Schnorrer

Schnorrer
Polnische Schnorrer in Leipzig. Aus: Die Gartenlaube (1875)

Der Schnorrer ist eine Person, die sich durch häufiges, nicht aggressives Bitten um Gefälligkeiten oder Geld unbeliebt macht. Sie bringt andere dazu, sie zu unterstützen, ohne zwangsläufig wie ein Bettler zu wirken. Im Unterschied zum normalen Bitten etwa um Kleinigkeiten ohne Gegenleistung wie einer Zigarette oder Kleingeld zeichnet sich das Schnorren durch nachhaltiges Wiederholen des Bittens aus.

Umgangssprachlich wird das Wort Schnorren bisweilen auch für einmalige Handlungen verwendet, etwa bei der Bemerkung „Ich schnorre mir jetzt eine Zigarette“.

Das Wort stammt aus dem Jiddischen: „Da Bettelmusikanten oft mit Lärminstrumenten wie der Schnarre durch die Lande zogen, wurde der Name des Instrumentes auf die Musikanten übertragen.“[1]

Eine besondere Bedeutung haben Schnorrer im orthodoxen Judentum. Sie ermöglichen gläubigen Juden, einer der wichtigeren religiösen Pflichten nachzukommen – der Barmherzigkeit gegenüber Schwächeren und der Almosenspende: der Schnorrer hat hierbei keinen Bettlerstatus, sondern den eines Wohltäters, der die Wohltat erst bewirkt.

Im heutigen umgangssprachlichen Gebrauch hat der Begriff seine ursprüngliche geistig-religiöse Bedeutung völlig eingebüßt. Im modernen Judentum ist der Schnorrer jedoch nach wie vor eine anerkannte, feste Instanz. Über das Jiddische ist das Wort „Schnorrer“ auch in die englische Sprache eingeflossen, dort bezeichnet es einen Bittsteller, der sich durch besondere Chuzpe und einen Mangel an jeglicher Unterwürfigkeit auszeichnet.

Roman „König der Schnorrer“

Sehr anschaulich wird die Funktion des jüdischen Schnorrers in Israel Zangwills Roman Der König der Schnorrer (London 1894) beschrieben. Der Roman stellt dar, wie sich der Schnorrer um Welten sowohl vom christlichen, als auch vom muslimischen Bettler unterscheidet – die beide in ihrer jeweiligen Religion eine ähnliche Aufgabe haben wie der Schnorrer im Judentum. Im Unterschied zu diesen muss der Schnorrer jedoch auch Talmudgelehrter sein, da er seine „Opfer“ durch die gemeinsame religiöse Lehre zur Wohltat veranlassen muss. Neuverlegt wurde der Roman im Jahr 1989 indem die Geschichte mit den Augen eines jüdischen Schnorres namens Andrey Yumusak während des Aufkommens des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik ab dem Jahre 1929 dargestellt wurde.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen

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  • Schnorrer — (also spelled shnorrer) is a Yiddish term meaning beggar or sponger . The word Schnorrer also occurs in German to describe a person, who frequently asks for little things like cigarettes or little sums of money, without offering a return, and has …   Wikipedia

  • Schnorrer — Schnorrer,der:1.⇨Schmarotzer(2)–2.⇨Bettler Schnorrer→Bettler …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Schnorrer — Schnor rer, n. [Yiddish, fr. G. schnurrer, fr. schnurren to hum, whir, hence, from the sound of the musical instrument used by strolling beggars, to beg.] Among the Jews, a beggar. [Webster 1913 Suppl.] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Schnorrer — (jüd. deutsch), Bettler; vgl. Bettelwesen, S. 775 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schnorrer — Schnorrer(Schnurrer)m 1.Bettler.⇨schnorren1.1700ff. 2.Mann,derAutofahrerumunentgeltlicheMitnahmebittet.1930ff. 3.Schmarotzer.1870ff. 4.Mann,dermiteinererlogenenGeschichteleichtgläubigeLeutezurHergabevonGeldbewegt.1930ff.… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • schnorrer — (n.) 1892, from Yiddish, beggar, from German slang schnurrer, from schnurren to go begging (slang), perhaps ultimately imitative of the sound of pleading or whining (e.g. sneer, snorkel, snarl) …   Etymology dictionary

  • schnorrer — [shnôr′ər] n. [< Yiddish < Ger schnurrer < schnurren, to whir, purr (of echoic orig.): from the sound made by musical instruments carried by beggars] Slang a person who lives by begging or by sponging on others …   English World dictionary

  • Schnorrer — schnorren, (auch:) schnurren (ugs. für:) »betteln, nassauern«: Da die alten Bettelmusikanten gern mit Lärminstrumenten wie Schnurre und Schnurrpfeife herumzogen, erhielten 2schnurren und seine mdal., besonders jidd. Nebenform schnorren im 18. Jh …   Das Herkunftswörterbuch

  • schnorrer — [“Jnora* ] n. a beggar; a person who sponges off of friends and relatives. (Yiddish.) □ Here comes that schnorrer from down the street. Look poor. □ Buy your own ciggies if you don’t like mine. Shnorrers can’t be choosers …   Dictionary of American slang and colloquial expressions

  • schnorrer — noun Etymology: Yiddish shnorer Date: 1892 beggar; especially one who wheedles others into supplying his wants …   New Collegiate Dictionary

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