- Infusion
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Als Infusion, Infusionstherapie (lateinisch infusio ‚Aufguss‘ und infundere ‚eingießen, eindringen‘) bezeichnet man die kontinuierliche, meist parenterale Verabreichung von Flüssigkeiten. Sie werden in aller Regel intravenös verabreicht.
Bestimmte Therapiemethoden implizieren in der Regel die Anwendung von Infusionen, z. B. Flüssigkeitsgabe, Volumenersatz oder -substitution, Volumen- und Osmotherapie. Die Verabreichung von Blutbestandteilen mittels Infusion wird als Transfusion bezeichnet.
Außerhalb der reinen Flüssigkeitstherapie finden Infusionslösungen noch Verwendung in der parenteralen Ernährung und als Trägerlösungen, falls eine gewisse Verabreichungsdauer nicht unterschritten werden soll oder bestimmte maximale Wirkstoffkonzentrationen am Infusionsort nicht überschritten werden sollen (Elektrolyttherapie, Säure-Basen-Korrektur, Antibiotikagabe u. ä.).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Darstellung im Artikel intravenös
Infusionslösungen und Indikationen
Zur Infusionstherapie stehen unterschiedliche Präparate zur Verfügung. Dabei kann man unspezifische Lösungen wie Elektrolytlösungen („Kristalloide“) oder Glucoselösungen von solchen mit spezifischem therapeutischem Einsatzzweck unterscheiden, z. B. kolloidalen Lösungen zur Volumentherapie, hochkonzentrierte Glukoselösungen und andere Nährlösungen zur Ernährungstherapie oder Pufferlösungen zur Behandlung von Störungen des Säure-Basen-Haushaltes.
Elektrolytlösungen
Elektrolytlösungen („kristalloide Lösungen“) werden zum Ausgleich (bei Dehydratation) oder Deckung des Flüssigkeitsbedarfes, als Teil der parenteralen Ernährung und zum Ausgleich von Elektrolytstörungen eingesetzt. Sie verbleiben (aufgrund des niedrigen onkotischen Druckes) nur kurzfristig in den Gefäßen des Kreislaufes und verteilen sich im Extrazellularraum, weswegen sie sich nur sehr eingeschränkt zum Ausgleich großer Blutverluste beim hypovolämischen Schock eignen. Durch die rasche Umverteilung drohen bei der Verabreichung größerer Mengen Hirn- und Lungenödeme.
Isotonische Kochsalzlösung
Die einfachste Elektrolytlösung ist die isotonische Kochsalzlösung, die aufgrund ihrer unphysiologischen Zusammensetzung[1] nur als Spül- und Verdünnungslösung eingesetzt wird. Eine besondere Indikation ist die hypotone Dehydratation.
Vollelektrolytlösungen
Vollelektrolytlösungen (VEL) oder balancierte Lösungen enthalten Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium, teilweise Magnesium, Chlorid) in körperähnlicher Zusammensetzung. Da ihnen die negativ geladenen Proteine und das Hydrogencarbonat des Plasmas fehlen, sind als Ersatz organische Anionen wie Acetat, Malat oder Laktat zugesetzt, wodurch eine Isotonie erreicht wird. Nach neueren Forschungsergebnissen sollte Laktat wegen erheblicher Nachteile nicht mehr verwendet werden.[1] Das Einsatzspektrum der Vollelektrolytlösungen ist breit, sie stellen den Standard der kristalloiden Lösungen dar.
Sonderformen sind Halb-, 2/3- oder 1/3-Elektrolytlösungen (Bezeichnung entsprechend dem Elektrolytgehalt der Vollelektrolytlösungen), deren Einsatz weitgehend verlassen ist. Es existieren auch Kombinationslösungen mit Kolloiden oder Glukose.
Kolloidale Lösungen
Kolloidale Infusionslösungen zur Anwendung als Volumenersatz (Plasmaersatz) oder in der Volumentherapie (Plasmaexpander, „Blutverdünnung“ bzw. Hämodilution) sind durch ihren Gehalt an Makromolekülen (Kohlenhydrate wie Hydroxyethylstärke oder Dextrane; Proteine wie Gelatine oder Albumin) gekennzeichnet. Da diese die Gefäßwand nicht überschreiten können, wird der durch sie erhöhte kolloidosmotische Druck so lange aufrechterhalten, bis die Moleküle über enzymatischen Abbau oder Aufnahme durch das mononukleäre Phagozytosesystem eliminiert sind. Neben einer gegenüber Elektrolyten verlängerten Verweildauer im Gefäßsystem ergibt sich daraus auch ein ausgeprägter und länger anhaltender Effekt auf das Blutvolumen, weshalb sie zum Ausgleich größerer Volumenverluste beim hypovolämischen Schock eingesetzt werden. Die Verbesserung der Mikrozirkulation, die die Kolloide bewirken, wirkt sich im Schock zusätzlich positiv aus.
