Otto Fuchs

Otto Fuchs

Reinhold Otto Fuchs, auch Otto Fuchs (Etzenhausen), (* 7. März 1897 in Frankenthal (Pfalz); † 8. November 1987 in Dachau) war ein Luftfahrtpionier und langjähriger Ausbildungs- und Wissenschaftsmanager der deutschen Luftfahrt. Ferner war er Maler (Autodidakt). Diesbezüglich wird er in der einschlägigen Fachliteratur als Otto Fuchs (Etzenhausen), in Abgrenzung zu Otto Fuchs (Akt-Fuchs), bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Otto Fuchs beendete als Einjährig-Freiwilliger das Gymnasium und nahm als Kriegsfreiwilliger von 1914 bis 1918 am 1. Weltkrieg teil, zunächst bei der Feldartillerie und ab 1916 in der Fliegertruppe. Dort diente er in der Feldfliegerabteilung (A) 292, dann in den Jagdstaffeln 30 und 77b und schließlich als Führer der Jagdstaffel 35b.

Von 1919 bis 1920 studierte er Philosophie und Literatur in Freiburg und Heidelberg, danach Landwirtschaft in Bonn und ab 1924 Luftfahrttechnik an der TH Darmstadt. Hier war er Mitglied der Akaflieg, und auf ihn soll der Motorschlepp für Segelflugzeuge zurückgehen.[1] Fuchs unterbrach sein Studium von 1927 bis 1930, um an der geheimen deutschen Erprobungsstelle für Flugzeuge in Lipezk (Russland) als technischer Leiter zu arbeiten. Sein Studium in Darmstadt schloss er 1933 mit der Diplomhauptprüfung ab.

Nach einem schweren Flugunfall 1931 befürchtete Fuchs zunächst nicht mehr fliegen zu können. In dieser Zeit verarbeitete er seine Kriegserlebnisse in dem autobiografischen Roman „Wir Flieger – Kriegserinnerungen eines Unbekannten“, das in stark gekürzter Form 1933 erschien.

1933 trat Fuchs in die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Berlin-Adlershof ein, um eine Abteilung für Ingenieurnachwuchs aufzubauen, die er bis 1945 leitete. Sein Mitarbeiter Mathias Bös betreute von 1934 bis 1935 die studentischen Fliegergruppen an Hochschulen (Flugtechnische Fachgruppen) und an Ingenieurschulen (Flugtechnische Arbeitsgemeinschaften). Auch an der Konzeption der 1937 gegründeten Ingenieurschule für Luftfahrttechnik (IfL) war Fuchs beteiligt. Aufgrund seiner überlegenen allgemein-menschlichen Fähigkeiten gelang es ihm, die damals üblichen Übergriffe des Staates und der NS-Organisationen für seinen Bereich erfolgreich abzuwehren.[1] 1944 wurde Fuchs stellvertretendes Mitglied des Vorstands der DVL.

Nach dem Kriege konnte Fuchs eine Auflösung der DVL verhindern. Er wurde 1949 vorläufig zum ordentlichen Vorstandsmitglied bestellt und 1951 in dieser Funktion bestätigt. Nach Klärung der Rechts- und Vermögenslage des Deutschen Flugfunkforschungsinstituts Oberpfaffenhofen (FFO) wurde er auch hier in den Vorstand berufen. Als die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) 1954 ihre Arbeit wieder aufnahm, wurde Fuchs zum Notvorstand bestellt, und er übernahm die Leitung des Instituts für Segelflug. Nach der Fusion von DVL, FFO und der Flugwissenschaftlichen Forschungsanstalt München (FFM) – einem wichtigen Schritt auf dem Wege zur Schaffung des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) – ging Otto Fuchs 1966 in den Ruhestand.

1945 übersiedelte er mit seiner Frau, der Malerin Emi Fuchs-Hussong, nach Dachau (Stadtteil Etzenhausen). Dort entstanden viele seiner Landschaftsbilder. Otto Fuchs war Mitglied der Künstlervereinigung Dachau. Gemälde von ihm befinden sich u.a. im Besitz der Stadt Dachau, in der Gemäldegalerie Dachau oder Städtische Galerie im Lembachhaus in München.

