- Nick Bostrom
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Nick Bostrom (* 10. März 1973 als Niklas Boström) ist Philosoph an der Oxford University.
Neben seiner akademischen Arbeit äußert er sich im englischsprachigen Raum auch regelmäßig in den Medien über Themen wie Ethik, Politik, Zukunftsforschung und Transhumanismus.
1998 gründete Bostrom mit David Pearce die World Transhumanist Association. 2004 gründete er mit James Hughes das Institute for Ethics and Emerging Technologies. Zur Zeit hält er bei beiden Organisationen den Vorstand inne. 2005 wurde er Direktor des neu geschaffenen Oxford Future of Humanity Institute. Seinen Ph.D machte Bostrom an der London School of Economics im Jahr 2000.
Inhaltsverzeichnis
Philosophische Arbeiten
Anthropisches Prinzip
Bekannt ist er unter anderem durch seine Arbeiten zum anthropischen Prinzip, das er aufgrund der verschiedenen Definitionen observer selection problem (Beobachter-Selektionsproblem) nennt. Man kann höchstens eine Schnittmenge mit der selektiven Wahrnehmung erkennen, die auch Erkenntnisprobleme hervorruft. Um korrekt nachzudenken bzw. zu argumentieren, müsse man sich der Auswirkungen der Eigenschaft, für einen Zeitpunkt Beobachter zu sein, auf die Beobachtung bewusst werden. Dazu kreiert er die self sampling assumptions (Selbstauswahl-Hypothesen):
- Self Sampling Assumption (SSA): Man sollte schlussfolgern, so als ob man eine zufällige Auswahl aus der Menge aller Beobachter in seiner Referenzklasse wäre.
- Strong Self Sampling Assumption (SSSA): Man sollte schlussfolgern, so als ob der gegenwärtige Beobachtungszeitpunkt eine zufällige Auswahl aus der Menge aller Beobachterzeitpunkte in seiner Referenzklasse wäre.
Zum Beispiel fährt man bei stockendem Verkehr auf einer mehrspurigen Autobahn und es scheint so, dass die anderen Spuren immer schneller vorankommen. So kann man sich nach SSA z. B. als Beobachter der Referenzklasse "Fahrer in die gleiche Richtung" ansehen. Weil anzunehmen ist, dass sich auf der tatsächlich langsameren Spur mehr Fahrer befinden, ist es wahrscheinlich (weil mehr Beobachter der Referenzklasse sich in der Situation befinden), dass man sich tatsächlich auf der langsamen Spur befindet und dies so beobachtet.
Da die exakte Bestimmung der Referenzklasse, d. h. der Klasse aller Entitäten, von der sich ein Beobachter vernünftigerweise als zufällig ausgewählt annehmen kann, jedoch in vielen Fällen unsicher ist, hält Bostrom vor allem solche Beweise unter Zuhilfenahme von anthropischen Prinzipien für glaubwürdig, deren Resultate möglichst unabhängig von der Wahl der Referenzklasse sind.
Diese Selbstauswahl-Hypothesen erweitert Bostrom zu einem Modell von anthropischer Voreingenommenheit (anthropic bias) und anthropischem Schließen (anthropic reasoning) unter der Unsicherheit der Unbekanntheit des eigenen Platzes in unserem Universum – oder wer überhaupt »wir« sind. Das könnte auch ein Weg sein, um diverse durch kognitive Voreingenommenheit bestehende Grenzen zu überwinden, welche inhärent in den Menschen vorhanden sind, die die Beobachtungen vornehmen und Modelle unseres Universums mittels Mathematik auszudrücken pflegen.[1]
Simulations-Hypothese
In einem auch in der Populärwissenschaft häufig rezipiertem Denkmodell beschäftigt sich Bostrom mit der Hypothese, eine höher entwickelte Zivilisation sei in der Lage und Willens, die Wirklichkeit inklusive des gesamten Universums in einem Computer zu simulieren und habe dies eventuell bereits getan. Unser Universum sei eine simulierte Realität; alle Lebewesen folglich Bestandteil dieser Simulation. Diese Behauptung sei, wie die Gotteshypothese, weder beweisbar noch widerlegbar.
Bostrom formulierte drei Möglichkeiten
- Keine Zivilisation wird je das technologische Niveau erreichen, simulierte Realitäten zu erstellen, da sie sich zuvor selbst vernichtet hätte oder aus anderen Gründen ausgestorben wäre.
- Keine Zivilisation, die dieses technologische Niveau erreicht, wird diese Fähigkeit umsetzen wollen, zum Beispiel, weil sie die Ressourcen für andere Dinge einsetzt.
- Wir leben mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer simulierten Realität.
Existiere eine hinreichend große Anzahl von Zivilisationen, dann müsse, so Bostrom, unter der Prämisse, dass die Annahmen 1 und 2 falsch seien, von einer hohen Wahrscheinlichkeit ausgegangen werden, dass unser Universum tatsächlich eine Simulation sei. Hintergrund dieser Überlegungen ist die Feinabstimmung der Naturkonstanten, die Leben überhaupt erst möglich zu machen scheint. Dies sei, ohne Postulat eines Schöpfergottes, nur in einem Multiversum möglich. Die Zahl der zu solchen Taten fähigen Zivilisationen wäre dann nahezu unendlich.[2]
Die folgende Formel soll den drei Annahmen mathematischen Ausdruck verleihen:[3]
- fp entspricht dem Teil der menschlichen Zivilisationen, die technisch imstande sind, solch eine Simulation zu programmieren.
- N steht für die durchschnittliche Zahl von laufenden Simulationen, die von diesen Zivilisationen durchgeführt werden.
- H ist die durchschnittliche Zahl von Individuen, die in einer Zivilisation gelebt haben, bevor diese imstande war, solche Simulationen durchzuführen.
- fsim ist der Teil der Menschheit, der bereits in einer virtuellen Realität lebt.
Nimmt man nun als die Anzahl der fortgeschrittenen Zivilisationen, die an Realitätssimulationen interessiert sind, oder mindestens als die Zahl derer, welche die nötigen Technologien und Ressourcen besitzen, und als die durchschnittliche Zahl der Simulationen, welche durch deren Vorfahren betrieben werden, erhält man:
Daraus folgt:
Da einen enormen Wert annimmt, wird mindestens eine der drei Annäherungen einen wahren Wert annehmen:Werke
- Anthropic Bias: Observation Selection Effects in Science and Philosophy, ISBN 0-415-93858-9
Weblinks
- nickbostrom.com: Homepage von Nick Bostrum
Einzelnachweise
- ↑ anthropic-principle.com: ANTHROPIC BIAS, Observation Selection Effects in Science and Philosophy: Nick Bostro, PDF-Datei
- ↑ SPIEGEL Online Gefühlte Wirklichkeit: Lebt die Menschheit in der Matrix?
- ↑ Nick Bostrom: ARE YOU LIVING IN A COMPUTER SIMULATION? Published in Philosophical Quarterly (2003), Vol. 53, No. 211, S. pp. 243-255., abgerufen am 2. August 2011 (PDF, eng).
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