- Novgorod (Panzerschiff)
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Geschichte Typ Popowka, Kanonenboot, Panzerschiff Bauwerft St. Petersburg und Nikolajew
Kiellegung 17. Dezember 1871 Stapellauf 21. Mai 1873 Dienstzeit 29 Jahre Indienststellung 1874 Außerdienststellung 4. Juli 1903 Heimathafen Nikolajew Verbleib 1912 verschrottet Technische Daten Kreisrunde Rumpfform, d.h. Länge und Breite sind gleich dem Durchmesser Verdrängung 2491 t
2671 t bei voller BeladungLänge 30,8 m
Breite 30,8 m
Tiefgang 4,1 m
Besatzung 149
Antrieb horizontale Verbundmaschine, acht Kessel, sechs Propeller, je Welle 560 PS
ca. 3000 PS GesamtleistungGeschwindigkeit 6,7 Knoten
Bewaffnung - 2 x 279 mm-Geschütze (11 Zoll)
- 2 x 86 mm-Geschütze (4-Pfünder)
- 16 x 37 mm-Geschütze
Panzerung - Gürtel 229-178 mm
- Barbette 229 mm
- Deck 60 mm (2,5 Zoll)
- Schornsteinsockel 115 mm
Die Nowgorod war ein Kanonenboot, Popowka und Panzerschiff aus dem 19. Jahrhundert. Das Schiff ist bekannt durch seine kreisrunde Rumpfform (von oben gesehen). Es ist eines von mehreren Rundschiffen, die sogenannten "Popowka", welches infolge des Krimkriegs in den 1870er Jahren gebaut gebaut wurden.
Inhaltsverzeichnis
Konstruktion
Rumpf
Die Nowgorod wurde von Vize-Admiral Andrei Alexandrowitsch Popow entwickelt und in Auftrag gegeben. 1871 erfolgte die Kiellegung in St. Petersburg. Dort vorgefertigt, wurde sie in Nikolajew zusammengesetzt. Sie wurde auf zwölf Kielen aus Teakholz aufgezimmert, war mit einem Doppelboden versehen und erhielt an Rumpf, Geschützen und Schornsteinverankerung eine Panzerung aus Eisen. Als große Besonderheit war ihr Rumpf nicht, wie üblich deutlich länger als breiter, sondern kreisrund. Dies hatte zur Folge, dass die Länge von knapp 31 Metern gleichzeitig auch Breite und Durchmesser des Schiffes war. Abgesehen von den zwei Schornsteinen war die Nowgorod sehr flach konstruiert, weshalb das Wasser bei starker See oft das Deck überspülte. Zusätzlich war das Deck zur Mitte hin etwas abgerundet.
Positive Aspekte der Rumpfform
- Das Schiff konnte bei gleicher Verdrängung mit der runden Rumpfform mehr und schwerere Waffen tragen, als mit einer konventionellen Rumpfform.
- Wie auch schon in Modellversuchen mit einem 7,5 m großen Modellrundboot erwiesen wurde, waren die Stabilität und das Schwingverhalten auch in schwerer See noch gut. Während einer Testfahrt wurden bei 6 Meter hohen Wellen nur Schlinger- und Rollwinkel von nur 7° gemessen
- Da es in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Idee gab, Kriegsschiffe kurz, aber breit zu bauen, um so die zu panzernde Seitenfläche zu verringern, entwickelte Popow die extreme Umsetzung dieser Idee, um Panzerung zu sparen.
