- NDL Dampfer Elbe
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Die Elbe war ein Schiff des Norddeutschen Lloyd und gleichzeitig der erste Schnelldampfer dieser Reederei.
Technische Daten
Als die Elbe am 4. April 1881 auf der Werft von John Elder & Co in Glasgow von Stapel lief, war sie das Vollkommenste, was man damals in Bezug auf Komfort, Größe, Schnelligkeit und Sicherheitstechnik bauen konnte. Ihre Länge betrug 127,46 m, die größte Breite 13,72 m, die Tiefe vom obersten Deck 10,8 m. Der Rauminhalt des Schiffs wurde mit 4.510 Bruttoregistertonnen angegeben. Der Propeller aus Manganbronze hatte einen Durchmesser von 21 Fuß (ca 7 m). Damit konnte sie eine Geschwindigkeit von 16 Knoten erreichen. Die prächtig ausgestatteten Kajütenräume waren für 190 Gäste erster und 120 zweiter Klasse, das Zwischendeck für 800 Passagiere berechnet. Der Schnelldampfer war für den Liniendienst auf der Strecke Bremerhaven - New York vorgesehen und erfreute sich vor allem bei den Auswanderern großer Beliebtheit. Die Elbe unternahm auch drei Fahrten nach Australien.
Der Untergang der Elbe
Am 29. Januar 1895, nachmittags um 3 Uhr, trat das Passagierschiff Elbe bei klarem Winterwetter seine Reise von Bremerhaven nach New York an. Ca. 200 Auswanderer hatten sich auf dem Dampfer eingeschifft, dessen Besatzung rund 180 Mann umfasste. Die Fahrt in der Nacht war ruhig und ohne Zwischenfall verlaufen. In den Morgenstunden setzte plötzlich ein heftiger Sturm ein. Fast gleichzeitig tauchte, wie aus dem Nichts, der Kohledampfer Crathie auf Kollisionskurs auf. Als Kapitän Kurt von Goessel die Gefahr erkannte, ließ er Signalraketen abfeuern, aber die Warnung kam zu spät oder wurde nicht wahrgenommen, jedenfalls stieß die Crathie, anstatt die Elbe zu umfahren, mit ungehemmter Wucht gegen die Breitseite des Passagierschiffes. Um 5 Uhr 40 morgens geschah der Zusammenstoß – was darauf folgte, die jähe Überflutung der Innenräume durch das eindringende Meerwasser, die Panik der Rettungssuchenden, die meist nur halb bekleidet aufs Deck stürzten, die meist erfolglosen Versuche, die vereisten Rettungsboote flott zu bekommen – das alles drängte sich in den kurzen Zeitraum von kaum 20 Minuten. Unaufhaltsam sank das Schiff.
Fahrzeuge, die wenige Stunden später die Stelle kreuzten, an der die Elbe gesunken war, bemerkten weder Zeichen von dem verlorenen Schiff noch Schiffstrümmer. Nur 20 Personen überlebten die Katastrophe, 15 Offiziere und Seeleute und 5 Passagiere, darunter eine junge Frau. Die übrigen Personen, 332 an der Zahl (nach anderen Berichten 374), fanden im aufgewühlten Meer den Tod.
Die Tatsache, dass sehr wenig Passagiere, aber eine Anzahl von Schiffsangestellten gerettet wurden, schien ein schlechtes Licht auf die Offiziere und Besatzung der Elbe zu werfen, und es wurden Vorwürfe laut, in denen der Mut und die Disziplin der Offiziere und Mannschaft angezweifelt wurde. Die "Central News of London" erklärten jedoch auf Grund ihrer von jedem einzelnen Überlebenden eingezogenen Erkundigungen, dass derartige Beschuldigungen völlig grundlos seien. Über die Details des Unglücks gingen die Äußerungen der Geretteten zum Teil weit auseinander. Faktum ist jedenfalls, dass nur ein einziges Rettungsboot mit 20 Personen geborgen werden konnte. Deren Bergung durch die zufällig die Unglücksstelle passierende Wildflower unter Kapitän William Wright, verlief äußerst dramatisch. Da die Insassen vor Nässe und Kälte fast bewegungsunfähig waren, gelang es ihnen nur mit Mühe, das ihnen zugeworfene Tau an ihrem Boot festzumachen. Nachdem ein Großteil der Passagiere an Deck gezogen worden war, riss plötzlich das Seil und das Rettungsboot trieb wieder auf die offene See hinaus.
Neuerlich wurde ein Tau ausgeworfen, wieder wurde dieses befestigt, und schließlich wurden auch die letzten Überlebenden geborgen. Anna Böcker, die einzige Frau, die die Schiffskatastrophe überlebte, hatte bei ihrer Rettung nur einen Mantel an, weder ein Kleid, noch Schuhe, noch Strümpfe. Die Rettung der schon halb erfrorenen Schiffsbrüchigen erfolgte buchstäblich in letzter Minute. Der Kapitän der Wildflower, bemerkte später in seinem Bericht an die vorgesetzte Dienststelle: „Ich zweifle nicht, dass eine Stunde später die meisten der Geretteten tot gewesen wären, denn ich hatte 6 Zoll Eis auf meinem Verdeck."
Allgemein entrüstet war man über das Verhalten des englischen Kapitäns des kleinen Dampfers Crathie, der die Katastrophe verursacht hatte. Der Dampfer, der auf der Fahrt von Rotterdam nach Aberdeen war, wendete, nachdem der Zusammenstoß erfolgt war, sofort zur holländischen Küste zurück, ohne den geringsten Versuch zu machen, zur Rettung der Verunglückten beizutragen.
Weblinks und Quellen
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