Naglersches Fragment

Naglersches Fragment

Das Naglersche Fragment ist ein aus zwei Pergamentblättern bestehendes Bruchstück einer bebilderten mittelhochdeutschen Liederhandschrift aus der Zeit um 1300. Es ist textlich und künstlerisch dem Codex Manesse eng verwandt und stammt wie dieser aus dem alemannischen Raum. Als möglicher Entstehungsort kommt Zürich in Frage. Als Vorlage kann die Manessische Handschrift jedoch nicht gedient haben.

Das Fragment überliefert auf einem Blatt eine ganzseitige Miniatur des Minnesängers Heinrich von Stretelingen, der in der Manessischen Handschrift mit einer fast identischen Illustration dargestellt wird. Auf dem anderen Blatt befinden sich Textbruchstücke des Dichters Graf Kraft von Toggenburg. Im 15. Jahrhundert wurde ein lateinischer Text über die böhmische Ketzerei nachgetragen.

Früher befanden sich die Fragmente in der Staatsbibliothek Berlin (Signatur: mgo 125). Das nach dem Zweiten Weltkrieg verschollene Bruchstück tauchte später in Krakau auf (Signatur heute: Bibl. Jagiellonska, Berol. mgo 125). Ursprünglich war es im Besitz des preußischen Staatsministers und Generalpostmeisters Karl Ferdinand von Nagler (1770–1846), dessen Bibliothek in den 1830er Jahren in der Königlichen Bibliothek in Berlin aufging.

Die Blätter sind stark beschnitten und haben eine Größe von etwa 174 × 119 mm, der Schriftraum beträgt etwa 165 × 100 mm.

Literatur

  • Hans Wegener: Beschreibende Verzeichnisse der Miniaturen-Handschriften der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin. Leipzig 1928, S. 7 (Die deutschen Handschriften bis 1500. Band 5).
  • Ewald M. Vetter: Die Bilder. In: Walter Koschorreck (Hrsg.), Wilfried Werner (Hrsg.): Codex Manesse. Die Große Heidelberger Liederhandschrift. Kommentar zum Faksimile des Codex Palatinus Germanicus 848 der Universitätsbibliothek Heidelberg. Kassel 1981, S. 41–100 (hier Tafel I, Abb. 2).
  • Lothar Voetz: Überlieferungsformen mittelhochdeutscher Lyrik. In: Elmar Mittler (Hrsg.), Wilfried Werner (Hrsg.): Codex Manesse. Katalog zur Ausstellung vom 12. Juni bis 4. September 1988, Universitätsbibliothek Heidelberg. Heidelberg 1988, S. 224–274, S. 249f., S. 557-559.
  • Cordula M. Kessler: Gotische Buchmalerei des Bodenseeraumes. Aus der Zeit von 1260 bis um 1340/50. In: Eva Moser (Hrsg.): Buchmalerei im Bodenseeraum. 13. bis 16. Jahrhundert. Friedrichshafen 1997, S. 70–96, 218–252.
  • Gisela Kornrumpf: Die Budapester Blätter einer Liederhandschrift und ihre Bedeutung für die geschichte der Minnesangüberlieferung. In: Anton Schwob, András Vizkelety, Andrea Hofmeister-Winter (Hrsg.): Entstehung und Typen mittelalterlicher Lyrikhandschriften. Akten des Grazer Symposiums 13.–17. Oktober 1999. Bern etc. 2001, S. 165–185 (Jahrbuch für Internationale Germanistik. Reihe A, Kongreßberichte Band 52, Anmerkung 16).
  • Martin Roland: Kunsthistorisches zu den Budapester Fragmenten. In: Anton Schwob, András Vizkelety, Andrea Hofmeister-Winter (Hrsg.): Entstehung und Typen mittelalterlicher Lyrikhandschriften. Akten des Grazer Symposiums 13.–17. Oktober 1999. Bern etc. 2001, S. 207–222 (Jahrbuch für Internationale Germanistik. Reihe A, Kongreßberichte Band 52, Anmerkung 46, 47, 49).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich von Stretlingen — Heinrich von Stretelingen, (II. oder III.) Heinrich II. von Stretelingen (* ?; † 1263 oder 1271) und sein Sohn Heinrich III. von Stretelingen (* 1258; † 1294) waren Angehörige der Freiherrenfamilie von Strättligen am Thunersee in der Schweiz.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”