kugelfischer -Benzineinspritzung, die auch im BMW 2002 tii Verwendung fand. Das Motorrad erreichte mit knapp 100 PS eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h. Jedoch erwuchs durch die neuen japanischen Big Bikes eine starke und zudem preiswertere Konkurrenz, so dass die Absatzzahlen deutlich zurückgingen. Um die Firma zu retten, bot Luigi Colani 1972 seine Hilfe an und entwarf eine Super Münch mit einer aerodynamischen Verkleidung und einem Lenker der in Boulvard- und Rennposition gestellt werden konnte.[2] Die Maschine ging aufgrund des Konkurses nicht in Serie. Ende 1973 zog sich Hassia zurück und Münch blieb wiederum nur die Möglichkeit, Konkurs anzumelden.

Die Konkursmasse inklusive der Namensrechte kaufte 1974 der Großhandelsunternehmer und Münch-Fahrer Heinz W. Henke, bei dem Friedel Münch daraufhin als Technischer Leiter arbeitete. Die Produktion wurde auf den Bau von individuellen Einzelstücken ausgerichtet. Neue Modelle wurden nicht entwickelt, aber die bestehenden überarbeitet und verbessert. 1977 verließ Münch Henkes Firma und begann, unter der Marke „Horex“ Bausätze zu entwickeln, mit denen der Hubraum der Münch-Modelle auf 1400 bis 1800 cm³ gesteigert werden konnte. Henke baute noch bis Anfang 1980 weitere Münch-Motorräder, die jedoch mit der „Mammut“ nichts mehr zu tun hatten.

Bis in die 1990er Jahre ließ sich Friedel Münch immer wieder überreden, aus Einzelteilen noch neue Münch-4 zusammenzubauen.

Status

Für „Nicht-Insider“ ist es nahezu unmöglich, eine Münch zu kaufen. Eine eingeschworene Clubszene sorgt für den Erhalt und die Pflege der existierenden Maschinen. Die Fahrzeuge werden eher vererbt als verkauft. Kaufpreise innerhalb der Clubs erreichen Größenordnungen um 30.000 bis 50.000 €. Es gilt unter Münch-Fahrern als unfein, eine Münch „einfach so“ zum Kauf anzubieten, ohne vorher einem Clubmitglied die Chance zum Erwerb geboten zu haben.

Neuerdings kann man sich eine originale Münch-4 bauen zu lassen. Eine in Lüneburg ansässige Firma bietet seit einigen Jahren die Möglichkeit dazu. Die Teile dafür werden nach den Original-Konstruktionsunterlagen unter Verwendung der Original-Materialien hergestellt.

Mammut 2000

Ab 1997 gab es die Initiative des Münch-Eigners und Geschäftsmannes Thomas Petsch, ein komplett neues Modell „Münch Mammut 2000“ als stärkstes Serienmotorrad der Welt in Kleinstserie von 250 Stück für wohlhabende Liebhaber zu bauen. Hierfür wurde die Münch Motorrad Technik GmbH gegründet.

Der 260 PS starke Motor der Mammut 2000 basiert auf dem Opel-2,0-Liter-Turbo-Motor, wurde jedoch tiefgreifend modifiziert. Der Zylinderkopf stammt von dem bekannten Formel-1-Motorenhersteller Cosworth, der Motorblock aus Aluminium samt Ölwanne aus einer Magnesium-Legierung ist eine Eigenentwicklung. Zur Ausstattung zählen ein Öhlins-Fahrwerk, eine Spiegler-Bremsanlage und Tank- und Verkleidungsteile aus CFK.

Aufgrund erheblicher Probleme bei der Konstruktion und Fertigung der Komponenten verzögerte sich die ursprünglich für das Jahr 2000 geplante Auslieferung bis 2002. Nach acht ausgelieferten Maschinen wurde das Projekt Mitte 2002 gestoppt. Gebaut wurden lediglich 15 Münch Mammut 2000 bei der Sachs Fahrzeug- und Motorentechnik GmbH in Nürnberg. Danach war Schluss, weil die kalkulatorischen Herstellungskosten den Kaufpreis von 86.000 € weit überstiegen und so eine kostendeckende Produktion nicht möglich war.

Friedel Münch lebt seit rund 15 Jahren in Laubach (Hessen). Dort wurde als Würdigung seines Wirkens das Münch-Museum errichtet, in dem Motoren verschiedenster Größe und auch eine Münch TTS ausgestellt sind. Auch eine Friedel-Münch-Straße existiert inzwischen im Gewerbegebiet an der aufgelassenen Bahnstrecke Friedberg–Mücke.

Mitte September 2008 fand das letzte Münch-Treffen in Laubach statt. Die Hallen des Motoren-Museums wurden zwischenzeitlich gekündigt, die Motoren sind zum Teil bereits verkauft.

Literatur

  • Winni Scheibe: Die Legende Friedel Münch und seine Motorräder, deutsch/englisch, 176 Seiten, 21 x 32 cm, Festeinband, ca. 160 Farbfotos, ca. 40 Fotos s/w. ISBN 3929534150

Weblinks

Einzelnachweise

  1. HR3, Nacht der Erfinder, 01.02.2009:Der Mammutmann - Friedel Münch und seine Motorräder oder "Geht nicht gibt es nicht" - Eine Nacht für ... Erfinder [1]
  2. Designerlexikon[2]

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