Nassauer Haus

Nassauer Haus
Nassauer Haus, 2010
Kelleraufgang des Nassauer Hauses, 2007
Erker des Nassauer Hauses, 2010

Das Nassauer Haus oder Schlüsselfeldersche Stiftungshaus in Nürnberg ist ein mittelalterlicher Wohnturm aus sogenanntem roten Burgsandstein. Zwar ursprünglich in romanischem Stil erbaut, kennzeichnen das Haus nach einigen Umbauten bis heute gotische Stilelemente. Es handelt sich um den letzten noch existierenden Wohnturm beziehungsweise „Geschlechterturm“ in Nürnberg.

Der Turm liegt in der Lorenzer Altstadt, gegenüber der Lorenzkirche, in der Karolinenstraße 2.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bezeichnung „Nassauer Haus“ ist der seit dem 19. Jahrhundert gebräuchliche Name für das Eckhaus und beruht auf einem irrtümlichen Bezug zu König Adolf von Nassau im 15. Jahrhundert.

Der Keller (mit einem unregelmäßigem Kreuzrippengewölbe) und die beiden unteren Geschosse werden in das 12. oder 13. Jahrhundert datiert. Etwa im 16. Jahrhundert wurde das Gewölbe des Kellers wie auch das des Erdgeschosses erhöht. Die beiden oberen Geschosse, welche sich durch regelmäßiges Quadermauerwerk deutlich von der kleinteilig strukturierten Mauerweise der unteren Stockwerke unterscheiden, gehören dem 15. Jahrhundert an. Mindestens das vorletzte Stockwerk ist einem Umbau um 1422 durch den damaligen Besitzer Jobst Haug zuzuschreiben. Das oberste Geschoss mit seinem Wappenfries und den drei Eckern hat Ulrich Ortlieb, dem auch das Chörlein zu verdanken ist, um 1433 umbauen lassen.

Wappenfries

Dem neuesten Kenntnisstand entsprechend sind die folgenden Wappen am Haus angebracht (vom südwestlichen Erker beginnend): Erzherzogtum Österreich, das große Stadtwappen von Nürnberg, Grafschaft Cilli, Kurtrier, Kurköln, Kurmainz, Römischer König, Papst Eugen IV., Heiliger Stuhl, Stadt Rom, Römischer Kaiser, Kurböhmen, Kurpfalz, Kursachsen, Kurbrandenburg, St. Lorenz, das kleine Stadtwappen Nürnbergs, das Wappen der Ortlieb. Das Nassauer Haus besitzt mit seinem Wappenschmuck das früheste Beispiel für die beiden Stadtwappen, wie gleichfalls für das Nebeneinander von König- und (doppelköpfigem) Kaiseradler.

Zum „Wehrturm“ wurde es erst für Betrachter des 19. Jahrhundert, die zunächst ein einheitliches Bauwerk, aus einer Hand, darin erkennen mussten, wobei der schmückende Zinnenkranz ein Übriges zu dieser Einschätzung beitrug. Die wichtigste äußerliche Veränderung stellt der 1836 vorgenommene Einbau der Rundbogenöffnungen im Erdgeschoss dar; eine davon wurde um 1900 zur Tür vergrößert.

Besitzer

Über die ursprünglichen Besitzer des Gebäudes ist nichts bekannt. Peter Stromer (1310–1388) soll darin gewohnt haben, um 1422 Jobst Haug, 1426 besaßen die Brüder Erasmus und Heinrich Schürstab das Gebäude. Von 1427 bis zu ihrem Aussterben 1478 war es im Besitz der Nürnberger Patrizierfamilie Ortlieb und anschließend in den Händen der Haller von Hallerstein. Um 1556 soll Willibald Imhoff das Haus bewohnt haben.

1581 erwarben die Schlüsselfelder von Kirchensittenbach den Wohnturm und machten ihn zu ihrem Nürnberger Stammsitz. Nach deren Aussterben im Jahr 1709 ging das Gebäude in den Besitz der, testamentarisch festgelegten, Schlüsselfelderschen Familienstiftung über.

Kriegseinwirkungen

Durch amerikanische Bombenangriffe von 1945 wurde der Turm schwer getroffen und hatte unter erheblichen Kriegseinwirkungen zu leiden. Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1950 bis 1952. Das Gebäude wurde durch Rudo Göschel im Auftrag der Schlüsselfelderschen Familienstiftung, die bis heute die Eigentümerin ist, wiederhergestellt.

Historische Abbildungen

Siehe auch

Literatur

  • Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
  • Günter P. Fehring, Anton Ress (Begr.), Wilhelm Schwemmer (Bearb.): Die Stadt Nürnberg. (= Bayerische Kunstdenkmale). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 227–228
  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. 2., erg. u. erw. Auflage. Hofmann, Nürnberg 1989, ISBN 3-87191-088-0 (Neuauflage: Edelmann Buchhandlung, 2000)

Weblinks

 Commons: Nassauer Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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