- Onyomi
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On-Lesung (deutsch: Klang-Lesung, jap. 音読み on-yomi) ist ein Begriff aus der japanischen Schrift und bezeichnet eine Klasse von Aussprachemöglichkeiten für die in Japan verwendeten chinesischen Schriftzeichen (Kanji), die sich an den Klang des entsprechenden Chinesischen Wortes anlehnt; daher auch die Bezeichnung sinojapanische Lesung.
Viele Zeichen haben auch mehrere dieser Aussprachemöglichkeiten. Die On-Lesung steht im Gegensatz zur Kun-Lesung, bei der das Zeichen unabhängig vom Klang des entsprechenden chinesischen Wortes für ein bedeutungsähnliches altjapanisches Wort verwendet wird. Kombinationen beider Lesungen werden als Yutō-yomi oder Jūbako-yomi bezeichnet.
Bei On-Lesungen entspricht ein Kanji meist nur einer Silbe oder einer zweisilbigen Kombination, die auf -ku, -ki, -chi oder -tsu endet. Lange Vokale und Silben auf -n sind bei On-Lesungen häufig zu finden, während diese bei Kun-Lesungen fast gar nicht vorkommen. Auch stimmhafte und palatalisierte Konsonanten sind bei On-Lesungen viel häufiger zu finden als bei Kun-Lesungen.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Die verschiedenen Lesungen der Kanji in der japanischen Sprache lassen sich vergleichen mit den unterschiedlichen Lesungen des Logogramms „&“ in verschiedenen Sprachen. Angenommen, es handelt sich um einen lateinischen Kontext, wird das Zeichen als „et“ gelesen. Betrachtet man nun die romanischen Sprachen als spätere Entwicklungsstufen des Lateinischen, dann wird verständlich, warum das gleiche Zeichen einmal italienisch als „e“ oder spanisch als „y“ ausgesprochen wird. Hinzu kommt noch – sozusagen als Kun-Lesung aus den germanischen Sprachen – die deutsche Lesung „und“.
Diese verschiedenen Lesungen würden dann noch in jeweils verschiedenen Sachzusammenhängen verwendet. Handelte es sich zum Beispiel um ein klassisch antikes Thema, wäre die Lesung „et“ angesagt, bei einem die Renaissance betreffenden Thema würde dann die italienische Lesung „e“ zur Geltung kommen.
Beispiel
Der Seikan-Tunnel, der die Inseln Hokkaido und Honshu miteinander verbindet, hat seinen Namen von den jeweils ersten Schriftzeichen der Großstädte in der Nähe der beiden Tunneleingänge, Aomori (青森市, Aomori-shi) auf Honshu und Hakodate (函館市, Hakodate-shi) auf Hokkaido. Diese beiden Städtenamen folgen wie die meisten japanischen Ortsnamen der Kun-Lesung. Die beiden Zeichen 青 (ao von Aomori) und 函 (ha von Hakodate) werden allerdings in dieser Kombination nicht nach der Kun-Lesung, ao-ha, gesprochen, sondern nach der On-Lesung, sei-kan.
Hintergrund
Hintergrund ist die Tatsache, dass die Kanji um das 5. Jahrhundert auf dem Weg über Korea nach Japan gelangten, um klassisches Chinesisch (Kanbun) zu lesen und zu schreiben. Da die Japaner zuvor kein eigenes Schriftsystem hatten, adaptierten sie diese Zeichen, um ihre eigene Sprache zu schreiben; zugleich wurden auch viele Wörter aus dem Chinesischen übernommen, aber natürlich auch weiterhin viele einheimische Wörter benutzt.
Anfänglich wurden die chinesischen Schriftzeichen in Chinesisch nach dem original chinesischem Laut (on) gelesen, nur insofern verändert, als die Japaner mit einigen der chinesischen Laute nicht zurechtkamen; aber im Lauf der Zeit entwickelten sich – abhängig vom Lautwandel in China und dem Zeitpunkt der Übernahme – unterschiedliche Lesungen heraus:
Verschiedene On-Lesungen
Go-on
Die Go-on 呉音 ist benannt nach dem Wu-Dialekt: Zeit der Südlichen und Nördlichen Dynastien – Die Hauptstadt Chinas lag im Jangtse-Gebiet.
Kan-on
Die Kan-on 漢音 ist benannt nach dem Han-Volk: Die Hauptstadt wurde nach Nordchina (Chang'an, dem heutigen Xi'an) verlegt.
Tō-on
Die Tō-on 唐音 ist anscheinend benannt nach der Tang-Dynastie, besser wäre aber die Song-Dynastie: Während der Kamakura- (鎌倉) und der Muromachi-Zeit (室町) wurden viele Begriffe des chinesischen Buddhismus übernommen. Der korrekte Begriff wäre eigentlich Sō-on (宋音). Diese Aussprache kommt dem heutigen Hochchinesisch am nächsten.
On- und Kun-Lesungen Zeichen / Bedeutung Go-on 呉音 Kan-on 漢音 Tō-on 唐音 Kun 訓 京 きょう けい きん みやこ Hauptstadt kyō kei kin miyako 外 げ がい うい そと draußen ge gai ui soto 明 みょう めい みん あかるい hell myō mei min akarui 和 わ か お やわらぐ Harmonie wa ka o yawaragu In Kanji-Wörterbüchern (in denen man Zeichen und Zeichenkombinationen nachsehen kann, die man nicht kennt) werden On-Lesungen heute in Katakana umgeschrieben und somit von Kun-Lesungen unterschieden, die in Hiragana umgeschrieben werden. Dies gilt jedoch nur in Wörterbüchern! Wenn die Umschrift in durchlaufenden Texten verwendet wird (z. B. weil die entsprechenden Kanji selten geworden sind und der Leser sie daher vielleicht nicht kennt), dann kommen meist für beide Lesungsarten Hiragana zum Einsatz.
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