Buddhismus in China

Buddhismus in China
Die Göttin Guanyin, die chinesische Variante des Bodhisattva Avalokiteshvara (Song-Dynastie, um 1025)

Ursprünglich wurde der Buddhismus erstmals zur Zeitenwende nach China gebracht, konnte sich aber zu dieser Zeit aufgrund mangelnder schriftlicher Überlieferung nicht verbreiten. Auch erste Übersetzungen buddhistischer Schriften ins Chinesische im zweiten Jahrhundert führten nicht zur Verbreitung des Buddhismus. Diese Übersetzungen waren zum Teil mit daoistischen Begriffen vermischt und dadurch verfälscht. In China gab es ab dem 3. Jahrhundert erstmals eine intellektuelle Auseinandersetzung mit buddhistischen Schriften. Diese beschränkte sich aber zunächst noch auf die Herrschaftseliten und erreichte nicht die einfache Bevölkerung. Mit 102 Millionen Anhänger leben jedoch heute etwa ein Viertel aller Buddhisten weltweit in China.[1]

Inhaltsverzeichnis

Tang Dynastie

Erst mit Beginn der Tang-Dynastie setzte sich im 7.Jahrhundert der Buddhismus in der Breite in China durch. Die frühen Herrscher dieser Dynastie entsandten bereits ein Jahrhundert zuvor buddhistische Mönche nach Indien um neue Übersetzungen buddhistischer Texte durchzuführen.

Große buddhistische Schulen

Diese erneute Einführung buddhistischer Lehren führte zu einem Aufblühen verschiedener buddhistisch-geprägter Philosophien. Die Philosophien stehen allesamt dem Mahayana nahe, aus denen sich später die großen chinesischen Schulen des Buddhismus entwickelten.

Tiantai

Tian-tai (T'ien-t'ai), nach ihrem Stammkloster auch Tiantai Zong genannt, entstand um das Jahr 550. Das Stammkloster auf dem Berg Tian-tai wurde von Hui-se (515-567) gegründet und diese Schule gründete ihr Lehrsystem auf dem Lotos-Sutra. Die Tiantai-Schule versuchte alle philosophischen Schulen des Buddhismus zu vereinen. Meditation und Studium der buddhistischen Lehre waren von großer Bedeutung. Die Tiantai-Schule wurde später nach Japan übertragen und hat sich dort unter dem Namen Tendai als eigenständige buddhistische Schule etabliert.

Huayan

Huayan, auch Hua-Yen Schule der Blumengirlande (Schule des Avatamsaka-Sutra) genannt, entstand in der Zeit zwischen den Jahren 650 und 750. Der Schwerpunkt dieser Schule lag auf dem Studium der buddhistischen Philosophie. Der Kern der philophischen Lehre dieser Schule liegt in der Lehre der gegenseitigen Abhängigkeit und Durchdringung aller Phänomene. Die Meister des Huayan entwickelten auf dieser Basis ein hochdifferenziertes metaphysisches Lehrsystem, das alle anderen chinesischen Buddhismusschulen beeinflusste.

Chan

Im chinesischen Chan (Ch'an) war im Unterschied zu den zuvor genannten Schulen die unmittelbare Erfahrung der Dinge, so wie sie sind und weniger das Studium der buddhistische Philosophie von Bedeutung. Daher hat Meditation in dieser Schule einen besonders hohen Stellenwert, da nur diese den Zugang zur Realisation letztendlicher Wirklichkeit ermöglichen könne.

Begründet wurde die Schule von dem indischen Mönch Bodhidharma um 523 n.Chr. in dem in der nordchinesischen Provinz Henan gelegenen Shaolin Kloster. Chan entwickelte weniger klösterliche Strukturen als Tientai und Huayan. Das Ideal des Wandermönches stand bei dieser Schule im Vordergrund. In Korea bildete sich aus Chan die Seon-Schule und in Vietnam die Thien Schule. Chan-Buddhismus wurde später nach Japan übertragen und etablierte sich dort als Zen.

Das Paradies des Buddha Amitabha (8. Jh.)

