Nassauer

Nassauer

Das Wort Nassauer (Verb: „nassauern“) hat in seiner umgangssprachlichen Verwendung die gleiche Bedeutung wie Schmarotzer oder Parasit, bezieht sich jedoch nicht auf pflanzliche oder tierische Organismen, sondern auf menschliche Mitglieder einer sozialen Gemeinschaft. Es handelt sich bei einem Nassauer in dieser Wortbedeutung also um jemanden, der vorgibt etwas zu sein, um dadurch einen Vorteil zu erlangen.

Wortherkunft

Es gibt alternative Ansätze zur Erklärung der Etymologie des Wortes:

1. Da das Herzogtum Nassau über keine eigene Universität verfügte, schloss Herzog Wilhelm von Nassau-Weilburg am 28. Oktober 1817 einen Staatsvertrag mit dem Königreich Hannover. Die Königlich-Hannoversche Georg-August-Universität zu Göttingen wurde dadurch zur Nassauischen Landesuniversität.

Um den Studenten einen Anreiz zur Aufnahme des Studiums im über 300 Kilometer entfernten Göttingen zu bieten, gewährte der Herzog über den Nassauischen Zentralstudienfonds Stipendien in Form einer kostenlosen Verköstigung. Die Stipendiaten konnten also bei einem Göttinger Vertragswirt kostenlos essen. Nutzte ein Nassauer Student dieses Angebot nicht, nahm häufig ein Fremder, Unbefugter, der sich als Nassauer ausgab, dessen Platz und das freie Mahl ein.

Dadurch sind die studentischen Ausdrücke ‚nassauern‘ und ‚Nassauer‘ entstanden. Diese Begriffe beziehen sich also auf ungebetene Gäste, die auf Kosten und anstelle anderer, nämlich der Nassauer, gegessen und getrunken haben.[1]

Die nichtberechtigte Inanspruchnahme von Leistungen erfolgte demgemäß nicht durch Nassauer, sondern immer durch Nicht-Nassauer.

2. Nassauer ist eine scherzhafte Umbildung des Berliner Begriffs for nass, der „umsonst“ bedeutet, bezüglich des Städtenamens Nassau. Der Begriff bezeichnet eine Person, die eine andere dauerhaft ohne Gegenleistung in Anspruch nimmt. Der berlinerische Begriff stammt aus dem rotwelschen nassen, der sich aus dem westjiddischen nossenen ableitet und „schenken“ bedeutet. Friedrich Kluge u. a. bezeichnen die Geschichte des Freitischs als Herkunftslegende.[2]

Einzelnachweise

  1. Christian Spielmann: Geschichte von Nassau. Wiesbaden: Plaum, 1910. S. 290
  2. Friedrich Kluge: Wörterbuch der Deutschen Sprache. 24. Aufl., fortgeführt von Elmar Seebold. Berlin: de Gruyter 2002. S. 646. ISBN 3-11-017473-1

Siehe auch


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