Neo-Sannyas-Bewegung

Neo-Sannyas-Bewegung

Das Neo-Sannyas ist eine 1970 von Bhagwan Shree Rajneesh (ab 1989: Osho) begründete, nicht asketische Form des Sannyas (von der spirituellen Suche bestimmte Lebensart).[1] Das Neo- fällt im zwanglosen deutschen Sprachgebrauch in der Regel weg; Mitglieder der Neo-Sannyas-Bewegung werden dementsprechend oft einfach nur als Sannyasins bezeichnet.[2]

Inhaltsverzeichnis

Bezug und Unterschied zum traditionellen Sannyas

Das „Osho International Meditation Resort“ in Pune.

Die Neo-Sannyas-Bewegung wurde am 28. September 1970 gegründet, als Bhagwan Shree Rajneesh die ersten Schüler initiierte. Diese erhielten von ihm einen neuen Namen (Frauen z.B. „Ma Dhyan Shama“, Männer z.B. „Swami Satyananda“) und trugen bis September 1985 alle orange oder rote Kleidung und eine Mala (Halskette) mit 108 Holzkugeln und seinem Bild.

Orangefarbene Kleidung und Mala sind Attribute traditioneller Sannyasins (als heilig betrachtete Asketen) in Indien. Osho wollte mit seinem Neo-Sannyas eine bewusste, pointierte Abkehr vom traditionellen, verzichtgeprägten Sucherethos schaffen.[3] Dementsprechend gehen Neo-Sannyasins heute oft einem Lebensstil nach, der sich äußerlich nicht gravierend von ihrem gesellschaftlichen Umfeld abhebt.[4] Das einzige definierende Element ist Bewusstheit, Meditation.[5]

Eine offizielle Initiation zum Neo-Sannyas gibt es heute nicht mehr, vielmehr initiiert sich jeder Interessierte einfach selbst.[5]

Osho International Meditation Resort

Das wichtigste Zentrum der Neo-Sannyas-Bewegung ist das Osho International Meditation Resort in Pune, Indien, mit jährlich 200.000 Besuchern das wohl größte Therapie- und Meditationszentrum der Welt.[6]

Das „Osho-Urteil“ des deutschen Bundesverfassungsgerichts

Die von Osho ins Leben gerufene Bewegung war in den Siebziger- und Achtzigerjahren außerordentlich kontrovers. In der Bundesrepublik Deutschland wurde sie im Rahmen staatlicher Informationsmaßnahmen zu dieser Zeit verschiedentlich als „Sekte“, „Psychosekte“, „Jugendsekte“ und „Jugendreligion“ bezeichnet; dazu traten auch Bezeichnungen als „destruktiv“ und „pseudoreligiös“ sowie Vorwürfe der Mitgliedermanipulation.

Hierzu sagte das Bundesverfassungsgericht in einem 2002 ausgesprochenen Urteil, dass die Bezeichnung „Sekte“ nach der Empfehlung der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ des Deutschen Bundestags in Verlautbarungen staatlicher Stellen über Gruppierungen dieser Art zwar nicht weiter verwendet werden sollte, der Gebrauch im seinerzeitigen Kontext aber verfassungsrechtlich bedenkensfrei gewesen sei.

Nicht gerechtfertigt gewesen seien dagegen die diffamierende Kennzeichnung als „destruktiv“ und „pseudoreligiös“, sowie die Vorwürfe der Mitgliedermanipulation.[7]

Literatur

  • Jörg Andrees Elten: Ganz entspannt im Hier und Jetzt – Tagebuch über mein Leben mit Bhagwan in Poona. Innenwelt Verlag, 2000 (Neuauflage, Erstausgabe 1979), ISBN 3-925-20594-2.
  • Judith M. Fox: Osho Rajneesh. Studies in Contemporary Religion, Signature Books, 2002, ISBN 1-560-85156-2.
  • Gunther Klosinski: Psychologische und psychodynamische Aspekte religiöser Konversion zu neureligiösen Bewegungen am Beispiel der Neo-Sannyas-Bewegung. Habilitationsschrift, 1983.
  • Joachim Süss: Bhagwans Erbe. Claudius, München 1996, ISBN 3-532-64010-4.
  • Joachim Süss: Zur Erleuchtung unterwegs: Neo-Sannyasin in Deutschland und ihre Religion. Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde, 1994.
  • Anna Thoden und Ingemarie Schmidt: Der Mythos um Bhagwan – Die Geschichte einer Bewegung. rororo Sachbuch 1080, 1987.

Einzelnachweise

  1. Fox (2002), S. 11
  2. Zeit-Artikel, der diesen Sprachgebrauch illustriert
  3. Osho, From Bondage to Freedom, Kapitel 17, nachzulesen hier
  4. Willamette Week Online, Portland, Orgeon, Artikel vom 2. Feb. 2000
  5. a b Neosannyas.org
  6. Zu dir oder in mich, Artikel in Weltwoche, Ausgabe 13/06
  7. BVerfG, 1 BvR 670/91 vom 26.6.2002, Abs. Nr. 57, 60, 62, 91–94, diesbezügliche Pressemitteilung

Weblinks


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