- Ottilie Pohl
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Ottilie Pohl (geborene Levit; * 14. November 1867 in Schönwald; † Dezember 1943 im KZ Theresienstadt) war eine deutsche Politikerin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Sie war Berliner Stadtverordnete der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) im Wahlbezirk Tiergarten.
Leben
Die gelernte Putzmacherin verließ als relativ junges Mädchen ihre Heimat und ging nach Berlin, wo sie sich bessere Zukunftschancen erhoffte. Schon früh engagierte sich Ottilie Pohl in einem Arbeiterbildungsverein für Mädchen und Frauen. Nach dem Fall des Bismarck’schen Sozialistengesetzes (1890) trat sie der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei, als deren Beauftragte sie in Moabit wirkte.
Die Kommunalpolitikerin war erklärte Kriegsgegnerin, gemeinsam mit ihrem Sohn verbreitete sie die „Spartakusbriefe“ und andere Blätter der Spartakusgruppe. Während des Ersten Weltkrieges trat sie 1917 der USPD bei und wurde 1920 als Abgeordnete ihrer Partei in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Sie arbeitete in verschiedenen Ausschüssen wie etwa der Armen- und Schulkommission mit. Während des BVG-Streikes (1932) half sie in der Solidaritätsküche, die Streikenden zu verpflegen.
Nach dem Machtwechsel 1933 engagierte sich Ottilie Pohl aktiv als Widerstandskämpferin gegen das Nazi-Regime und arbeitete unter anderem in der „Roten Hilfe Deutschland“. Hier organisierte sie mit anderen Frauen die Betreuung von Kindern, bei denen ein Elternteil verhaftet worden war, oder sammelte Geld für Angehörige Inhaftierter oder Untergetauchter. 1940 wurde Ottilie Pohl zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie dem KPD-Instrukteur Rudolf Hallmeyer eine Unterkunft bei Bekannten vermittelt hatte. Nach ihrer Entlassung aus dem Berliner Frauengefängnis Kantstraße Ende 1941 setzte sie ihre illegale Arbeit jedoch fort.
Im November 1942 wurde sie schließlich – folgt man den meisten Quellen – aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nach Theresienstadt deportiert. Dort starb die 76-jährige im Dezember 1943.
Ehrungen
Heute erinnern eine Gedenktafel in der Beusselstraße (Berlin-Moabit) und die Pohlstraße in Berlin-Tiergarten an Ottilie Pohl.
Literatur
- Kraushaar, Luise (Hrsg.): Deutsche Widerstandskämpfer 1933–1945. Biographien und Briefe. Band 2. Dietz, Berlin 1970, S. 50f.
- Silva Wittfeld: Ottilie Pohl. In: Ursula Ahrens: Aufbrüche. Frauengeschichte(n) aus Tiergarten 1850–1950. Weidler, Berlin 1999, ISBN 3-89693-138-5, S. 88
- Hans-Peter Doege: Zivilcourage in schweren Zeiten. In: Berlinische Monatsschrift 5/2000 beim Luisenstädtischen Bildungsverein
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