Otto Wigand

Otto Wigand
Otto Wigand (Holzstich von 1867 nach einer Lithografie von Gustav Schlick 1853.).

Otto Friedrich Wigand (* 10. August 1795 in Göttingen; † 1. September 1870 in Leipzig) war ein deutscher Verleger und Politiker. Pseudonym Otto Friedrich Rammler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Otto Wigand wurde als siebtes Kind von Friedrich und Johanna Wigand in Göttingen geboren. Er besuchte dort das heutige Max-Planck-Gymnasium, verließ es aber im Alter von vierzehn Jahren, um in der Deuerlich'schen Buchhandlung in Göttingen eine Lehre zu beginnen. Noch während seiner Lehrzeit verließ er seine Heimatstadt, um sich dem Militärdienst zu entziehen, und ging — nach einer Wanderschaft, die ihn nach Leipzig, Dresden und Prag führte — nach Preßburg, wo sein ältester Bruder Carl seit 1811 Gesellschafter der dortigen Lippert'schen Buchhandlung war. Hier wurde er zum Verlagsbuchhändler ausgebildet.

1827 gründete er in Pest eine Sortiments- und Verlagsbuchhandlung, die auch über eine eigene Filiale in Leipzig verfügte. Seine Hauptverlagsarbeit in dieser Zeit war das Ungarische Konversationslexikon. Ein großes umfassendes Werk, durch dessen Herausgabe sich Wigand große Verdienste um die ungarische Literatur erworben hatte. Wegen Anklagen zur Unterstützung der nationalen Opposition, Wigand druckte ihre Programmschriften, musste er die ungarische Hauptstadt verlassen und ließ sich 1833 in Leipzig nieder.

Dort begründete er erneut ein Verlagsgeschäft, das sich schnell großer Beliebtheit erfreute. Er setzte die Herausgabe ungarischer Bücher fort, verlegte aber auch Publikationen aus den Reihen des Jungen Deutschlands. Nach dessen Verbot durch den Deutschen Bundestag 1835 setzte er sich für die Junghegelianer ein. In seinem Verlag erschien Literatur von Arnold Ruge und Ludwig Feuerbach, dessen Gesamtwerk er ab 1846 verlegte. Mit beiden unterhielt er enge freundschaftliche Beziehungen. Er nahm aber auch Max Stirners Buch Der Einzige und sein Eigentum in sein Programm, das die Junghegelianer und namentlich Feuerbach stark angriff. Wigand war Verleger der Hallischen Jahrbücher bzw. der Deutschen Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst, der Jahrbücher der Medizin und des Geographisch-Statistischen Lexikons der Welt. 1841 ermöglichte er das Erscheinen von Johann Jacobys Vier Fragen beantwortet von einem Ostpreußen und gab 1845 von Friedrich Engels Die Lage der arbeitenden Klasse in England heraus. Von 1846-1852 erschien bei ihm ein 15-bändiges „Conversations-Lexicon“. In seiner Leipziger Druckerei wurde auch die Erstausgabe des ersten Bandes von Karl Marx Das Kapital gefertigt, die 1867 bei dem Hamburger Verleger Otto Meissner erschien.

1846 sprach die Wiener Regierung ein Vertriebsverbot für die Verlagserzeugnisse von Otto Wigand und Anton Philipp Reclam aus. Nach der Märzrevolution wurde Wigand Stadtverordneter in Leipzig und Mitglied der Zweiten Kammer des Landtages. 1864 zog er sich von seinen Geschäften zurück und übertrug die Leitung seinem 1822 geborenen Sohn Carl Hugo. Sechs Jahre später starb er 75-jährig in Leipzig. Der Verlag Otto Wigand existierte noch bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.

Ihm und seinem Bruder Georg zu Ehren wurde in Leipzig eine Straße, die Wigandstraße, benannt.

