- Thunfisch
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Thunfische Gelbflossen-Thunfische (Thunnus albacares)
Systematik Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei) Überordnung: Stachelflosser (Acanthopterygii) Ordnung: Barschartige (Perciformes) Unterordnung: Makrelenartige (Scombroidei) Familie: Makrelen und Thunfische (Scombridae) Gattung: Thunfische Wissenschaftlicher Name Thunnus South, 1845 Die Thunfische (Thunnus) (schweiz. Thon) gehören zu der Familie der Makrelen und Thunfische (Scombridae). In der Fischwirtschaft zählt man auch andere Gattungen zum Thunfisch, z. B. den Bonito.
Die körperlichen Merkmale der Thunfische sind hervorragend auf ihre ruhelos schwimmende Lebensweise abgestimmt. Der Körper ist kräftig und stromlinienförmig. Die Schwanzflosse ist sichelförmig – eine ideale Form für langes, schnelles Schwimmen (bis 77 km/h). Die geselligen Tiere legen bei der Nahrungssuche große Entfernungen, zum Teil über die Ozeane, zurück.
Ein ungewöhnliches Merkmal kennzeichnet den Thunfisch, nämlich dass die zum schnellen Schwimmen aufgewendete Energie das Blut des Thunfischs um einige Grade über die Temperatur des umgebenden Wassers erwärmt, obwohl der Thunfisch wie alle Fische ein kaltblütiges Wirbeltier ist. Die Thunfische ernähren sich vor allem von Tinten- und Kleinfischen sowie Krebstieren. Ihr Verbreitungsgebiet liegt in den tropischen Meeren (z. B. Südsee), die größeren Arten finden sich jedoch auch in den nördlicheren, kälteren Gewässern. In den 1950er Jahren wurden noch zahlreiche Exemplare des Thunnus thynnus in der Nordsee gefangen. Der Thunfischfang hat mittlerweile Ausmaße angenommen, die dazu führen, dass fast alle Thunfischarten zum Teil massiv überfischt sind. Die Blauflossenthune und die pazifischen Großaugenthune sind sogar vom Aussterben bedroht.[1]
Im tropischen Ostpazifik sind Gelbflossen-Thunfischschwärme oft mit Delfinschulen vergesellschaftet. Ein biologisches Phänomen, das nur in dieser Meeresregion auftritt. Weil eine Delfinschule leicht von Booten oder Hubschraubern zu beobachten ist, wird beim Thunfischfang die Delfinschule mit einem Ringwadennetz umkreist, das dann von unten zugezogen wird. Dadurch kamen zwischen den späten 1950er und den 1990er Jahren mehr als sieben Millionen Delfine zu Tode.[2]
Inhaltsverzeichnis
Arten
- Thunnus alalunga: der Weiße Thun, Weiße Thunfisch oder Germon (über 1,4 m lang, etwa 60 kg schwer, weltweit verbreitet)
- Thunnus albacares: der Gelbflossen-Thun oder Gelbflossen-Thunfisch (maximal 2,4 m lang und 200 kg schwer)
- Thunnus atlanticus: der Schwarzflossen-Thun oder Schwarzflossen-Thunfisch (westlicher Atlantik, klein mit 50 cm und 3,20 kg, höchstens 1 m lang und 21 kg schwer)
- Thunnus maccoyii: der Südliche Blauflossen-Thun, ist die am stärksten überfischte Thunfischart (südlicher Atlantik, Indischer Ozean, Pazifik, maximal 2,45 m lang, 260 kg schwer und 20 Jahre alt)
- Thunnus obesus: der Großaugen-Thun oder Großaugen-Thunfisch (eine Tiefwasserart, maximal 2,50 m und 210 kg, hält sich in subtropischen Gewässern auf).
- Thunnus orientalis: der Nordpazifische Blauflossenthunfisch (Im Nordpazifik, kleiner als der Rote Thun, zwischen Juni und September wandern die Schwärme in küstennahe Gewässer der Baja California, Mexikos und Kaliforniens)[3]
- Thunnus thynnus: der Rote Thun, Rote Thunfisch oder Blauflossen-Thunfisch (Mittelmeer, Atlantik) kann eine Länge von gut 4,5 m erreichen und über 600 kg schwer werden, lebt ungefähr 15 Jahre, wird aber meist bei einer Länge von 2 m gefangen.
- Thunnus tonggol: der Langschwanz-Thun oder Langschwanz-Thunfisch (ziemlich klein, nur 13,6 kg, aber immense Bedeutung in der indopazifischen Region)
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Thunfische gehören weltwirtschaftlich zu den wichtigsten Speisefischen. Aufgrund ihres relativ hohen Fettgehaltes werden sie zu den Fettfischen gezählt. Wegen ihres hervorragenden Fleisches sind sie sehr begehrt. Der Thunfisch ist ein sehr beliebter und begehrter Fisch für Sushi. Rohes Thunfischfleisch ist ein beliebter und schmackhafter Bestandteil von Sashimi.
