Otto Ladendorf

Otto Ladendorf

Otto Ladendorf (* 13. Juni 1873 in Dresden; † 31. Juli 1911 in Leipzig) war ein deutscher Philologe.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Otto Ladendorf wächst als zweites von sechs Kindern eines Schmiedemeisters auf. Er besucht das Lehrerseminar in Dresden-Friedrichstadt und das Neustädter Gymnasium. Ab 1894 studiert er Philosophie, Germanistik und klassische Philologie an der Universität Leipzig.

1897 wird er mit einer Dissertation über Christoph Otto Freiherr von Schönaich zum Dr. phil. promoviert. 1898 absolviert er das Staatsexamen für Lehramtskandidaten und unterrichtet zunächst in Chemnitz und Freiberg. Von 1900 bis zu seinem frühen Tod wirkt er als Gymnasialoberlehrer an der Nikolaischule Leipzig. Wissenschaftliche Verdienste erwarb er sich durch sein Historisches Schlagwörterbuch.

In einem Nachruf würdigt ihn sein Förderer Friedrich Kluge wie folgt:

„Es verdient unsere volle Bewunderung, daß er neben den Pflichten eines anstrengenden Schuldienstes wissenschaftliche Leistungen schaffen konnte. [...] Die wortgeschichtlichen Aufsätze, die unsere Zeitschrift von ihm brachte, wirkten durch den reichen Inhalt und durch einen weitblickenden Spürsinn vorbildlich. Wenn er es sich zutraute, in ziemlich kurzer Zeit sein Schlagwörterbuch zu schaffen, so besaß er auch Kenntnis und Kraft genug, damit wirklich etwas Gutes und Dauerndes zu leisten.“ [1]

Historisches Schlagwörterbuch

Aufbau und Konzept

Ladendorfs Historisches Schlagwörterbuch erscheint 1906 im Straßburger Verlag Karl J. Trübner. Es verzeichnet verschiedenste Schlagworte aus Politik, Kunst und Literatur des 19. Jahrhunderts: Der Reigen reicht vom „Affentheater“ über „Blaue Blume“ und „Sommerfrische“ bis hin zum „Zickzackkurs“.

Neben der eigentlichen lexikalischen Sammlung unternimmt das Schlagwörterbuch auch erstmals den Versuch einer theoretischen Beschreibung und Analyse des Schlagworts nach Entstehung, Spielarten, Lebensdauer, Verbreitung, Form und Gefühlswert.

Das Werk versteht sich als bewusste Ergänzung zu Georg Büchmann. Während dessen schon damals populäre Sammlung „Geflügelte Worte“ die Urheberschaft fest stehender Zitate und Wendungen nachweist, betont Ladendorf, dass es „nicht genügt, möglichst genau den Geburtsschein beizubringen, sondern daß man auch der weiteren Entwicklung nachgehen muß, daß man ebenso auf das allmähliche oder plötzliche Absterben als auch auf das Wiederaufleben der Schlagworte zu achten hat.“ (S. XXIV)

Zum „Wert solcher Beobachtungen“ schreibt Ladendorf:

„der Sprachforscher (...) kann an diesen Ausdrücken in eigenartiger Weise oft typische Wortschicksale studieren, wie Ebbe und Flut bei der Aufnahme eines Schlagwortes wechselt, wie einzelne Ausdrücke merkwürdig umgebogen werden, Schimpfworte zu stolzen Parteinamen (Whigs, Tories, Geufen!) sich modeln, wie neue Wortsippen plötzlich emporschießen, wie neue Gedanken und Stimmungen nach konformem sprachlichen Ausdruck ringen, wie fremdes Sprachgut übernommen oder bearbeitet wird, sei es durch Amalgieren, sei es durch Verdeutschen.“ (S. XXVIII)

Wirkung

Ladendorfs lexikalisches Interesse an Schlag- und Modewörtern gilt bis heute als Pionierarbeit. Doch anders als Büchmanns „Geflügelte Worte“, die – nicht zuletzt wegen ihres praktischen Nutzens – bis heute immer wieder neu aufgelegt werden, gerät Ladendorf in Vergessenheit.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird sein Historisches Schlagwörterbuch wiederentdeckt und vom Hildesheimer Georg Olms Verlag 1968 nachgedruckt. In der Lexikografie gilt es als Werk, das „bis heute noch nicht durch ein besseres abgelöst worden ist“. [2]

