Nekton

Nekton
Marines Nekton: Ein Schwarm Atlantischer Heringe (Clupea harengus) auf Wanderung zu den Laichplätzen in der Ostsee. Die hohe Geschwindigkeit kann über mehrere Tausend Kilometer durchgehalten werden. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Fortbewegung in geschlossenen Gruppen eine Verringerung des Energieverbrauchs bewirkt

Unter Nekton (zu gr. nekton „das Schwimmende“, „die Schwimmkraft“[1]) versteht man die „Schwimmwelt“, d. h. die Gesamtheit der pelagischen Tiere in Ozeanen und Binnengewässern, die zu einer kontrollierten Horizontalbewegung fähig ist, also zu einem aktiven, strömungsunabhängigen Schwimmen. Das Adjektiv ist vom Wortstamm (nekt-) zu bilden, und lautet daher korrekt „nektisch“, man findet aber ebenso, auch in wissenschaftlicher Literatur, die Form „nektonisch“. Der Begriff „Nekton“ wurde 1890 von Ernst Haeckel eingeführt.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Ein Gewässer lässt sich in verschiedene Lebensräume (Biotope) gliedern: Das Benthal, also den Boden- bzw. Uferbereich und die sich daran anschließende Zone des freien Wassers, das Pelagial. Die Bewohner des Pelagials lassen sich wiederum nach dem Grad an Eigenbeweglichkeit in zwei Gruppen einteilen.

Das Nekton stellt den einen Teil der Lebensgemeinschaft (Biozönose) im Pelagial, also dem ufer- und bodenfernen Bereich dar. Den anderen Teil dieser Gemeinschaft bildet die Lebewelt des Planktons, dessen Organismen, abgesehen von einigen Riesenformen (Mega(lo)plankton), meist deutlich kleiner und vor allem schwächer sind. Sie sind daher, sofern sie überhaupt dazu fähig sind, nur zu einer unwesentlichen Eigenbewegung in der Lage und somit zu keiner zielgerichteten horizontalen Fortbewegung. Sie unterliegen also im Gegensatz zum kräftigeren und agileren Nekton im vollen Ausmaß den Kräften der Wasserströmungen.

Das Nekton stellt die überwiegende Zahl der Konsumenten oberster Ordnung des Nahrungsnetzes im jeweiligen Biotop. Manche Organismen, mehrheitlich im Meer, wechseln im Verlauf ihrer Entwicklung zwischen den Lebensräumen. Diese als Meroplankton bezeichneten Organismen, gehören nur mit ihren pelagischen Driftstadien (Eier, Larven) dem Plankton an, später nehmen sie eine benthische (beispielsweise Muscheln) oder nektische Lebensweise (bei vielen Fischarten) an.

Nektische Organismen

Humboldt-Pinguine (Spheniscus humboldti) jagen im flachen Wasser vor der Westküste Südamerikas (Zoo-Aufnahme).

Neben den Wirbeltieren (Fische, Meeressäuger und Reptilien sowie einige aquatische Vogelarten) haben nur zwei weitere Stämme, die Gliederfüßer (langschwänzige Zehnfußkrebse (Decapoda)) und die Weichtiere (Coleoidea (Kopffüßer)) nektische Formen hervorgebracht. Das Größenspektrum reicht vom Zentimeterbereich - von Bedeutung ist hier besonders das so genannte Mikronekton von 2 bis 20 cm - bis zum etwa 30 m langen Blauwal. Die Fische des Süß- und Meerwassers nehmen innerhalb des Nektons eine dominierende Stellung ein. Sie bilden die artenreichste Gruppe (Taxon) und, gemeinsam mit den Kopffüßern, den größten Teil der Biomasse des Nektons.

Das Nekton ist außerordentlich divers und kommt in allen Klimazonen vor. Im Folgenden wird eine Übersicht mit Beispielen aus verschiedenen pelagischen Zonen und zoogeographischen Regionen gegeben. Dabei ist zu beachten, dass Lebewesen als marin gelten, wenn sie sich überwiegend in Meeresumgebung aufhalten und zugleich Teil der marinen Nahrungskette sind. Eisbären beispielsweise verbringen den Großteil ihres Lebens auf dem Meereis. Da sie zudem ausgezeichnete Schwimmer sind, zählen auch sie zum Nekton.

Im Meer

Tauchender Eisbär (Zoo-Aufnahme)

In Binnengewässern

Anpassungen

Die meisten nektischen Arten sind räuberische Fleischfresser. Diese Lebensweise erfordert die Fähigkeit zur schnellen Fortbewegung und eine Reihe entsprechender analoger Anpassungen, die sich bei den verschiedenen Taxa im Laufe ihrer Stammesgeschichte (Evolution) unabhängig voneinander entwickelten (Konvergenz). Solche Anpassungen an schnelles Schwimmen stellt vor allem die Entwicklung eines stromlinienförmigen Körpers zur Reduzierung des Strömungswiderstandes und damit der Reibung dar. Für rasches Vorankommen haben Fische und Wale unpaarige Flossen entwickelt (Schwanzflosse/Fluke), dazu eine stabilisierende (Rückenflosse/Finne) und paarige Brustflossen, die der Steuerung dienen. Bewohner des Benthals, das Benthos, sind hingegen oft langsamer, denn ihre Beute besteht vornehmlich aus sich ebenfalls langsam bewegenden oder am Substrat festsitzenden (sessilen) Organismen.

Siehe auch: Ökosystem, Ökosystem See

Einzelnachweise

  1. Stefan Nehring und Ute Albrecht (1997): „Benthos und das redundante Benthon: Neologismen in der deutschsprachigen Limnologie“. In: Lauterbornia H. 31: 17-30, Dinkelscherben, Dezember 1997 E-Text (PDF-Datei)

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