- Neumünder
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Neumünder Bei den Neumündern wird der Urmund (Blastoporus) zum Anus, die Mundöffnung wird neu gebildet.
Systematik Domäne: Eukaryoten (Eucaryota) Reich: Tiere (Animalia) Unterreich: Vielzellige Tiere (Metazoa) Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa) Unterabteilung: Bilateria Überstamm: Neumünder Wissenschaftlicher Name Deuterostomia Grobben, 1908 Stämme - Chordatiere (Chordata)
- Kiemenlochtiere (Hemichordata)
- Stachelhäuter (Echinodermata)
- Xenoturbellida
Als Neumünder (Deuterostomia) oder Zweitmünder bezeichnet man diejenigen zweiseitig symmetrisch aufgebauten Tiere (Bilateria), bei denen in der Embryonalentwicklung des Darmes der Urmund (Blastoporus) zum After wird und der Mund sekundär aus dem Urdarm (Archenteron) durchbricht (den Vorgang nennt man Deuterostomie).
Deuterostomie war traditionell-morphologisch ein wichtiges Merkmal, um so verschiedene Gruppen wie die Chordata, Hemichordata und Echinodermata als Abstammungsgemeinschaft zusammenzuführen (siehe Abschnitt Systematik). Wie viele Bilateriergruppen im Taxon Deuterostomia einzuordnen sind, war aber lange Zeit umstritten, da Deuterostomie zum Beispiel auch bei den Pfeilwürmern und einigen Lophophorata auftritt, ferner bei manchen Saitenwürmern und Gliederfüßern.
Mittels molekularbiologischer Verwandtschaftsforschung wurde in dieser Frage einige Klarheit erzielt. Demnach bilden Chordata, Hemichordata und Echinodermata tatsächlich eine Abstammungsgemeinschaft, die restlichen Gruppen mit Deuterostomie gehören aber nicht dazu.
Systematik
Zu den Neumündern gehören drei rezente und ein ausgestorbener Tierstamm:
- Chordatiere (Chordata) mit den Manteltieren (Tunicata), Lanzettfischchen (Acrania) und Wirbeltieren (Vertebrata, syn. Craniota)
- Stachelhäuter (Echinodermata) unter anderem mit den Seesternen und Seeigeln
- Kiemenlochtiere (Hemichordata) mit den Flügelkiemern (Pterobranchia) und Eichelwürmern (Enteropneusta)
- † Vetulicolia. Nur aus dem Unteren und Mittleren Kambrium bekannt.
Aktuelle phylogenomische Arbeiten[1][2] ergeben das nachstehende Schema:
- Deuterostomia
- Ambulacraria
- Stachelhäuter (Echinodermata)
- Kiemenlochtiere (Hemichordata)
- Chordatiere (Chordata)
- Ambulacraria
Auffällig ist an dieser Systematik vor allem das neue Monophylum Olfactores, das Tunicata und Craniata zusammenfasst. Dazu bilden die Acrania die Schwestergruppe. Dies widerspricht der traditionellen Auffassung der vergleichenden Morphologie, nach der Acrania und Craniata zum Monophylum Notochordata zusammengefasst werden sollten. In der dargestellten aktuellen Systematik werden einige gebräuchliche Gruppenbezeichnungen aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr verwendet:
- Ambulacralia - Synonym zu Ambulacraria
- Cephalochordata - Synonym zu Acrania
- Chordonia - Synonym zu Chordata
- Coelomopora - Synonym zu Ambulacraria
- Craniota - Synonym zu Craniata
- Euchordata - Synonym zu Notochordata
- Myomerozoa - Synonym zu Notochordata
- Notochordata - Paraphylum aus Acrania und Craniata
- Notoneuralia - Synonym zu Deuterostomia
- Urochordata - Synonym zu Tunicata
- Vertebrata - Synonym zu Craniata
- Xenambulacraria - Ein Taxon, das Ambulacraria und den Tierstamm Xenoturbellida umfassen sollte.[3] Nach anderen Studien, darunter einer aktuellen, scheinen die Xenoturbellida jedoch überhaupt nicht den Deuterostomia anzugehören und eher Verwandte der Acoelomorpha zu sein[4]. Dem entgegen stehen ebenso aktuelle Untersuchungen ihres mitochondrialen Genoms, welche weiterhin die Einordnung als (basale) Deuterostomia unterstützen [5].
Siehe auch: Urmünder (Protostomia) und Systematik des Tierreiches
Weblinks
Commons: Deuterostomia – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienQuellen
- ↑ Philippe H, Derelle R, Lopez P, Pick K, Borchiellini C, Boury-Esnault N, Vacelet J, Renard E, Houliston E, Quéinnec E, Da Silva C, Wincker P, Le Guyader H, Leys S, Jackson DJ, Schreiber F, Erpenbeck D, Morgenstern, Wörheide G, Manuel M: Phylogenomics Revives Traditional Views on Deep Animal Relationships. In: Current Biology 19 (2009)
- ↑ Dunn CW, Hejnol A, Matus DQ, Pang K, Browne WE, Smith SA, Seaver E, Rouse GW, Obst M, Edgecombe GD, Sørensen MV, Haddock SHD, Schmidt-Rhaesa A, Okusu A, Møbjerg Kristensen R, Wheeler WC, Martindale MQ, Giribet G: Broad phylogenomic sampling improves resolution of the animal tree of life. In: Nature 452 (2008): 745-749
- ↑ Bourlat SJ, Juliusdottir T, Lowe CJ, Freeman R, Aronowicz J, Kirschner M, Lander ES, Thorndyke M, Nakano H, Kohn AB, Heyland A, Moroz LL, Copley RR, Telford MJ: Deuterostome phylogeny reveals monophyletic chordates and the new phylum Xenoturbellida. In: Nature 444 (2006): 85-88
- ↑ Hejnol A, Obst M, Stamatakis A, Ott M, Rouse GW, Edgecombe GD, Martinez P, Baguñà J, Bailly X, Jondelius U, Wiens M, Müller WEG, Seaver E, Wheeler WC, Martindale MQ, Giribet G, Dunn CW: Assessing the root of bilaterian animals with scalable phylogenomic methods. In: Proceedings of The Royal Society B Biological Sciences 276 (2009): 4261-4270
- ↑ Bourlat SJ, Rota-Stabelli O, Lanfear R, Telford MJ: The mitochondrial genome structure of Xenoturbella bocki (phylum Xenoturbellida) is ancestral within the deuterostomes in BMC Evolutionary Biology 9:107 (2009) http://www.biomedcentral.com/content/pdf/1471-2148-9-107.pdf
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