- Geflügelte Worte
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Geflügelte Worte ist eine Zitatensammlung des Berliner Oberlehrers Georg Büchmann (Geflügelte Worte – der Citatenschatz des deutschen Volkes), deren erste Auflage im Jahr 1864 erschien und weite Verbreitung in Deutschland fand. Sie stellte im 19. Jahrhundert und darüber hinaus ein Standardwerk der Sammlung sogenannter Geflügelter Worte dar.
Inhaltsverzeichnis
Georg Büchmann
August Methusalem Georg Büchmann (* 4. Januar 1822 in Berlin; † 24. Februar 1884 in Berlin-Schöneberg) war ein deutscher Philologe und Gymnasiallehrer. Seine Zitatensammlung etablierte sich als Standardwerk und ihr Titel ist seitdem mit dem in ihr behandelten Stoff verbunden.
Bis dahin hieß geflügelte Worte nur, was es bei Homer heißt, nämlich
„schnell von den Lippen des Redenden enteilende, zum Ohre des Hörenden fliegende Worte“
– Büchmann[1]
Der Begriff „Geflügeltes Wort“
Erst seit dem Erscheinen von Büchmanns Zitatensammlung wird der Ausdruck im Sinn von
- literarisch belegbaren
- in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übergegangenen
- allgemein geläufigen
Redensarten angewandt.
Büchmanns Sammlung beliebter Zitate die zu populären Redensarten geworden waren, stützte sich dabei zumeist auf lateinische oder griechische Redewendungen, so wie es mit „Geflügelte Worte“ (griechisch: ἔπεα πτερόεντα – épea pteróenta) selber der Fall ist. Der Ausdruck kommt in der Ilias 46 Mal, in der Odyssee 58 Mal vor. Die Worte erreichen gleichsam auf Flügeln das Ohr des Hörers. Die deutsche Formulierung ist eine Schöpfung des Dichters Johann Heinrich Voß, dessen Iliasübersetzung 1793 erschien.
Büchmanns Bezeichnung wurde bald in anderen Sprachen übernommen. Thomas Carlyle benutzte 1888 in einem Essay über Walter Scott den Ausdruck winged words schon im Sinn von zitierbaren Sentenzen.
Die Sammlung
Büchmanns Sammlung führte neben deutschen Quellen auch Bibelzitate, griechische und römische Zitate der Klassischen Antike und Werke aus der europäischen und amerikanischen Literatur auf, soweit sie Einfluss auf die deutsche Gymnasialbildung und auf die literarische Kultur gehabt hatten. Neben dem Wortlaut (und ggf. einer deutschen Übersetzung) führt er die genaue Quelle und eine Erläuterung der Bedeutung auf. Redewendungen, deren Ursprung unklar ist, wurden und werden nicht berücksichtigt.
Parallel zu der umfangreichen Gesamtausgabe erschien im gleichen Verlag (Haude & Spener) eine stark gekürzte „Volksausgabe“. Für Festreden wurden beide gerne herangezogen. So wurde bald „Der weiß alles nur aus dem Büchmann“ zum beliebten Vorwurf der Halbbildung.
Da Büchmanns Begriffsbestimmung der geflügelten Worte vage war, findet sich unter der Bezeichnung genaugenommen ein Sammelsurium von Redewendungen, Aphorismen, Sprichwörtern, Antonomasien und literarischen Zitaten.In der 1882 erschienenen 13. Auflage schrieb Büchmann:
„Die ganz willkürlich gewählte Benennung ‚Geflügelte Worte‘, welche ich diesem Buche gab, ist allgültig geworden und über Deutschlands Grenzen hinausgedrungen. Es erschien 1871 in Holland unter dem Titel ‚Gevleugelde Woorden‘ ein klägliches Machwerk, welches mich ausbeutete, ohne daß mein Name darin auch nur erwähnt wurde. Eine sehr erfreuliche, in der Anlage sich eng an mein Buch anschließende, aber trotzdem selbständige dänische Bearbeitung des Stoffes hat 1878 Oscar Arlaud in Kopenhagen unter dem Titel ‚Bevingede Ord‘ geliefert und die Zitate der dänischen Sprache hinzugefügt. Im Jahre 1881 ließ er ein ebenso lobenswertes Supplement erscheinen. Arvid Ablfeld gab 1880 in Stockholm eine Zitatensammlung unter dem Titel ‚Bevingade Ord‘ heraus, zu welcher die meinige und Oscar Arlauds benutzt worden sind und welche außerdem die schwedischen und finnischen Zitate bringt.“
– Büchmann[2]
Auch nach Büchmanns Tod 1884 wurden die Geflügelten Worte weiter aufgelegt, und dabei von wechselnden Lektoren um Veraltetes, Modisches und Kurzlebiges gekürzt und durch zeitgenössische Zitate erweitert. Dabei schwand mehr und mehr die Sorgfalt und qualitative Verlässlichkeit des Büchmannschen Werkes, welches einst seinen Erfolg begründet hatte. Seit Ablauf des Urheberrechts 1954 erschienen mittlerweile mehrere auseinander gehende Ausgaben, unter anderem von Ullstein, Droemer Knaur und Reclam.