Künstlerisches Werk

Auf zahlreichen Reisen im In- und Ausland hat er insbesondere Landschaften gemalt, die in Öl oder Aquarelltechnik vorgetragen, von dezenter Farbigkeit und träumerischer Stimmung gekennzeichnet sind.[2]

Werke (Auswahl)

  • Etzenhausen im Rauhreif, Aquarell 49x63
  • Dachauer Landschaft, Aquarell 32x48
  • Ein Novembertag bei St. Laurentius in Etzenhausen, Aquarell 42,3x65

Schriften

  • Allgemeine Betrachtungen zum Ingenieurnachwuchsproblem. In: FFM-Bericht Nr. 3 des Flugfunkforschungsinstituts Oberpfaffenhofen. 1956, S. 9–10

Literatur

  • H. Blenk: Otto Fuchs 65 Jahre. In: Zeitschrift für Flugwissenschaft. Band 10. 1962.
  • H. Zacher: Otto Fuchs. In: DGLR-Jahrbuch 1987 der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt. Band 2. Bonn 1987, S. 976–984.
  • A. Wilhelm Neuberger: Die Ingenieurschule für Luftfahrttechnik. BoD, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-3051-6.
  • Bruckmanns Lexikon der Münchner Maler. Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert. Fünfter Band. München 1993, S. 258–259.
  • O. Fuchs: Wir Flieger – Kriegserinnerungen eines Unbekannten, Verlag K.F. Koehler, Leipzig 1933

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b H. Blenk: Otto Fuchs 65 Jahre. In: Zeitschrift für Flugwissenschaften. 10, 1962.
  2. Bruckmanns Lexikon. 1993, S. 259.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Otto Fuchs KG — Rechtsform KG Gründung 1910 Sitz Meinerzhagen Leitung Hinrich Mählmann Mitarbeiter 7.861 (2009) …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Fuchs (Maler) — Otto Fuchs (* 27. Juli 1911 in Metz; † 2000 in Dachau) war ein deutscher Maler. In Abgrenzung zu Reinhold Otto Fuchs wird Otto Fuchs auch Akt Fuchs genannt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Werke (Auswahl) 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Fuchs (Familienname) — Fuchs ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Familienname Fuchs gehört zur Gruppe der Übernamen (Eigenschaftsnamen) und ist einer der häufigsten in Deutschland. Mit ihm wurde im Mittelalter eine persönliche Eigenschaft des… …   Deutsch Wikipedia

  • Fuchs (Begriffsklärung) — Fuchs (ahd. fuhs, mhd. vuhs) ist in der Tierwelt gebräuchlich für: Fuchs, aus der Familie der Hunde Fuchs (Pferd), ein Pferd mit braunem Fell, brauner Mähne und braunem Schweif Großer Fuchs, Schmetterling Kleiner Fuchs, Schmetterling Harzer Fuchs …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Hartmut Fuchs — (* 4. September 1919 in Schwäbisch Gmünd; † 7. April 1987 in Berlin) war ein deutscher katholischer Theologe, Widerstandskämpfer gegen das NS Regime, Publizist, Redakteur und Funktionär der DDR CDU. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Perl — (* 19. Oktober 1882 in Wildenhain; † 17. Oktober 1951 in Wittenberg) war einer der Gründer des Selbsthilfebundes der Körperbehinderten, der nach ihm den Namenszusatz Perl Bund erhielt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Gessler — Otto Geßler Otto Geßler (* 6. Februar 1875 in Ludwigsburg; † 24. März 1955 in Lindenberg im Allgäu) war ein deutscher Politiker (DDP) und vom 27. März 1920 bis zum 19. Januar 1928 …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Kotzebue — Born December 30, 1787 Reval (Tallinn) Died February 15, 1846 Reval Ethnicit …   Wikipedia

  • Otto Rehhagel — Personal information Full name Otto Rehhagel …   Wikipedia

  • Otto Schlefenberg — Personal information Full name Otto Schlefenberg Place of birth Austria …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”