Thunnus thynnus hat tiefdunkelrotes Fleisch, das beim Erhitzen dunkel bleibt. Thunnus albacares hat helleres rotes Fleisch, das beim Erhitzen noch heller, beinahe weiß wird. Thunnus alalunga ist insbesondere in den USA als Dosenthunfisch populär, da das weiße Fleisch (chicken of the sea oder white tuna) trocken ist und an den Geschmack von Hühnchen erinnert.
Thunfisch ist obligatorischer Bestandteil der italienischen Vorspeise Vitello tonnato. Ansonsten dominiert in Deutschland der Verzehr von Dosenthunfisch.
Nach Angaben der FAO (United Nations Food and Agricultural Organization) wurden 2006 weltweit etwa 4,6 Millionen t Thunfisch gefangen. Der mit Abstand wichtigste Abnehmer ist Japan mit 78 Prozent des weltweit verkauften frischen Thunfischs.
Gesundheitliche Bedeutung
Thunfisch enthält, wie andere große Raubfische, erhebliche Mengen Quecksilber in Form des besonders gesundheitsschädlichen Methylquecksilbers.
Die US-Regierung warnte im Dezember 2003 vor dem Genuss von zu viel Thunfisch über Wochen, womit vor allem Schwangere und Kinder auf die Gefahr durch Anreicherungen von Quecksilber im Thunfisch – wie bei manchen anderen Fischarten auch – hingewiesen werden sollen, die aber in den letzten 16 Jahren, wie Untersuchungen an Thunfischkonserven zeigen, nicht zugenommen hat. Auch findet man wegen des geringeren Verdünnungspotentials für eingebrachte Schadstoffe bei Fischen aus Binnengewässern deutlich höhere Belastungen als bei Seefischen.
Die EU-Kommission hat im Mai 2004 die Mitgliedsstaaten offiziell darüber informiert, dass Frauen, die schwanger sind oder werden können sowie Frauen, die stillen, und kleine Kinder nicht mehr als zwei kleine Portionen (100g) Thunfisch pro Woche verzehren sollten.[4]. Das Bundesinstitut für Risikobewertung teilt diese Einschätzung.[5]
In der EU gilt ein Grenzwert von 1 mg/kg Quecksilber für großen Raubfisch. Bei anderen Fischen ist der Grenzwert auf 0,5 mg/kg reduziert. Dieser Wert wird bei Grenz- und Marktkontrollen öfter überschritten und die Funde als RASFF-Meldungen EU-weit den Behörden mitgeteilt.
Um die Qualität des gefangenen Thunfischs zu verbessern, wird z. B. der Südliche Blauflossen-Thun (Thunnus maccoyii) in Australien in schwimmenden Netzkäfigen in Aquakultur gezüchtet bzw. weiter gemästet, bis der Fisch bis zu 50 % seines Körpergewichts zugelegt hat und dann verkauft wird.[6]
Überfischung
Alle Blauflossen-Thunfischarten sowie der Großaugen-Thunfisch (Bigeye tuna) sind massiv überfischt und vom Aussterben bedroht. So liegt die Zahl der erwachsenen Tiere nur noch auf 20 % des Niveaus von 1970 oder darunter. Die Bestände des Gelbflossen-Thunfisch im Indischen und Pazifischen Ozean gelten gleichfalls als massiv überfischt.[7]
Grund für die rapide Abnahme ist der stetig wachsende Bedarf nach Frischfisch, insbesondere für Sushi oder Sashimi in Japan, Europa und Nordamerika.