Werke

  • Arnold Ruge / Otto Wigand: An die Hohe Zweite Kammer der Sächsischen Ständeversammlung: Beschwerde über die durch ein Hohes Ministerium des Innern angeordnete und am 3. Januar 1843 ausgeführte Unterdrückung der Zeitschrift: „Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst“.. Otto, Braunschweig 1843 Digisat
  • Briefe von und an Stephan Szechényi.Wigang, Leipzig 1861

Zeitschriften und Lexika

  • Wigand's vierteljahrsschrift. Otto Wigang, Leipzig 1844-1845 Digisat
  • Wigand's Conversations-Lexikon für alle Stände. Zweiter Band. Leipzig 1846 Digisat
  • Wigand's Conversations-Lexikon für alle Stände. Fünfter Band. Leipzig 1847 Digisat
  • Wigand's Conversations-Lexikon für alle Stände. Zehnter Band. Leipzig 1850 Digisat

Literatur

  • Verlags-Bericht von Otto Wigand in Leipzig. Otto Wigang, Leipzig 1844
  • Hugo Oelbermann: Denkrede auf Otto Wigand. In: Leipziger Tageblatt vom 9. September 1870
  • Karl Friedrich Pfau: Wigand, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 457 f.
  • Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 6. Berlin / Eberswalde 1908, S. 1043-1047
  • W. Wolfgramm: Wigang, Otto. In: Karl Obermann, Heinrich Scheel, Helmut Stoecker u.a. (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1967, S. 497-498.
  • Hans-Dieter Mück / Ursula Rautenberg / Gotthard Oswald Marbach: Volksbücher. Einleitung und Kommentar zur originalgetreuen Wiedergabe der 1838 bis 1848 bei Otto Wigand in Leipzig erschienenen Ausgabe. Stuttgarter Faksimile Ed. im Fackelverlag, Stuttgart 1985
  • Inge Kießhauer: Otto Friedrich Wigand. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte, Jg. 1, 1991, S. 155-188
  • Kurt Schneider: Otto Wigand. 1795-1870. In: Leipzigs Neue. Linke Zeitung für Politik und Kultur. Leipzig Bd. 8 (2000), 18, S. 12

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wigand — ist der Name von Wigand von Marburg, mittelalterlicher Chronist Albert Wigand (1821−1886), deutscher Botaniker Albert Wigand (1890−1978), deutscher Zeichner, Collagist und Maler Arpad Wigand (1906−1983), deutscher SS Oberführer, SS und… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Jahn — (* 16. Juni 1813 in Kiel; † 9. September 1869 in Göttingen) war ein deutscher Philologe, Archäologe und Musikwissenschafter. Er wirkte als Professor für Philologie und Archäologie an den Universitäten zu Leipzig und Bonn. Jahn verfasste… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Georg zu Münster-Langelage — (* 18. November 1825 in Schandau; † 9. Februar 1893 in Blasewitz; voller Name: Otto Georg Graf zu Münster, Freiherr von Oër) war ein Kreishauptmann und Reichstagsabgeordneter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Otto (Magdeburg) — Otto von Hessen zu Magdeburg (* 1301; † 1361 in Wolmirstedt) war Erzbischof von Magdeburg. Vor 1325 war Otto Kanoniker in Münster, Paderborn und Köln. Otto, Sohn des Landgrafen Otto I. von Hessen, wurde schon in früher Jugend von Papst Johannes… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto I. (Hessen) — Otto I. (genannt das Kind; * um 1272; † 17. Januar 1328 in Kassel) war der Sohn des Landgrafen Heinrichs I. von Hessen und dessen Gemahlin Adelheid von Braunschweig. Inhaltsverzeichnis 1 Regierung 2 Familie 3 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Hartwig — Otto Peter Conrad Hartwig (* 16. November 1830 in Wichmannshausen; † 22. Dezember 1903 in Marburg) war ein deutscher Bibliothekar und Historiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 2.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Bähr — (* 2. Juni 1817 in Fulda; † 17. Februar 1895 in Kassel) war ein deutscher Jurist und Politiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Wigand — Wigand, 1) Johann, geb. 1523 in Mansfeld, studirte seit 1539 Theologie in Wittenberg, wurde 1541 Rector in Nürnberg, ging 1544 nach Wittenberg zurück, um seine Studien fortzusetzen, u. wurde 1546 Prediger in Mansfeld; bei der Eislebener Synode… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wigand von Gersdorff — Generalmajor Wigand von Gersdorff Wappen derer von Ge …   Deutsch Wikipedia

  • Otto, S. (2) — 2S. Otto, Ep. Conf. (2. al. 3. Juli, 30. Juni, 30. Sept., 2. Oct.). Dieser hl. Otto, Bischof von Bamberg und Apostel der Pommern, war in der That was sein Name sagt, ein Hut, ein treuer Wächter über sich und Andere in allen Verhältnissen seines… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”