HEMS Crew Member

HEMS Crew Member
Rettungshubschrauber im Einsatz

HEMS Crew Member (HEMS = Helicopter Emergency Medical Services) sind in der Luftrettung tätige, assistierende Mitglieder des Rettungsdienstpersonals. Die Übersetzung lautet sinngemäß etwa Rettungshubschrauber-Besatzungsmitglied. In Deutschland wird für diesen Beruf daher auch der Begriff „Luftrettungsassistent/in“ verwendet.

In Deutschland absolvieren Rettungsassistenten (keine Rettungssanitäter), in Österreich Notfallsanitäter, rechtlich basierend auf der JAR-OPS 3, eine Zusatzausbildung zum HEMS-Crew Member (kurz auch: HCM). Das HEMS Crew Member bildet zusammen mit dem Notarzt und dem Piloten die in der Regel dreiköpfige Rettungscrew (Ausnahme: Stationen mit Nachtbetrieb setzen nachts – nach Vorschrift – zwei Piloten ein).

Anders als der Notarzt werden sie nicht zu den „medizinischen Passagieren“ (medical passenger) gezählt, sondern gehören der „fliegerischen Besatzung“ (flight crew) des Rettungshubschraubers an.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Das HEMS-Crew Member unterstützt vor dem Start, während des Fluges und nach der Landung den Piloten, ohne jedoch selbst die Qualifikation eines Piloten zu besitzen. Seine Hauptaufgaben liegen dabei in den Bereichen taktischer Funkverkehr, Navigation, Unterstützung bei Notverfahren, Absicherung und Gefahrenabwehr. Am Einsatzort besteht die Hauptaufgabe des HEMS Crew Members darin, dem Notarzt zu assistieren und ihn in der Patientenversorgung zu unterstützen. Während des anschließenden Fluges zu einer geeigneten Klinik widmet er sich wieder der Cockpitarbeit und assistiert dem Piloten. Nur in speziellen Sonderfällen ist es notwendig den Notarzt während des Fluges zum Krankenhaus zu unterstützen.

Grundsätzlich kann die Tätigkeit des Flugrettungsassistenten in drei Hauptaufgabenbereiche gegliedert werden die sehr unterschiedlich sind.

  • HEMS-Crew Member: Während des Betriebes des Hubschraubers
  • Rettungsassistent/Notfallsanitäter: Nach der Landung am Einsatzort und während der Versorgung des Patienten bzw. bei der Übergabe an die Klinik
  • Bergungsspezialist: Im Falle der Notwendigkeit einer Bergung mittels Tau oder Rettungswinde aus Alpin- oder See-Notlage.

HEMS-Crew Member als Cockpitassistent

  • Meldung der Einsatzbereitschaft sowie Abmeldung
  • Orientierung und Zielfindung
  • Bedienung von Bord-Navigationssystemen (GPS)
  • Luftraum- und Hindernisbeobachtung während des Fluges
  • Funksprechverkehr mit den Leitstellen von Rettungsdiensten, Polizei, Berg- und Pistenrettung usw.
  • Ablesen von Instrumentenanzeigen und Warnungen (bei Bedarf)
  • Anwendung der Checklisten für Normal- und Notverfahren zur Unterstützung des Piloten (bei Bedarf)
  • Erkennen und Beurteilung von Landeplätzen
  • Einsprechen im Landeanflug
  • Überprüfung und Beurteilung der Aufsetzfläche unmittelbar nach der Landung
  • Sicherung des Landeplatzes nach Landung und vor Start
  • Betankung des Hubschraubers bei abgestellten und laufenden Triebwerken
  • Kontrolle und Verantwortung für das benötigte Kartenmaterial
  • Zusammenarbeit zwischen den Besatzungsmitgliedern – Crew Coordination Concept

