Nelly Tsouyopoulos

Nelly Tsouyopoulos

Nelly Tsouyopoulos, geborene Saveriadou (griechisch: Νέλλη Τσουγιοπούλου Σαβεριάδου; * 1930 in Famagusta, Zypern; † 5. Mai 2005 in Oxford) war Medizinhistorikerin. Neben ihrer zypriotischen Nationalität verfügte sie auch über die britische Staatsangehörigkeit.[1] Sie war Professorin für Geschichte und Theorie der Medizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Gründungsrektorin der Universität Zypern.

Nach dem Studium des Griechischen und der Geschichte an der Universität von Athen zunächst als Lehrerin tätig, nahm sie 1957 als Stipendiatin des griechischen Staates und der Alexander von Humboldt-Stiftung ein Studium der Philosophie, Mathematik und Pädagogik in München auf. Als Schülerin von Kurt von Fritz wurde sie 1962 mit einer Dissertation über die Strafe im frühgriechischen Denken promoviert. Von 1967 bis 1971 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut für die Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik des Deutschen Museums in München. 1972 wurde sie von Richard Toellner an das Institut für Geschichte und Theorie der Medizin der Universität Münster geholt, wo sie sich 1979 mit einer Arbeit zu dem Thema Andreas Röschlaub und die Romantische Medizin. Die philosophischen Grundlagen der modernen Medizin habilitierte und 1984 eine Professur für Geschichte und Theorie der Medizin erhielt. Zu ihrem Fach suchte Tsouyopoulos einen dezidiert philosophischen Zugang, wie sich nicht allein in ihren Arbeiten zur Verbindung zwischen Romantischer Medizin (auch etwa Johannes Müller) und Philosophie (vor allem Friedrich Wilhelm Joseph Schelling), sondern auch in verschiedenen systematischen Reflexionen zeigt. Schüler von Tsouyopoulos sind unter anderen Thomas Rütten, Claudia Wiesemann und Urban Wiesing.

Ende der Achtziger Jahre wurde Tsouyopoulos als Präsidentin des Gründungssenats mit der Gründung der Universität Zypern beauftragt, die im Oktober 1992 in Nikosia eröffnet wurde. Seit 1996 gehörte Tsouyopoulos dem Vorstand des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster an.

Ausgewählte Schriften

  • Strafe im frühgriechischen Denken. (Diss. München 1962) Freiburg/München 1966.
  • Wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig. Von den philosophischen Sorgen der modernen Medizin. In: Philosophische Rundschau. Band 33, 1986, S. 76–102.
  • Andreas Röschlaub und die Romantische Medizin. Die philosophischen Grundlagen der modernen Medizin. (Habilitationsschrift Münster 1979) Stuttgart/New York 1989.
  • Doctors contra clysters and feudalism. The consequences of a Romantic revolution. In: A. Cunningham und N. Jardin (Hrsg.): Romanticism and the sciences. Cambridge 1990, S. 101–118.
  • Schellings Naturphilosophie. Sünde oder Inspiration für den Reformer der Physiologie Johannes Müller?. In: M. Hagner und B. Wahring-Schmidt (Hrsg.): Johannes Müller und die Philosophie. Berlin 1992, S. 65–83.
  • Die Entstehung der Medizin als praktische Wissenschaft. In: Zeitschrift für medizinische Ethik. Band 44, 1998, S. 99–105.
  • La philosophie et la médecine romantiques. In: M. D. Grmek (Hrsg.): Histoire de la pensée médicale en Occident. Band 3, Paris 1999, S. 7–27.
  • Angst vor dem Tode und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. In: F. Niewöhner und R. Schaeffer (Hrsg.): Unsterblichkeit. Wolfenbütteler Forschungen 86, Wiesbaden 1999, S. 103–113.
  • Asklepios und die Philosophen. Paradigmawechsel in der Medizin im 18. Jahrhundert und die Entstehung der modernen Medizin. Hrsg. von Claudia Wiesemann, Barbara Bröker und Sabine Rogge. Stuttgart 2008.

Literatur

  • Claudia Wiesemann: Iatros philosophos isotheos – Die Philosophin, Wissenschaftstheoretikerin und Medizinhistorikerin Nelly Tsouyopoulos (1930–2005), in: Medizinhistorisches Journal 41.1 (2006) 85-98.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Urban Wiesing: Nelly Tsouyopoulos: Über das Leben einer Philosophin (Nachruf) (PDF-Datei; 22 kB)

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