- Neue Schulschrift
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Eine Ausgangsschrift ist eine Schreibschrift, die zum einfacheren Erlernen des Schreibens konzipiert wurde. Ausgangsschriften sind Grundlage des Schreibunterrichts an Grund- und Volksschulen, meist nach Erlernen der Druckschrift.
Ausgangsschriften finden in den meisten europäischen Ländern Anwendung.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung in Deutschland
In Deutschland hatte sich nach der Karolingischen Minuskel (9. – 12. Jahrhundert) eine Schriftform durchgesetzt, die an die gotische Kursive (ab dem 14. Jahrhundert) – eine im alltäglichen Gebrauch stehende Kursivform der Gotischen Schrift (ab dem 12. Jahrhundert) – anknüpfte. Diese Entwicklung führte der Nürnberger Schreibmeister Johann Neudörffer (1497–1563) fort, der auch maßgeblich an der Schöpfung der Fraktur beteiligt gewesen war. In seinem Schreibbuch „Eine gute Ordnung und kurze unterricht...“ (Nürnberg, 1538) schuf er eine Stileinheit der Buchstaben der deutschen Schreibschriften – genauer deutschen Kurrentschriften – die lange erhalten blieb. Mit Ausbreitung des Schulwesens seit dem 16. Jahrhundert wurde das Lesen und Schreiben Gemeingut immer breiterer Schichten.
Erstmals 1714 wurde in Preußen durch einen Erlass eine Normschrift eingeführt, deren spitze, nach rechts geneigte Formen sich auch in anderen deutschen Territorien einbürgerten und charakteristisch für die deutschen Kurrentschriften wurden.
Ludwig Sütterlin (1865–1917) war es, der diesen typischen Duktus der deutschen Kurrentschrift änderte. Er entwickelte – neben einer lateinischen – die deutsche Sütterlinschrift, die nun senkrecht auf der Zeile stand und Kringel ausbildete und nicht mehr spitz gestaltet war. Diese Schrift wurde 1924 in preußischen Schulen und erst 1930 in den meisten anderen deutschen Ländern als Schulausgangsschrift verwendet.
1941 wurden per Normalschrifterlass im Auftrag von Adolf Hitler alle gebrochenen Schriften, darunter auch die „Deutsche Sütterlinschrift“, abgeschafft und die auf Grundlage der lateinischen Sütterlinschrift entwickelte „Deutsche Normalschrift“ als Ausgangsschrift an den Schulen verwendet.
Lateinische Ausgangsschrift
Die Lateinische Ausgangsschrift (LA) wurde vom Iserlohner Schreibkreis aus der Deutschen Normalschrift entwickelt und am 4. November 1953 durch den Erlass der Kultusministerkonferenz verbindlich in allen Bundesländern der damaligen Bundesrepublik Deutschland als Schulausgangsschrift eingeführt (Ausnahme: In Bayern wurde die Lateinische Ausgangsschrift erst 1966 verbindlich eingeführt).
Vereinfachte Ausgangsschrift
Der Versuch, Schwierigkeiten in der Anwendung der Lateinischen Ausgangsschrift zu beheben, führte 1969 in der Bundesrepublik zur Entwicklung der Vereinfachten Ausgangsschrift (VA) und Erprobung seit 1972.
Schulausgangsschrift
Aus gleichem Anlass wurde in der DDR bereits im Jahre 1968 die Schulausgangsschrift (SAS) eingeführt.
In den Bundesländern verwendete Ausgangsschriften
Heute werden in Deutschland die Lateinische Ausgangsschrift, die Vereinfachte Ausgangsschrift und die Schulausgangsschrift verwendet. Dabei ist es Aufgabe der jeweiligen Bundesländer, Regeln zur Verwendung der Schriften zu erlassen, wobei entweder eine Schrift verbindlich vorgeschrieben wird oder mehrere Schriften zur Auswahl stehen.
- Baden-Württemberg
- Der baden-württembergische Lehrplan gestattet die Wahl zwischen Lateinischer Ausgangsschrift und Vereinfachter Ausgangsschrift zur Einführung der gebundenen Schrift (Schreibschrift) in der Grundschule. Dabei kann jede Schule sich für eine der beiden Schreibschriften entscheiden, diese ist dann für die ganze Schule verbindlich (Stand 2004). Sich daraus ergebende Probleme nach einem Schulwechsel werden oft so zu lösen versucht, dass Schüler in der zuerst erlernten Schrift weiterarbeiten können.
- Bayern
- An den bayerischen Grundschulen trat mit dem Schuljahr 2001/02 ein stufenweise über vier Jahre aktualisierter Lehrplan in Kraft. Ab dem Schuljahr 2004/2005 war für alle Grundschulkinder nicht mehr die Lateinische Ausgangsschrift, sondern die Vereinfachte Ausgangsschrift verbindlich.
- Nordrhein-Westfalen
- Ausgangsschrift für das Lesen und Schreiben ist in NRW die Druckschrift. Im Zuge der Verflüssigung des Schreibverlaufs und der individuellen Ausprägung der Schrift entwickeln die Schülerinnen und Schüler später aus der Druckschrift ihre persönliche Handschrift. Zur Orientierung kann wegen ihrer Nähe zur Druckschrift die Vereinfachte Ausgangsschrift herangezogen werden. Dies passiert meist zum Ende des ersten oder zum Anfang des zweiten Grundschuljahres.
Entwicklung in Österreich
Bis 1938 wurde in Österreich die Sütterlinschrift als Ausgangsschrift verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg benutzte man zunächst die Deutsche Normalschrift von 1941 und die Lateinische Ausgangsschrift parallel.
Erst 1969 wurde die Ausgangsschrift reformiert, indem man Verschnörkelungen beifügte, die ein weicheres Schriftbild vermitteln sollten, die Normalschrift wurde endgültig abgeschafft. 1995 entwickelte man eine neue Österreichische Schulschrift, die sich mehr an der Druckschrift orientierte. Den Schülern sollte so das Erlernen der Schreibschrift erleichtert werden. Da aber in den meisten Schulen die neue Schulschrift bei den Lehrern auf Gegenwehr stößt, wird weiterhin die alte Schulschrift beziehungsweise eine Mischform gelehrt.
Entwicklung in der Schweiz
Die aktuell gelehrte Schweizer Schulschrift wurde 1947 eingeführt. 2006 wurde von Hans Eduard Meier eine neue Schulschrift vorgeschlagen, die gegenwärtig (Januar 2007) Gegenstand von Diskussion ist und probeweise in einzelnen Klassen unterrichtet wird.
Weblinks
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