Ladendorfs Idee, anhand einzelner Schlagwörter ganze Themenfelder oder -Konjunkturen zu beschreiben, lebt in vielen Werken der populären und wissenschaftlichen Sprachkritik fort – vgl. z.B.:

  • Ulrich Bröckling (Hg.): Glossar der Gegenwart. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004.
  • Sprechen Sie Gegenwart? Lexikon des frühen 21. Jahrhunderts. Goldmann, München 2006.
  • Joachim Stave: Wörter und Leute. Glossen und Betrachtungen über das Deutsch in der Bundesrepublik. Bibliographisches Institut, Mannheim 1968.
  • Gerhard Strauß u.a. (Hg.): Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon zum öffentlichen Sprachgebrauch. De Gruyter, Berlin 1989.

Werke von Otto Ladendorf

  • Christoph Otto Freiherr von Schönaich. Beiträge zur Kenntnis seines Lebens und seiner Schriften. Univ. Diss., Leipzig 1897.
  • Historisches Schlagwörterbuch. Ein Versuch. Trübner, Strassburg/Berlin 1906. (als Reprint hg. von Hans-Gerd Schumann. G. Olms, Hildesheim 1968)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zeitschrift für Deutsche Wortforschung 13 (1911/12), S. 244.
  2. M. Kaempfert: Das Schlagwörterbuch. In: F. J. Hausmann u.a. (Hg.): Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. De Gruyter, Berlin 1990, S. 1200.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ladendorf (Begriffsklärung) — Ladendorf steht für: Ladendorf, Ort in Österreich Ladendorf ist Familienname von Heinz Ladendorf (1909–1992), deutscher Autor und Kunsthistoriker Otto Ladendorf (1873–1911), deutscher Philologe Siehe auch Ladendorff …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Doppelfeld — (* 26. Februar 1907 in Essen Borbeck; † 15. Mai 1979 in Köln) war ein Prähistorischer und Provinzialrömischer Archäologe, passionierter Museumsmann und direktor, Ausgräber aus Leidenschaft und engagierter Sammler. Er gilt als Nestor der antiken… …   Deutsch Wikipedia

  • Christoph Otto Freiherr von Schönaich — (* 11. Juni 1725 in Amtitz bei Guben; † 15. November 1807 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller. Leben 1751 schickte er sein Epos in 12 Gesängen „Hermann oder Das befreite Deutschland“ an Gottsched, woraufhin es gedruckt wurde und in der Folge …   Deutsch Wikipedia

  • Christoph Otto von Schönaich — Christoph Otto Freiherr von Schönaich (* 11. Juni 1725 in Amtitz bei Guben; † 15. November 1807 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller. Leben 1751 schickte er sein Epos in zwölf Gesängen „Hermann oder Das befreite Deutschland“ an Johann… …   Deutsch Wikipedia

  • Buzzword — Dieser Artikel handelt von Schlagworten im Sinne von plakativen Worten, zu anderen Bedeutungen siehe Schlagwort (Begriffsklärung). Als Schlagwort (engl. buzzword oder catchword, frz. slogan) bezeichnet man einen Begriff oder Spruch, mit dem beim… …   Deutsch Wikipedia

  • Imponiervokabel — Dieser Artikel handelt von Schlagworten im Sinne von plakativen Worten, zu anderen Bedeutungen siehe Schlagwort (Begriffsklärung). Als Schlagwort (engl. buzzword oder catchword, frz. slogan) bezeichnet man einen Begriff oder Spruch, mit dem beim… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/La–Lad — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Fraktur reden — ist eine Redensart. Wer mit jemandem „Fraktur redet“, redet mit diesem in klaren, deutlichen Worten, ohne Umschweife oder Euphemismen und sagt diesem direkt und unverblümt die Meinung. Die Redensart beruht wohl darauf, dass in Frakturschrift… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlagwort (Sprachwissenschaft) — Als Schlagwort (englisch buzzword oder catchword, französisch slogan) bezeichnet man einen Begriff oder Spruch, mit dem beim Zuhörer um besondere Beachtung gebuhlt wird (Plural: „Schlagworte“ in der Bedeutung „Spruch“, „Schlagwörter“ in …   Deutsch Wikipedia

  • Verriss — Ein Verriss ist eine destruktive Kritik bzw. Rezension, die nicht selten mit den Mitteln der Ironie oder Polemik formuliert wird und den Gegenstand einer Diskussion in den wesentlichen Teilen seiner Ausführung und Zielsetzung als gescheitert… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”