Fischereimanagement
Das Management der weltweiten Thunfischbestände liegt in den Händen von internationalen, regionalen Fischereikommissionen. So regelt die Internationale Kommission für den Schutz des Thunfischs im Atlantik (ICCAT) die Bestände im Atlantik und im Mittelmeer, während z.B. die Inter-American Tropical Tuna Commission (IATTC) für die Bestände im Ostpazifik zuständig ist. Noch legen diese Fischereikommissionen zu wenig Gewicht auf eine nachhaltige Befischung der Bestände, setzen zu hohe Quoten und räumen der Beifangproblematik zu wenig Raum ein. Dessen ungeachtet sind sie die einzigen Institutionen, die eine bestandserhaltende Fischerei beim Thunfischfang umsetzen können.[8][9]
Thunfischfarmen
Sogenannte Thunfischfarmen bestehen aus mehreren großen runden, nach unten geschlossenen Netzkäfigen, die ein Entweichen der gefangenen Thune verhindern. Sie werden meist küstennah installiert. Nur die für den Frischfischmarkt bedeutenden Arten Roter Thun, Blauflossen-Thun und Gelbflossen-Thune werden derzeit in Farmen gehalten. Thunfischfarmen gelten nicht nur wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Bestandsentwicklung der wild lebenden Arten als problematisch. Hinzu kommt, dass die in den Farmen gefangen Thune bis zur Schlachtreife mit großen Mengen an Frischfisch gefüttert werden müssen, sowie erhebliche Umweltbelastungen durch Nahrungsreste und Exkremente. Trotz des hohen finanziellen Aufwands erfreuen sich Thunfischfarmen immer größerer Beliebtheit wegen der insbesondere für Blauflossen-Thune auf dem japanischen Markt gezahlten Preise.[10]
Mästung
Bislang findet in Thunfischfarmen keine Zucht statt. Zur Mästung werden die beim Thunfischfang mitgefangenen Jungtthune, die nicht angelandet werden dürfen, lebendig in die Farmen verfrachtet und dort bis zur Schlachtreife, die noch vor der Geschlechtsreife der Tiere liegt, gemästet. Dadurch wird die Reproduktionsfähigkeit der betroffenen Arten massiv herabgesetzt, da die komplette Jungthunfischgeneration eines Schwarmes für die Vermehrung ausfällt.[11]
Zucht
Eine gewisse Entlastung der Wildbestände könnten erste Zuchterfolge mit Rotem Thunfisch mit sich bringen. Neben japanischen Forschern konnten im Rahmen des EU-Forschungsprojekts Reprodott Düsseldorfer Meeresbiologen gemeinsam mit Kollegen aus anderen EU-Staaten im Februar 2007 ein Ablaichverfahren für Roten Thun entwickeln.[12]
Problematisch bleibt weiterhin, dass auch gezüchtete Thune bis zur Schlachtreife mit großen Mengen an Frischfisch versorgt werden müssen, was den fischereirechtlichen Druck auf diese Arten aufrechterhält bzw. weiter erhöht. Noch ist die Bezeichnung „Thunfisch aus Zucht“ aber irreführend und falsch.
Eine Rettung der am meisten bedrohten Thunfischarten (alle drei Blauflossen-Thunarten, Großaugenthun und in manchen Lebensräumen der Gelbflossenthun) erscheint derzeit nur durch ein verbessertes Fischereimangement der internationalen Fischereikommissionen und ein verändertes Konsumentenverhalten beim Kauf von Frischthunfisch und in Restaurants (Sushi, Sashimi) möglich.
Fangmethoden
Bis Anfang der 1990er Jahre waren Treibnetze weltweit die häufigste Fangmethode beim Thunfischfang. Ihr Einsatz ist heute illegal.
Nach Angaben der FAO werden heutzutage etwa 70 % der weltweiten Gesamtfangmenge mit Ringwadennetzen erzielt.
Der Fang mit Angeln und Schleppangeln hat einen Anteil von etwa 15 %, weitere etwa 15 % der weltweiten Gesamtfangmenge stammen aus der Pelagischen Langleinenfischerei.
Fest installierte Thunreusen oder Tonnare – nach oben offene, rechtwinkelig zur Küste gestellte Großreusen von teilweise mehreren Kilometern Länge – kommen nur noch selten, z. B. vor Gibraltar, zum Fang von Rotem Thun zum Einsatz. Mit ihnen lassen sich – ähnlich wie mit Ringwadennetzen – ganze Thunfischschwärme auf ihrer Wanderung abfischen.
Quellen
- ↑ Die Dosen-Thunfischindustrie und ihre Auswirkungen auf Thunfischbestände (Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V.)
- ↑ Earth Island Institue (engl.)
- ↑ FishBase-Catalogue of Life (englisch)
- ↑ EU-Kommission: Methylquecksilber in Fisch und Fischereiprodukten
- ↑ Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Quecksilber und Methylquecksilber in Fischen und Fischprodukten – Bewertung durch die EFSA
- ↑ Australian Aquaculture Portal (engl.)
- ↑ Die Dosen-Thunfischindustrie und ihre Auswirkungen auf Thunfischbestände
- ↑ International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas
- ↑ IATTC
- ↑ Thunfische in Gefahr
- ↑ Eliane Hill, Alexandra Merory, Olaf Kanter (Übersetzung): Tunfisch, wo bist du? In: Mare – Die Zeitschrift der Meere No. 57, August/September 2006, dreiviertel verlag Hamburg, S.26ff, ISSN 1432-928X
- ↑ Erste Erfolge in der Thunfischzucht
Weblinks
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