Naddoddur (Boot)

Naddoddur (Boot)
Naddoddur in Schleswig im August 2004 beim Nordischen Ruder- und Kulturtreffen anlässlich des 1200-Jahr-Jubiläums von Haithabu.
"Seksæringur" bedeutet "6-Riemer", zumal ein 12er-Ruderboot an jeder seite 6 Riemen hat. Sie sind beim Naddoddur mit römischen Ziffern versehen.

Naddoddur ist ein sogenannter seksæringur, ein Färöboot mit 12 Ruderern, mit dem spektakuläre Reisen von den Färöern nach Norwegen, den Shetlandinseln und nach Island gelangen.

Das Boot ist nach dem Entdecker Islands (850), dem norwegischstämmigen Färinger Naddoddur benannt, der später vielleicht auch Nordamerika entdeckte. Heimathafen ist Tvøroyri auf Suðuroy, wo es am 31. Mai 1997 zu Wasser gelassen wurde. Es ist das größte klassische Färöboot seit ca. 1900.

Vorgeschichte

In Tvøroyri befindet sich ein Club gleichen Namens (Bátafelagið Naddoddur – "Bootsverein Naddoddur"), der sich die Pflege der alten färöischen Bootsbaukultur zum Ziel gesetzt hat. Er wurde am 19. November 1995 gegründet und hat ca. 120 Mitglieder.

Die Vorgeschichte geht auf das Jahr 1992 zurück, wo zwei Färöboote, ein 10er und ein 12er, samt Besatzung vom Båtlauget Kysten der zentralen Organisation der Bootseigner in Norwegen, zu einem Holzboottreffen in Kolbeinshamn eingeladen wurden.

Diese Boote erweckten besonderes Interesse, zumal sie einerseits direkt vom Wikingerschiff – also norwegischen Booten – abstammen, aber heute in Norwegen nicht mehr gebaut werden. Besondere Aufmerksamkeit erweckte neben der klassischen formschönen Bauweise auch die Hochseetüchtigkeit der Ruderboote.

Aufgrund dieser Begeisterung in Norwegen organisierte Kysten im Folgejahr 1993 eine Reise auf die Färöer, an der rund 100 Interessierte teilnahmen. Dort hörten sie in Tvøroyri von den Plänen, den größten Seksæringur seit 100 Jahren zu bauen. Ein norwegischer Verein erklärte sich sofort bereit, das benötigte Holz zu spenden – eine Geste von besonderer Bedeutung, da es auf den Färöern keinen Wald gibt, und schon immer auf Treibholz aus Norwegen und Kanada gewartet wurde, oder Holzbretter teuer eingekauft werden mussten.

Nachdem das Holz in Norwegen gefällt war und eine Weile ablagerte, kam es im Frühjahr 1996 nach Tvøroyri. Im Herbst des Jahres machten sich der Bootsbauer Jóhan Olsen und sein 82jähriger Vater Niclas Olsen ans Werk. Am 31. Mai 1997 war es dann so weit: Hunderte von Schaulustigen (also der halbe Ort) strömten zusammen, als das Boot zu Wasser gelassen wurde und gemäß alter Traditionen auch getauft wurde – auf den Namen Naddoddur, den auf den Färöern jedes Schulkind kennt.

Seine Jungfernfahrt unternahm Naddoddur mit 14 Mann Besatzung – 12 Ruderern, einem Steuermann und einem Navigator. Die Bootshalle wurde von einem örtlichen Reeder gespendet.

Auf großer Fahrt

Im selben Jahr machten sich 8 Mann Besatzung auf den Weg nach Norwegen, nur mit Rudern und Segel. Angesichts des geschichtsträchtigen Namens wählte man Norwegen als erstes Ziel, also die Geburtsheimat des großen Navigators und Wikingers Naddoddur. Nach dreieinhalb Tagen und 360 Seemeilen erreichten sie mit dem offenen Boot Florø an der Westküste Norwegens, wo sie von einem großem Aufgebot an Booten begrüßt wurden.

Eigentliches Ziel war aber die 1000-Jahr-Feier der Stadt Trondheim. Ein günstiger Ostwind ermöglichte dann die Heimreise unter Segeln zu den Färöern mit nur 3 Mann Besatzung, während die anderen 5 mit der Norröna nach Hause fuhren.

Die zweite Reise sollte 1998 nach Reyðarfjörður in Island führen, also zu dem Ort, an dem Naddoddur das erste Mal an Land ging. Diesmal segelte man zu viert unter dem Skipper Ernst Emielsson Petersen. Allerdings gab es eine Flaute, und so entschieden sich die Vier, den 12er eben zu rudern, denn ein altes färöisches Sprichwort sagt:

Hann fær byr, ið bíðar, og havn, ið rør.

Zu Deutsch:

Wer wartet, bekommt Rückenwind; und wer rudert, erreicht den Hafen.

Diese unfreiwillige Rudertour auf der ganzen Distanz von 240 Seemeilen von den Färöern nach Island dauerte vier Tage. Schon weit vor der Küste wurden sie von isländischen Helikoptern und Flugzeugen begrüßt.

Der Empfang an Land gestaltete sich entsprechend mit großem Medieninteresse und Menschenauflauf. Die Mannschaft übergab dem Bürgermeister der Stadt eine Gedenktafel, auf der es heißt "Naddoddur, der färöische Wikinger 850–1998".

Die Rückreise des Bootes samt Mannschaft war dann an Bord der Norröna.

Später wurde dann noch überlegt, die Atlantiküberquerung nach Amerika zu wagen, aber bisher wurde daraus nichts. Stattdessen besuchte man die Nachbarn auf den Shetlandinseln.

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