Schule des Reinen Landes

Die unterschiedlichen Schulen des Reinen Landes haben ihre Grundlage im Sutra des Reinen Landes. Nach diesem Sutra ist es wichtig Buddhas und Bodhisattvas auf dem Weg zur Erleuchtung als Hilfe anzurufen, da das Zeitalter in dem die Reine-Land-Schulen entstanden und auch die späteren Zeitalter sich zu sehr im Niedergang befinden, um als Praktizierender aus eigener Anstrengung Erleuchtung zu erlangen. Buddhas und Bodhisattvas residieren in sogenannten Reinen Ländern, reinen Bereichen, die für die geistige Entwicklung besonders günstig sind. Durch die wiederholte Anrufung der Buddhas und Bodhisattvas, zum Beispiel des Buddha Amituofo (阿彌陀佛, āmítuó fó, Amitabha - Buddha des grenzenlosen Lichtes), legt man die Grundlage, um nach dem Tod in seinem reinen Land Sukhavati wiedergeboren zu werden. Da in dieser Schule Meditation weniger Bedeutung hat als zum Beispiel im Chan, verbreitete sich diese Schulrichtung in den breiten Schichten der arbeitenden einfachen Bevölkerung. Die Schule des Reinen Landes etablierte sich auch in Japan und wurde dort von Honen Shonin (1133-1212) und seinem Schüler Shinran verbreitet.

Mizong

Mit der Mizong wurde im späten achten Jahrhundert der indische Vajrayana-Buddhismus (eine Ergänzung des Mahayana mit esoterische Methoden) aus Zentralasien in China eingeführt. Von China aus gelangte diese Form des Buddhismus im 9. Jahrhundert nach Japan und wurde dort als Shingon-Schule bekannt.

Unterdrückung und Wiederaufbau im 20. Jahrhundert

Über die weiteren Jahrhunderte befand sich der Buddhismus in China im Niedergang. Die revolutionären Umwälzungen des 20. Jahrhunderts, markiert vor allem durch die Gründung der Volksrepublik China 1949, drängte den Einfluss des Buddhismus weiter zurück. Trotz der Gründung der vom Staat zunächst tolerierten Chinesischen Buddhistischen Gesellschaft 1953 zielte die von Mao Zedong ausgerufene Kulturrevolution schließlich direkt auf die Zerstörung der verbliebenen Symbole und Organisationen der religiösen Traditionen Chinas. Zahlreiche Klöster wurden zerstört, öffentliche Religionsausübung überwiegend verboten, Mönche vertrieben, verhaftet oder getötet.

Beginnend in den 1980er Jahren verfolgte die KPCh eine liberalere Handhabung der religiösen Bewegungen. In Zusammenhang mit der Neugründung der Chinesischen Buddhistischen Gesellschaft konnten vermehrt Klöster und Tempel wiederaufgebaut werden und die Zahl der ordinierten Mönche und Nonnen wuchs. Auch im Volk verbreitet sich der Buddhismus wieder.

Anfang des 21. Jahrhunderts gibt es etwa 100 Millionen praktizierende Anhänger des Buddhismus in China, etwa 20.000 Tempel und Klöster mit 200.000 Mönchen und Nonnen. 2006 wurden 34 buddhistische Schulen in China gezählt.

Zum aktuellen rechtlichen Status und der chinesischen Politik gegenüber Religionen:

Hauptartikel: Religion in der Volksrepublik China

Literatur

  • Christoph Baumer: Wutai Shan. Mittelpunkt des chinesischen Buddhismus. Detjen Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-937597-29-4.
  • Kenneth Kuan Sheng Chen: Buddhism in China: A historical survey. Princeton University Press, Princeton N.J. 1973, ISBN 0-691-03005-7.
  • Philip Clart: Die Religionen Chinas. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8252-3260-3.
  • Daisaku Ikeda: Der chinesische Buddhismus. Nymphenburger, München 1987, ISBN 3-485-00553-3.
  • Carsten Krause: Interdependenzen zwischen Staat und Buddhismus in der Volksrepublik China. In: Wiebke Koenig, Karl-Fritz Daiber (Hrsg.): Religion und Politik in der Volksrepublik China. Ergon, Würzburg 2008, ISBN 978-3-89913-602-9, S. 139–168.
  • Donald E. MacInnis: Religion im heutigen China: Politik und Praxis. Steyler, Nettetal 1993, ISBN 3-8050-0330-7, S. 187–286.
  • Florian C. Reiter: Religionen in China: Geschichte, Alltag, Kultur. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47630-9.
  • Holmes Welch: Buddhism under Mao. Harvard University Press, Cambridge Mass. 1972, ISBN 0-674-08565-5.

Einzelnachweise

  1. Anzahl der Buddhisten weltweit (englisch), abgerufen am 18. Januar 2010

Weblinks


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