- Neutronenmikroskop
-
Ein Neutronenmikroskop ist ein Mikroskop, das nicht Licht sondern Neutronen nutzt, um vergrößerte Abbildungen von Gegenständen zu erzeugen. Das Konzept des Neutronenmikroskops wurde Anfang der 1980er Jahre entworfen. Damals wurden erst die technischen Voraussetzungen für die Ablenkung und Speicherung von Neutronen geschaffen, die für den Aufbau eines solchen Mikroskops notwendig sind. Auch zurzeit (2007) befindet sich die Entwicklung erst im Experimentierstadium.
Neutronen bieten gegenüber derzeit eingesetzten Methoden wie dem Elektronenmikroskop einige einzigartige Vorteile. So wechselwirken Neutronen sehr stark mit Wasserstoff. Zusammen mit der Eigenschaft leicht organisches Material zu durchdringen, könnte dies gerade in der Biologie, wo die zu untersuchenden Proben hohe Anteile von Wasser und Kohlenwasserstoffe aufweisen, neue Untersuchungsmethoden eröffnen.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Ähnlich wie bei herkömmlichen Mikroskopen versucht man durch (Neutronen-)Linsen einen Strahl aus Neutronen auf der Probe zu fokussieren und die Wechselwirkungen mit der Probe zu detektieren. Da ein Neutron völlig anders mit der restlichen Materie wechselwirkt als Photonen oder Elektronen, werden dafür beim Neutronenmikroskop zum Teil grundverschiedene Techniken und Materialsysteme eingesetzt.
So dürfen die eingesetzten Neutronen nur eine geringe thermische Energie besitzen (ca. 2 × 10−7 Elektronenvolt) – im englischen auch ultra-cold neutrons (UCN) genannt. Derartige Neutronen zeigen unter flachen Einfallswinkeln Totalreflexion an Oberflächen, außerdem lassen sie sich in magnetischen Fallen ausreichend lange speichern[1]; ausreichend bedeutet hierbei eine Dauer im Bereich der Halbwertszeit der Neutronen. Als freies Teilchen zerfällt das Neutron mit einer Halbwertszeit von 886 Sekunden in ein Proton, ein Elektron und ein Neutrino.
Die Auflösung eines Lichtmikroskops wird durch die Wellenlänge der benutzten elektromagnetischen Strahlung begrenzt. Wie bei Elektronen kann auch Neutronen eine sogenannte Materiewellenlänge zugeordnet werden. Aufgrund der deutlich höheren Masse ist die Wellenlänge einer solchen Materiewelle bei Neutronen deutlich niedriger als bei Elektronen. Während bei optischen Mikroskopen (max. 200 Nanometer) die Auflösung tatsächlich nahezu die von der Lichtwellenlänge gesetzte physikalische Grenze erreicht, verschlechtern bei Neutronenmikroskopen die Abbildungsfehler der Bauteile die nutzbare Auflösung (theoretisch 1 Nanometer); die Vergrößerung derzeitiger Versuchsanlagen ist noch sehr gering (22,5fach[2]).
Literatur
- P. Herrmann, K.-A. Steinhauser, R. Gähler, A. Steyerl, W. Mampe: Neutron Microscope. In: Physical Review Letters. 54, Nr. 18, 1985, S. 1969–1972, doi:10.1103/PhysRevLett.54.1969.
- M. R. Eskildsen, P. L. Gammel, E. D. Isaacs, C. Detlefs, K. Mortensen, D. J. Bishop: Compound refractive optics for the imaging and focusing of low-energy neutrons. In: Nature. 391, Nr. 6667, 1998, S. 563–566, doi:10.1038/35333.
Einzelnachweise
- ↑ P. R Huffman, C. R Brome, J. S Butterworth, K. J Coakley, M. S Dewey, S. N Dzhosyuk, R. Golub, G. L Greene, K. Habicht, S. K Lamoreaux, C. E. H Mattoni, D. N McKinsey, F. E Wietfeldt, J. M Doyle: Magnetic Trapping of Neutrons. In: nucl-ex/0001003. 2000, arXiv:nucl-ex/0001003.