Herkunft der Zitate
Büchmann lässt seine Zitatensammlung mit Zitaten aus der Bibel beginnen und begründet dies folgendermaßen:
„Kein Werk der Literatur hat unsere Sprache so nachhaltig beeinflußt wie die Heilige Schrift. Das ist namentlich das Verdienst eines Mannes: Martin Luther, der seine Bibelübersetzung 1521 auf der Wartburg begann und 1534 abschloß.“
– Büchmann
Er weist allerdings auch darauf hin, dass sich nicht alle dieser Redewendungen wörtlich in der Lutherbibel finden, denn oft sind sie scherzhafte Weiterbildungen.
Etwa 30 Prozent der Sammlung – und damit den größten Teil – nehmen Zitate aus den Werken deutschsprachiger Schriftsteller ein. Daneben sind die lateinischen Schriftsteller die zweithäufigsten in Büchmanns Zitatensammlung. Viele davon sind Rechtssprüche, die noch heute im Gebrauch sind.
Bei den zahlreichen Neuauflagen erwies es sich als notwendig, einen Anhang „Aus dem Zeitgeschehen“ anzugliedern, denn viele der neu aufgenommenen geflügelten Worte fügen sich nur schwer in den Aufbau des Buchs ein. Viele sind auch nicht mehr einem einzigen Lande zuzuordnen. Andere lassen sich nicht unter die Rubriken Literatur oder Geschichte fassen, so die Beispiele aus den Massenmedien oder der Werbung.
Gliederung
Büchmann gliederte seine Zitatensammlung hauptsächlich nach Ländern. Diese Gliederung wurde auch in späteren Auflagen beibehalten und nur wenig erweitert.
- Aus der Bibel
- Aus volkstümlicher Überlieferung
- Aus deutschsprachigen Schriftstellern
- Aus nordischen Schriftstellern
- Aus französischen Schriftstellern
- Aus englischsprachigen Schriftstellern
- Aus italienischen Schriftstellern
- Aus spanischen Schriftstellern
- Aus russischen Schriftstellern
- Aus polnischen Schriftstellern
- Aus orientalischen Schriftstellern
- Aus griechischen Schriftstellern
- Aus lateinischen Schriftstellern
- Aus der Geschichte: Hellas
- Aus der Geschichte: Das alte Rom
- Aus der Geschichte: Das päpstliche Rom
- Aus der Geschichte: Italien
- Aus der Geschichte: Spanien
- Aus der Geschichte: Frankreich
- Aus der Geschichte: Russland
- Aus der Geschichte: Polen
- Aus der Geschichte: Holland
- Aus der Geschichte: England
- Aus der Geschichte: Amerika
- Aus der Geschichte: Deutschland und Österreich
- Aus dem Zeitgeschehen
Ausgaben
- Geflügelte Worte. 22. Auflage. Droemer Knaur, München 1996. ISBN 3-426-07502-4
- Der große Büchmann. Geflügelte Worte. Bearbeitet und aktualisiert von Jürgen Bolz und Claudia Krader. Knaur, München 2003. ISBN 3-426-66751-7
- Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. Fortgesetzt von Walter Robert-Tornow. Bearbeitet von Winfried Hofmann. Ullstein, Berlin 2007. ISBN 3-548-36953-7
Siehe auch
Weblinks
- Geflügelte Worte. - 19. Auflage digitalisiert und kommentiert
- Definition Geflügelte Worte
Einzelnachweise
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