Mögliche Nebenwirkungen sind Veränderungen in der Blutgerinnung (Blutungsneigung), anaphylaktische Reaktionen und akutes Nierenversagen.
Glukoselösungen
Glukoselösungen sind in verschiedenen Konzentrationen verfügbar. Sie dienen als Energielieferant im Rahmen einer Infusionstherapie. Da sie keine Elektrolyte enthalten und sich schnell in den Intrazellularraum ausbreiten („freies Wasser“), drohen bei der Verabreichung größerer Mengen Hirn- und Lungenödeme. Glukoselösungen sind auch Bestandteil der totalen parenteralen Ernährung.
Osmotherapeutika
Osmotherapeutika sind hypertone Infusionslösungen, deren Wirkstoffe (Mannit, Glycerin) im Extrazellulärraum zu einer Erhöhung des osmotischen Druckes führen und dadurch dem umliegenden Gewebe Wasser entziehen. Anwendungsgebiete von Osmotherapeutika sind die Behandlung von Ödemen sowie die Förderung des Harnflusses zur Vorbeugung bzw. Behandlung einer akuten Nierenfunktionsstörung oder zur Förderung der Ausscheidung von giftigen, harngängigen Substanzen bei einer Vergiftung.
Verabreichung
Applikationsformen
Die intravenöse Standardanwendung von Infusionslösungen wird über einen Venenkatheter an einer peripheren Vene durchgeführt. Ist eine längerfristige Anwendung, eine parenterale Ernährung, die Verabreichung venenreizender Medikamente (Natriumbicarbonat, Kaliumlösung) beabsichtigt, ist ein zentraler Venenkatheter (ZVK) indiziert, dessen Spitze in einer zentralen Vene zu liegen kommt. Der Portkatheter, der zur Chemotherapie genutzt wird, ist eine Sonderform des ZVKs.
Die intraossäre Punktion und die Infusionstherapie über das Knochenmark ist Notfällen vorbehalten und kommt insbesondere bei Kindern zum Einsatz. Eher selten wird in der Humanmedizin eine subkutane Infusion durchgeführt, in der Tiermedizin findet sie jedoch häufig Anwendung.
Dosierung
Die Dosierung der Tropfgeschwindigkeit erfolgt über eine einfache Rollklemme des Infusionssystems (Schwerkraftinfusion). Präzise Dosierungen sind nur über Infusionspumpen möglich. Eine Sonderform der Infusion stellen die so genannten Spritzenpumpen (Perfusoren) dar, die mit geringen Vortriebsgeschwindigkeiten hochwirksame Medikamente verabreichen. Des Weiteren kann man mit einer Druckinfusionsmanschette bzw. einem Druckinfusionsgerät sehr schnell große Mengen einer Infusion infundieren. Die Verbindung zwischen Infusionsgerät und Kanüle erfolgt mit einer Infusionsleitung, die gegebenenfalls mit einer Heidelberger Verlängerung verlängert werden kann.
Literatur
- Rossaint, Werner, Zwissler (Hrsg.): Die Anästhesiologie. Allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerztherapie und Intensivmedizin. Springer, Berlin; 2. Auflage 2008. ISBN 978-3-540-76301-7
- Heck, Fresenius: Repetitorium Anästhesiologie. Springer, Berlin; 5. Auflage 2007. ISBN 978-3-540-46575-1
- Zander: Flüssigkeitstherapie. Bibliomed 2006. ISBN 3-89556-040-5 (PDF, 892 kB)
- Adams, H.A.: Volumen- und Flüssigkeitsersatz - Physiologie, Pathophysiologie, Pharmakologie und klinischer Einsatz (Teil I und II) Anästh Intensivmed 2007;48:448-460 & 518-540
Weblinks
Wiktionary: Infusion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
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