- ↑ J. T. Cremer, M. A. Piestrup, H. Park, C. K. Gary, R. H. Pantell, C. J. Glinka, J. G. Barker: Imaging hydrogenous materials with a neutron microscope. In: Applied Physics Letters. 87, Nr. 16, 2005, doi:10.1063/1.2089172.
Weblinks
- „Sehen“ mit Neutronen. Max-Planck-Gesellschaft, 2009, abgerufen am 14. Apr. 2009 (Beschreibung des Neutronenmikroskopie-Verfahrens, mit Animation).
Lichtmikroskop | Röntgenmikroskop | Elektronenmikroskop | Neutronenmikroskop | Helium-Ionen-Mikroskop | Ultraschallmikroskop | Rastersondenmikroskop | Elektronenholographie
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Cryo-EM — Transmissions elektronenmikroskop (TEM) Ein Elektronenmikroskop ist ein Mikroskop, welches das Innere oder die Oberfläche einer Probe mit Elektronen abbilden kann. Da schnelle Elektronen eine sehr viel kleinere Wellenlänge als sichtbares Licht… … Deutsch Wikipedia
Elektronenmikroskopie — Transmissions elektronenmikroskop (TEM) Ein Elektronenmikroskop ist ein Mikroskop, welches das Innere oder die Oberfläche einer Probe mit Elektronen abbilden kann. Da schnelle Elektronen eine sehr viel kleinere Wellenlänge als sichtbares Licht… … Deutsch Wikipedia
Mikroskop — Lichtmikroskop der Firma Leitz als typisches Labormikroskop, 1909 … Deutsch Wikipedia
Röntgenmikroskop — Röntgenmikroskopie ist ein Mikroskopieverfahren, das statt sichtbarem Licht Röntgenstrahlung nutzt. Röntgenstrahlung bietet zunächst den Vorteil der kürzeren Wellenlänge, was potenziell höhere Auflösung ermöglicht. Darüber hinaus unterscheidet… … Deutsch Wikipedia
Scanning Helium Ion Microscope — Ein Helium Ionen Mikroskop (auch: Scanning Helium Ion Microscope, SHIM) ist ein bildgebendes Verfahren, welches darauf basiert, dass ein Helium Ionen Strahl das zu untersuchende Objekt abtastet[1]. Das Verfahren ähnelt dem eines… … Deutsch Wikipedia
Elektronenmikroskop — Transmissions elektronenmikroskop (TEM) Ein Elektronenmikroskop ist ein Mikroskop, welches das Innere oder die Oberfläche eines Objekts mit Elektronen abbilden kann. Da schnelle Elektronen eine sehr viel kleinere Wellenlänge als sichtbares Licht… … Deutsch Wikipedia
Helium-Ionen-Mikroskop — Ein Helium Ionen Mikroskop (auch: Scanning Helium Ion Microscope, SHIM) ist ein bildgebendes Verfahren, welches darauf basiert, dass ein Helium Ionen Strahl das zu untersuchende Objekt abtastet[1]. Das Verfahren ähnelt dem eines… … Deutsch Wikipedia
Lichtmikroskop — „Großes Mikroskop“ von Carl Zeiss von 1879 mit Optiken berechnet von Ernst Abbe. Lichtmikroskope sind Geräte, die stark vergrößerte Bilder von kleinen (oft für das Auge nicht sichtbaren) Strukturen oder Objekten durch die Ausnutzung optischer… … Deutsch Wikipedia
Rastersondenmikroskopie — Laborinstallation eines Rasterelektronenmikroskops am Institut für Physik der Universität Basel … Deutsch Wikipedia
Röntgenmikroskopie — ist ein Mikroskopieverfahren, das statt sichtbarem Licht Röntgenstrahlung, also Strahlung im Wellenlängenbereich von 10 nm bis 1 pm nutzt. Röntgenstrahlung bietet zunächst den Vorteil der kürzeren Wellenlänge, was potenziell höhere Auflösung… … Deutsch Wikipedia