HEMS-Crew Member als Rettungsassistent/Notfallsanitäter

  • Meldung der Einsatzbereitschaft sowie Abmeldung
  • Assistenz des Arztes bei der Behandlung der Patienten
  • Versorgung von Patienten ohne Arzt
  • Benutzung der medizinischen Einrichtungen an Bord
  • Kontrolle und Pflege des Materials sowie der Medikamente inkl. Verwaltung, Bestellung, Beschaffung, Abholung und Verwahrung
  • Kontrolle und Pflege aller medizinisch-technischen Geräte, deren Verwaltung und Veranlassung von Reparaturen auf dem Dienstweg
  • Dokumentation der Patientendaten im Abrechnungssystem
  • Dokumentation der Arbeitsleistung
  • Einhalten der Hygienerichtlinien

HEMS-Crew Member als Bergungsspezialist

  • Standard-Taubergungen von Personen
  • Personenbergungen mit variablem Tau (Longline Recovery)
  • Kapperbergung von ins Seil gestürzten Personen
  • Personenevakuierungen von Sessellift- und Seilbahnanlagen
  • Personenbergung aus Gletscherspalten
  • Personenbergungen von Industrieanlagen
  • Personenbergungen aus alpinen Notlagen unter Anwendung behelfsmäßiger Bergrettungstechniken
  • Suche von unter Lawinen verschütteten Personen mittels Peilung aus dem Hubschrauber
  • Personenbergungen aus Binnengewässern
  • Personenbergungen aus Seenotlage bzw. von Schiffen oder Booten

Ausbildung

Die Ausbildung gemäß JAR-OPS 3 bzw. den individuellen Richtlinien der Betreiber umfasst grundsätzlich:

Deutschland

Der Einweisungsplan ist durch zeitliche Mindestvorgaben so konzipiert worden, dass der theoretische Anteil der Einweisung zum HEMS Crew Members innerhalb von einer Woche absolviert werden kann (bei täglich 8 Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten). Der praktische Anteil (Einweisung am Rettungshubschrauber/Sicherheitsgerät) kann in dieser Form in 2,5 Tagen durchlaufen werden.

Die hier aufgeführten Ausbildungszeiten beziehen sich rein auf die Zusatzqualifikationen, die der HEMS-Lehrgang vermittelt. Voraussetzung ist in jedem Fall der erfolgreiche Abschluss des Lehrberufes Rettungsassistent mit einer Ausbildungsdauer von zwei Jahren (Insellösung: drei Jahre). Diese Berufsausbildung ist – in Deutschland – nicht zu verwechseln mit der Qualifikation zum Rettungssanitäter, bei der es sich um keinen anerkannten Ausbildungsberuf handelt, sondern lediglich um einen 520-stündigen Lehrgang (vgl. 13 Wochen bei 40-Std.-Woche).

→ siehe auch Hauptartikel: HEMS Academy

Österreich
(Beispiel: Christophorus Flugrettung)

Als Zugangsvoraussetzung sind eine abgeschlossene Berufsausbildung zum Notfallsanitäter und eine umfassende alpinistische bzw. bergrettungstechnische Ausbildung und Erfahrung nötig. Zur Feststellung der Eignung zum HCM ist ein dreitägiges Assessment zu durchlaufen.

Die Ausbildung gem. JAR-OPS 3 umfasst derzeit drei Theoriekurse, eine praktische Einzelschulung, zwei Kurse für hubschrauberspezifische Bergungstechniken und ein Einsatzpraktikum. Der Lehrgang, im Ausmaß von ca. 450 Stunden, schließt mit einer schriftlichen und einer praktischen Prüfung ab.

Zum Erhalt der Qualifikation sind in regelmäßigen Abständen sogenannte Proficiency Check (Profchecks) zu absolvieren:

  • Jährlich:
    • HEMS Crewmember Profcheck
    • Flugübung (Tauflüge und angestüzt aus- und einsteigen)
    • Sicherheitsschulung
  • Alle zwei Jahre:
    • Rezertifizierung gemäß Sanitätergesetz
  • Alle drei Jahre:
    • Alpin Profcheck
    • Einsatztaktisches Intensivtraining

Weblinks


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