- Nom du pere
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Der Name-des-Vaters (fr. Nom-du-Père) ist in der Theorie des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan ein Signifikant, der die Konsistenz der Gesetze der symbolischen Ordnung garantiert. Jedes Gesetz, so Lacan, spricht immer schon „im Namen des Vaters“ und verdankt diesem seine Autorität.
Als in den 50er Jahren der Begriff zum ersten Mal in Lacans Werk auftaucht (damals noch klein geschrieben), bezeichnet er die verbietende Rolle des Vaters, der im Ödipuskomplex das Inzesttabu verhängt und durch die Kastrationsdrohung durchsetzt. Der Begriff „nom du père“ spielt deshalb mit dem Homophon „non du père“: „Nein des Vaters“ (Michel Foucault, 1962 in der Zeitschrift Critique über Hölderlin et la question du père von Jean Laplanche, 1961).
Im Seminar III: Die Psychosen (1955-56) schreibt Lacan den Ausdruck zum ersten Mal groß und versieht ihn mit Bindestrichen; gleichzeitig präzisiert und verallgemeinert er ihn im Sinne eines „Herrensignifikanten“. Der Name-des-Vaters wird nun der „fundamentale Signifikant“ (Evans, Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, S. 197), der dem Subjekt Identität verleiht, und der es ihm ermöglicht, einen festen Platz in der symbolischen Ordnung (der Familie und der Gesellschaft) einzunehmen. Die „Verwerfung“ dieses Signifikanten aus der symbolischen Ordnung des Subjekts führt, so Lacan, zur Psychose.
Der Begriff „Name-des-Vaters“ ist nicht wörtlich zu verstehen. Der Träger des ödipalen Neins und des Gesetzes muss nicht zwangsläufig der reale Vater sein, sondern ist vielmehr der symbolische Vater, dessen struktureller Platz auch von anderen Personen (Mutter, Geschwister, Erzieher) oder Institutionen eingenommen wird (Lehrer, Richter, Polizisten, Priester, politische und religiöse Führer, Psychoanalytiker, Gott, aber auch allgemeiner: soziale Normen, der große Andere). Lacan spricht deshalb auch oft von den Namen-des-Vaters im Plural. Dazu schreibt Jacques-Alain Miller: „Der Vater hat keinen Eigennamen. Dies ist keine Figur, dies ist eine Funktion. Der Vater hat ebenso viele Namen, wie sie [d.h. die Funktion] Träger hat.“ (in: Lacan: Namen-des-Vaters, Klappentext)
Auch ist die berühmte Kastrationsdrohung, die im Namen des Vaters ausgesprochen wird, nicht wörtlich zu verstehen als ausgesprochene Drohung eines Vaters, sein Kind zu kastrieren. Das Kind selbst ist es, das diese Phantasie entwickelt, um sich das Nichtvorhandensein des weiblichen Penis zu erklären. Ebenso muss das Inzesttabu nicht explizit ausgesprochen werden, sondern geht indirekt aus der Abweisung des Begehrens des Kindes durch die begehrte Person hervor.
Siehe auch
Literatur
- Jacques Lacan: Seminar III. Die Psychosen (1955-56), Weinheim/Berlin: Quadriga 1997
- Jacques Lacan: Namen-des-Vaters, Wien: Turia + Kant 2006, ISBN 3851324501
- Dylan Evans: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, Wien: Turia + Kant 2002
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