Notfallsanitäter

Notfallsanitäter

Notfallsanitäter sind in Österreich für den Rettungs- und Notarztdienst ausgebildete Personen. In der Ausbildung werden die Grundlagen der Notfallmedizin und Techniken der Versorgung verletzter oder erkrankter Personen erlernt.

Ihre Aufgabe ist neben den allgemeinen Aufgaben eines Sanitäters (Betreuung des Patienten während des Transportes, Hilfestellung bei auftretenden Akutsituationen und Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen) unter Anderem die Unterstützung des Notarztes. So werden auf allen Notarztmitteln (NAW, NEF, NAH, ITW) Notfallsanitäter eingesetzt.

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter baut auf der zum Rettungssanitäter auf und erlaubt dem Notfallsanitäter erweiterte Maßnahmen, wie etwa die Gabe bestimmter Medikamente ("Arzneimittelliste 1") und die Anwendung von Notfallkompetenzen (siehe unten).

Die Bezeichnungen Rettungssanitäter und Notfallsanitäter bzw. die jeweiligen Ausbildungen sind erst seit 2002 gesetzlich geregelt und staatlich anerkannt.

Das am häufigsten verbreitete "Arbeitsmittel" der Notfallsanitäter in Österreich, das Notarzteinsatzfahrzeug

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Die Ausbildung baut auf der zum Rettungssanitäter auf und stellt die höchste Qualifikation im österreichischen Rettungsdienst dar. Sie umfasst weitere 480 Stunden und gliedert sich in drei Teile:

  • die theoretische Ausbildung im Ausmaß von 160 Stunden,
  • ein Krankenhauspraktikum im Ausmaß von 40 - 120 Stunden, sowie
  • ein 280-stündiges Praktikum in Notarztsystemen, von dem bis zu 120 Stunden als Krankenhauspraktikum absolviert werden können.

Personen, die sich für die Aufnahme zur Ausbildung zum Notfallsanitäter bewerben, müssen folgende Voraussetzungen erfüllen[1]:

  • eine aktive Berechtigung als Rettungssanitäter
  • eine Bestätigung, dass der Bewerber mindestens 160 Einsatzstunden im Rettungs- und Krankentransportdienst absolviert hat, welche die Eignung für die Ausbildung zum Notfallsanitäter bestätigen
  • den positiven Abschluss eines Eingangstests

Der Lehrstoff der Rettungssanitäter-Ausbildung wird vertieft, zusätzliche Inhalte betreffen Einsatztaktik und Arzneimittellehre. Die Ausbildung endet mit einer mündlichen und praktischen Prüfung vor einer Prüfungskommission.

Notfallsanitäter werden üblicherweise von den Hilfsorganisationen (Rotes Kreuz, Samariterbund, Johanniter) und Wiener Berufsrettung - MA70 sowie dem Österreichischen Bundesheer ausgebildet. Private Rettungsdienstschulen wie in Deutschland gibt es nicht.

Notfallkompetenzen

Rechtliche Einordnung

Notfallsanitäter können durch zusätzliche Ausbildungen sogenannte Notfallkompetenzen erwerben. Dadurch dürfen sie unter bestimmten Umständen Maßnahmen durchführen, die normalerweise Ärzten vorbehalten sind. Im Vergleich zu Deutschland sind die Notkompetenzen in Österreich durch ein Bundesgesetz geregelt (SanG)[2], was bedeutet dass der anwendende Notfallsanitäter einen eindeutig vorgegebenen rechtlichen Rahmen für die Anwendung hat. Wenn die Voraussetzungen für die Anwendung zutreffen, muss die Notkompetenz angewendet werden. Laut herrschender juristischer Meinung ist ein rechtfertigender Notstand (vgl. Deutschland) im österreichischen Rettungsdienst nicht denkbar, weshalb eine Überschreitung der vorgegebenen Algorithmen (siehe unten) nicht rechtzufertigen ist.

