Nickel List

Nickel List
Der verhaftete Räuberhauptmann Nicol List, Nach einem alten Stich

Nikol List, auch Nicol oder Nickel List (* ca. 1656 in Waldenburg; † hingerichtet am 23. Mai 1699 in Celle), war ein Räuberhauptmann im ausgehenden 17. Jahrhundert, der mit seiner Bande in und außerhalb Sachsens vor allem Dom- und Kirchenraub sowie Mordbrennerei beging.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nikol List wohnte zeitweise in Beutha im Erzgebirge und betrieb zur Tarnung als Pächter den Gasthof „Grüne Tanne“ im Nachbarort Raum (heute Ortsteil von Stollberg). Im Eingangsbereich des Gasthofes findet man heute noch eine Hinweistafel.

Als man ihn in der Johannisnacht 1696 in Beutha verhaften wollte, erschoss er, um sich vor einer Exekution zu retten, zwei an der Verhaftung beteiligte Landschöffen aus Hartenstein (Sachsen) und entkam. List war über Jahre auf der Flucht und machte als Hauptmann seiner Räuberbande große Landstriche, vorwiegend Norddeutschlands, unsicher. List gab sich den Namen Freiherr von Mosel und zog mit einem kleinen Hofstaat umher. Am 9. November 1697 wurde er geächtet. In der Nacht des 6. März 1698 landete Nickel List mit seinen Kumpanen den größten Kirchenraub aller Zeiten. Mit einem Nachschlüssel verschaffte er sich Zugang zur Michaeliskirche von Lüneburg, welche den sagenhaften Schatz der Goldenen Tafel barg, den Bürger, Herzöge und Mönche über Jahrhunderte Stück für Stück zusammengetragen hatten. 10 Pfund pures Gold und Silber, Perlen und Edelsteine schmückten diesen Hauptaltar der Kirche. List und seine Bande brachten große Teile des kostbaren Schatzes heraus und vernichteten damit das Gesamtkunstwerk der Tafel. Zunächst konnten die Verbrecher entkommen. 1699 wurde List in Greiz gefangen genommen und nach einem Prozess in Hof gemeinsam mit seinen Räuberkomplizen in Celle hingerichtet. Am 23. Mai 1699 wurden Nikol List zuerst Arme und Beine mit acht Schlägen zerschmettert, dann wurde er geköpft und schließlich verbrannt. Beteiligt war Nickel List an vierzig Diebstählen, neunmal an schwerem Kirchenraub und an zwei Morden. Doch zum Verhängnis wurde ihm schließlich der Raub der Goldenen Tafel von Lüneburg.

Gedenkstein

Im Jahre 1700 machte man sein Haus in Beutha dem Erdboden gleich und errichtete auf dessen Stelle in der Dorfstraße Nr.58b eine Schandsäule. Jedem der beiden 1696 erschossenen Hartensteiner Bürger wurde zum Gedenken ein Steinkreuz mit Inschriften errichtet.

Die metergroße schieferne Schandsäule und die beiden sandsteinernen Gedenksteine der beiden Hartensteiner Bürger können heute an der Innenseite der Friedhofsmauer in Beutha besichtigt werden. Die zwei steinernen Gedenkkreuze links und rechts des Steines enthalten die Lebensdaten der beiden ermordeten Hartensteiner. Alle sechs - der Schieferstein besteht aus drei Flächen - Steine sind verwittert und die Inschriften kaum noch lesbar. Der Wortlaut des Textes wurde jedoch durch Pastor Neubert zu Beutha erhalten (Sachsens Kirchengalerie, Abschnitt Beutha).

Der große Stein in der Mitte, die Schandsäule, trägt die Inschrift:

Vordere Seite: „An diesem Ort hat gewohnt der weltbekannte Dieb, Kirchenräuber und Mörder Nicol List, welcher in der Johannisnacht 1696 von einer nach ihm geschickten Folge den eigenen Landschöppen Christoph Kneufflern und noch einen Bürger, Gottfried Eckarden, jämmerlich erschossen und darauf die Flucht ergriffen. Auf der Gnädigen Herrschaft Befehl ist das hier gestandene Listsche Haus niedergerissen und wider den flüchtigen Mörder mit der Acht versehen worden.“
Hintere Seite„Nachdem nun Nicol List den 5. November wegen der beiden hier begangenen Mordtaten zu Hartenstein in die Acht erklärt worden, ist er wegen anderer Übeltaten zu Greiz gefänglich eingekommen und von da nach Hof geführet, hier nächst aber, ob ihm schon daselbst ein scharfes Todes-Urteil gesprochen worden, dennoch als ein Miträuber der kostbaren güldenen Tafel zu Lüneburg erst nach Celle gebracht, allwo er wegen bekannten vielen wichtigen Beuten, 9 Kirchen-Rauben und diese Mordtaten willen den 23. Mai 1699 seinen Lohn empfangen, da er von unten auf mit 8 Schlägen zerschmettert, ihm noch lebend, der Kopf mit dem Beil abgehauen, selbigen auf den Pfahl genagelt, der tote Körper aber auf einem Scheiterhaufen zu Pulver verbrennet worden.“

Steinkreuz, rechts:

Auf der einen Seite: „Christoph Kneuffler, Land- und Gerichtsschöppe zu Hartenstein, ist allhier in der Johannisnacht 1696 von Nicol Listen mit einer ins Gevierte gespaltenen Kugel erschossen und den nächsten Sonntag darauf zu Hartenstein ehrlich begraben.“
Auf der anderen Seite: „Dieser ehrliche Mann ist 50 Jahr und 27 Wochen alt gewesen, hat eine betrübte Witwe und Vier Kinder, nehmlich 3 Söhne ind 1 Tochter, hinterlassen.“

Steinkreuz links:

Auf der einen Seite: „Gottfried Eckhardt, Bürger und Hoffleischer zu Hartenstein ist allhier in der Johannisnacht 1696 von Nicol Listen mit zwei metallenen Kugeln erschossen und den nächsten Sonntag darauf zu Hartenstein ehrlich begraben.“
Auf der anderen Seite: „Dieser mann ist 34 Jahr und 34 Wochen alt gewesen, hat eine arme betrübte Witwe und 3 kleine unerzogene Kinder, 2 Söhne und 1 Tochter, hinterlassen.“

Belletristik

Außer älteren aktenmäßigen Darstellungen der Verbrechen dieses Räubers gab es auch eine historisch-romantische unter dem Titel: Leben und Gaunerstreiche Nickel Lists und seine Bande. Penig, 1802. Lists Leben wurde oft beschrieben und als Kriminaltragödie auf der Puppenbühne aufgeführt. Wie Literaturhistoriker herausfanden, hat Friedrich Schiller Teile aus dem Leben Lists und aus dem Prozessverlauf in seinem Werk "Die Räuber" verwandt.

Literatur

  • Hans von Hülsen, Nickel List, die Chronik eines Räubers, Leipzig : Reclam, 1925
  • Rudolf Schramm, Nickel List - Kirchenräuber und Bandit : Von seinen Raubtaten und von seiner Gefangennahme im Greizer Land anno 1698, Greizer Heimatkalender: 1958, Ter Z 10 Greiz, 1958, S. 65
  • Siegfried Weinhold, Der schwarze Nickel : das Räuberschicksal des Nicol List, Chemnitz : Chemnitzer Verlag, 1994, Belletristik, ISBN 3-928678-12-4
  • Annette Kura, Sachsens Mordbrenner, Räuber, Pascher und Wildschützen im Erzgebirge und in der Oberlausitz, 1. Aufl., Berlin : Altis-Verlag, 1993, ISBN 3-910195-08-3
  • Frank Reinhold, Vor 300 Jahren wurde Nickel List gefangen genommen, Aus der Geschichte der "Neuen Schenke", Heimatbote 1998. 44. Jahrgang. 1998. Heft 6. S. 10
  • Joachim Lehrmann, Räuberbanden zwischen Harz und Weser - Braunschweig, Hannover, Hildesheim... : ein historischer Rückblick, Lehrte bei Hannover : Lehrmann, 2004, S. 86-146, ISBN 3-9803642-4-0
  • Danker, Uwe: Räuberbanden im Alten Reich um 1700 : e. Beitr. zur Geschichte von Herrschaft u. Kriminalität in d. frühen Neuzeit. Frankfurt a.M. 1988. 2 Bde. ISBN 3-518-28307-3

Weblinks


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