NTV (Russland)

NTV (Russland)
Dieser Artikel erläutert den russischen Fernsehsender NTW. Für die gleichnamige Schweizer Fernsehsendung, siehe Naturwissenschaft Technik Medizin.
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NTW oder NTV (russisch НТВ) ist ein russischer Fernsehsender mit Hauptsitz in Moskau. Er wurde 1993 gegründet (die Registrierung der Fernsehgesellschaft NTW erfolgte am 14. Juli 1993). Finanziert wurde die Gründung des Senders von einem Konsortium aus mehreren Banken. Sendebeginn war der Abend des 10. Oktober 1993 auf dem fünften Kanal (vorher der Kanal des Sankt-Petersburger Fernsehens). Entsprechend dem Ukas des russischen Präsidenten vom 17. Januar 1994 wechselte er auf den 4. Kanal (vorher der Bildungskanal), wo er zunächst nur abends und seit dem 11. November 1995 den ganzen Tag sendet.

NTW ist in Russland für über 117 Millionen Menschen empfangbar und ist somit ein wichtiger Bestandteil der russischen Medienlandschaft. Außer auf dem russischen Territorium ist NTW auch in den GUS-Staaten sowie (mit speziellem Auslandsprogramm) teilweise in Westeuropa, dem Nahen Osten, den USA und Kanada empfangbar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

  • 14. Juli 1993 - Datum der Registrierung der Gesellschaft
  • 10. Oktober 1993 - Beginn der Ausstrahlung auf dem Sankt-Petersburger Kanal. Dieses Datum wird als Geburtstag des Unternehmens angesehen.
  • 22. Dezember 1993 - Der Präsident der Russischen Föderation, Boris Jelzin, verfügt per Ukas, dass NTW fortan auf dem 4. Kanal täglich ab 18 Uhr ausgestrahlt wird.
  • 11. November 1996 - Entsprechend dem Ukas des Präsidenten der Russischen Föderation vom 20. September 1996 beginnt NTW den Sendebetrieb in vollem Umfang auf dem 4. Kanal.
  • 1. Januar 1997 - NTW erweitert seinen Sendebereich auf Westeuropa, den Nahen Osten und Nordamerika.
  • 21. Januar 1998 - Der Präsident der Russischen Föderation unterschreibt den Ukas "Über die Vervollkommnung des Radio- und Fernsehwesens in der RF", nach dem NTW den Status eines allrussischen Fernsehsenders erhält.
  • 14. April 2001 - Gazprom übernimmt auf dem Weg der feindlichen Übernahme 49 Prozent von NTW, die später auf 69 Prozent erhöht werden. Einige Journalisten verlassen den Sender, der Direktor wird abgelöst.
  • 11. September 2001 - Der Präsident der Russischen Föderation zeichnet Journalisten, die in Tschetschenien gearbeitet hatten, mit Orden aus, darunter Korrespondenten von NTW. Alexej Poborzew erhält den Orden "Für Verdienste gegenüber dem Vaterland" 2. Ranges.
  • 25. September 2002 - Der Sender "NTV-Mir" beginnt den Sendebetrieb in Österreich.
  • 10. Oktober 2003 - NTW, inzwischen zum größten privaten Fernsehsender in Russland geworden, feiert sein 10-jähriges Jubiläum.
  • 29. Juni 2007 - Gazprom-Media vergrößert seinen Aktienanteil von 69 auf 100 Prozent. Damit ist nun auch der dritte und letzte nationale TV-Sender Russlands fest in Staatshand.

Die Übernahme von NTW

Der Sender NTW war einer der Pioniere der postsowjetischen unabhängigen Medien. Das von Wladimir Gussinski geleitete Unternehmen verfügte über die besten Journalisten und Moderatoren. Der Sender stellte hohe professionelle Standards für das russische Fernsehen auf, brachte Live-Übertragungen und eine scharfe Analyse der aktuellen Ereignisse. Seine politische Puppensatire "Kukly" wurde zu einem Symbol jener Zeit, in der die Redefreiheit praktisch unbegrenzt war.

Im Juni des Jahres 2000 wurde Gussinski von der Generalstaatsanwaltschaft als Verdächtiger in einem Strafverfahren verhaftet. Er wurde des Betrugs zwischen seiner Holding "Media-Most", der "Russkoe video - 11j kanal"-GmbH und dem staatlichen Unternehmen "Russkoe Video" beschuldigt. "Media-Most" war zu jener Zeit in den Streit um die Übernahme durch Gazprom verwickelt.

Gussinski wurde schließlich entlassen, nachdem er das sogenannte "Protokoll Nr. 6" unterschrieben, einen Vertrag zwischen ihm und dem Medienminister Michail Leßin. Nach diesem Vertrag sollte Gusinski "Media-Most" an Gazprom zu dem von Gazprom gebotenen Preis verkaufen. Gussinski verließ anschließend das Land und behauptete, man hätte ihn unter Androhung der Verlängerung des Strafverfahrens zur Unterschrift unter den Vertrag gezwungen.

Am 14. April 2001 fand schließlich die Übernahme NTWs durch Gazprom statt. Viele Journalisten verließen das Unternehmen (welches mit neuer Führung aber unter dem alten Namen weiterbestand), und der Direktor wurde ersetzt.

Viele vermuten, dass hinter dem finanziellen Druck auf NTW die Regierung von Präsident Putin stand, die häufig Objekt der Kritik NTWs gewesen war. Frühere NTW-Journalisten wechselten gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Jewgeni Kisseljow zum Sender TW6, der sich später in TVS umbenannte und letztendlich ebenfalls auf Druck der Regierung geschlossen wurde.

Nachdem Gussinski ins Ausland gezogen war, gründete er dort den Fernsehsender RTVi, bei dem zurzeit viele ehemalige Journalisten des NTWs beschäftigt sind. Der Sender betrachtet die Geschehnisse in Russland aus einem kritischen Blickwinkel. Viele Reportagen für RTVi werden vom russischen Fernsehsender Echo-TV angefertigt.

"Hier war NTV"

2002 erschien das Buch Hier war NTV des kremlkritischen Publizisten Wiktor Schenderowitsch, in dem jener die Ereignisse im Unternehmen NTW aus der Sicht eines Menschen darlegte, der selbst im Zentrum des Geschehens gestanden hatte. Im Buch ist eine Reihe interessanter Fakten aufgeführt, und bis heute ist es die einzige vollständige (wenn auch subjektive) Beschreibung der Verfolgung von NTW von Seiten der Regierung und der darauffolgenden Übernahme des Unternehmens. Das Buch besteht aus zwei Teilen: der erste beschreibt die Geschichte des Senders NTW, der zweite erzählt die Geschichte der Sendung "Kukly".

2004 erschien die zweite Ausgabe des Buches, die den Titel erhielt: Hier waren NTV, TV-6, TVS... und andere Geschichten. Wie sich unschwer erraten lässt, wurde hier dem Text des ersten Buches eine Erzählung über die Ereignisse hinzugefügt, die sich mit den NTW-Journalisten nach ihrem Verlassen des Senders zugetragen haben.

Literatur

  • Шендерович, Виктор: "Здесь было НТВ", ТВ-6, ТВС и другие истории. Москва: Захаров 2004. ISBN 5-8159-0347-7 (russisch)

Weblinks


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