Anwendung

Notfallkompetenzen dürfen angewendet werden, wenn

  • das Leben oder die Gesundheit des Patienten unmittelbar gefährdet ist,
  • das gleiche Ziel nicht durch weniger eingreifende Maßnahmen erreicht werden kann, und
  • ein Arzt verständigt, oder die Verständigung veranlasst ist.

Allgemeine Notkompetenz

Man unterscheidet die allgemeinen Notfallkompetenzen:

  • Notfallkompetenz Arzneimittellehre (NKA): Verabreichung von Medikamenten laut "Arzneimittelliste 2"
  • Notfallkompetenz Venenzugang und Infusion (NKV): Punktion peripherer Venen und Verabreichung kristalloider Infusionslösungen

Die Arzneimittelliste 2 umfasst derzeit folgende Medikamente[3]:

Besondere Notkompetenz

und die besondere Notfallkompetenz

  • Notfallkompetenz endotracheale Intubation (NKI): Einführen eines Beatmungsschlauches in die Luftröhre ohne Muskelrelaxans

Die Notfallkompetenzen bauen aufeinander auf, das heißt ein Notfallsanitäter mit der NKI muss bereits NKA und NKV besitzen.

Weitere Notfallkompetenzen können durch Verordnung definiert werden.

Häufig wird die Anwendung der Notfallkompetenzen von den jeweiligen Trägerorganisationen des Rettungsdienstes genauer definiert und und durch Algorithmen reglementiert.

So ist beispielsweise beim österreichischen Roten Kreuz die Armbeuge als Punktionstelle dem ärztlichen Personal vorbehalten, mit der NKV darf nur der Handrücken und der Unterarm genutzt werden. Die Landesverbände Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg, und Steiermark (Ausnahme NKI-Rettungsmediziner in Graz/Steiermark) bieten die Ausbildung zur NKI zur Zeit nicht an. Wegen der niedrigen Anwendungsfrequenz ist die endotracheale Intubation durch Sanitäter unter Österreichischen Rettungsdiensten sehr umstritten, als Alternative wird häufig vor der endotrachealen Intubation der Larynxtubus von den NFS/NKI angewendet. Zudem laufen seit November 2010 in einigen Bundesländern derzeit Studien die allen Sanitätern (RS und NFS ohne Notkompetenzen) den Einsatz von Larynxtuben bei der Herz- Lungen Wiederbelebung erlauben.[4]

Einzelnachweise

  1. Rechtsinformationssystem: Bundesrecht: Gesamte Rechtsvorschrift für Sanitätergesetz, Fassung vom 10. Dezember 2009
  2. http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Dokumentnummer=NOR40027452&ResultFunctionToken=40134237-6bfc-4cbd-9f25-48f5009dee1d&Position=1&Kundmachungsorgan=&Index=&Titel=SanG&Gesetzesnummer=&VonArtikel=&BisArtikel=&VonParagraf=&BisParagraf=&VonAnlage=&BisAnlage=&Typ=&Kundmachungsnummer=&Unterzeichnungsdatum=&FassungVom=04.09.2011&NormabschnittnummerKombination=Und&ImRisSeit=Undefined&ResultPageSize=100&Suchworte=
  3. http://www.roteskreuz.at/fileadmin/user_upload/PDF/Ausbildung/Arzneimittelliste_Algorithmen%20090223.pdf
  4. http://www.roteskreuz.at/stmk/dienststellen/leibnitz/aktuelles/newsbeitrag/datum/2011/05/28/einfuehrung-larynxstubus-im-rettungsdienst/

Siehe auch

Literatur

  • Christoph Redelsteiner u.a. (Hrsg.): Das Handbuch für Notfall- und Rettungssanitäter. 1., akt. Auflage inkl. Aktualisierung zu den neuen Reanimations-Leitlinien des ERC. Braumüller, Wien 2005+2007, ISBN 978-3-7003-1655-8

Weblinks


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