- Der Tiefgang des Schiffe sollte unter 4,3 Metern liegen. Diese Auflage wurde mit der Konstruktion erfüllt (siehe Infobox)
Negative Phänomene der Rumpfform
- Anders, als sich Popow vorgestellt hatte, ließ die Stabilität beim Abfeuern der schweren Geschütze zu wünschen übrig; das Ruder musste als Wasserbremse herhalten und es bestandt sogar die Gefahr, dass die Nowgorod durch den Rückschlag eines Geschützes in Eigenrotation versetzt wird
- Durch den Wasserwiderstand, den der Bug erzeugte und die große Breite des Rumpfes, war die Nowgorod mit 7 Knoten Höchstgeschwindigkeit sehr langsam und eigentlich ungeeignet für ihren Einsatzzweck an der Küste (siehe „Einsatz“)
- Durch die sehr große Deckoberfläche und der mitteldicken Panzerung von 60 mm war sie anfällig für Salven die über weite Distanz geschossen wurden, also eher senkrecht von oben kamen
- Großes Ärgernis war, dass die Nowgorod sehr schwer zu manövrieren, unbeweglich und schwerfällig war. Dazu kam, dass es durch den fehlenden Kiel schwierig war eine gerade Strecke zu fahren, da das Schiff immer zum Ausscheren neigte.
- Der großflächige, gerade und glattverlaufende Rumpfboden hatte zur Folge, dass das Verhalten und die Kraftwirkung beim Aufschlagen des Vorderschiffs auf die Wellen (sog. Slamming) ungünstig waren und sich unangenehm bemerkbar machten.
Antrieb
Die Nowgorod wurde von sechs Dampfmaschinen angetrieben, gefeuert durch acht Kessel. An jede so genannte horizontale Verbundmaschine war eine Welle und ein Propeller montiert, d.h. man konnte eigenständig mit jeder Anlage fahren, da jede Maschine ihren eigenen Propeller hatte. Jede Dampfmaschine leistete 560 PS, somit lag die Gesamtleistung etwa bei 3000 PS. Das Schiff hatte hingehen nur ein Ruder. Das Schiff erreichte mit dieser Ausstattung 6,7 Knoten.
Bewaffnung
Das Schiff war mit zwei Hauptgeschützen, Hinterlader Kaliber 279 mm, zwei Nebengeschützen, 4-Pfünder Kaliber 86 mm, und sechzehn mal 37 mm ausgestattet. Die Hauptgeschütze waren sehr mittig auf dem Hauptturm positioniert und unabhängig voneinander beweglich.
Panzerung
An der Seite erhielt das Schiff einen Gürtelpanzer, die Geschütztürme (Barbetten) waren gepanzert, und die Verankerung der Schornsteine war gepanzert. Der 178 bis 229 mm starke Gürtelpanzer erstreckte von 457 mm oberhalb der bis 1,4 m unterhalb der Wasserlinie. Die Barbetten waren 2,2 m hoch und hatten eine 229 mm dicke Panzerung. Das Deck erhielt durchgehend 2,5 Zoll (6 cm) starke Eisenplatten. Auch die Schornsteinsockel, ein sensibler Punkt, erhielten eine 115 mm starke Armierung.
Einsatz
Die Nowgorod war vorgesehen als „Küsten-Verteidigungs-Panzerschiff“, also zur Überwachung der Küsten. Eingesetzt wurde hauptsächlich in der Mündung des Dnjepr in das Schwarze Meer und hatten als Hafen Nikolajew. Allerdings wurde sie in der Russischen Flotte auch in den Türkisch-russischen Kriegen eingesetzt. Sie diente während des Krieges von 1877 bis 1878 als Teil der Donauflottille. 1892 wurde sie, mittlerweile veraltet, zum reinen Küstenschutz umgeteilt (oben beschrieben), und diente als Versorgungsschiffe. Die Ausmusterung wurde 1903 durchgeführt. Kurz vor dem ersten Weltkrieg wurde sie verschrottet.
Sonstiges
- Die Nowgorod hatte auch ein weniger bekanntes größeres Schwesterschiff, die "Kiew", später umbenannt in "Vizeadmiral Popow".
- Auch eine Staatsjacht, die Livadija, wurde nach dem Popowka-Prinzip gebaut.
Literatur
- Tony Gibbons (Hrsg.): Die Welt der Schiffe, Bassermann Verlag, ISBN 978-3-8094-2186-3
- Schiffe, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-625-11412-3
- Hans-Jürgen Warnecke: Schiffsantriebe, Koehler Verlag, ISBN 3-7822-0908-7
Weblinks
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