- Politikos
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Der Politikos ("Staatsmann") zwischen 365/347 v. Chr. entstanden, ist ein später Dialog des griechischen Philosophen Platon, der der Frage nachgeht, wie der wahre Staatsmann beschaffen ist. Dabei spielt das Wissen um die wahre Staatskunst eine zentrale Rolle. Platon greift hier wieder das Thema des besten bzw. gerechten Staates auf.
Der Politikos ist ein später Dialog und steht in der Reihe der Staatsdialoge. Der erste Versuch Platons den besten Staat zu beschreiben war der mittlere Dialog Politeia (Der Staat). In den späten Dialogen beschäftigt sich neben dem Politikos auch der Dialog Nomoi (Die Gesetze) mit der Staatsphilosophie. Der Dialog gehört zusammen mit den Dialogen Kratylos, Theaitetos und dem Sophistes zur zweiten Tetralogie der platonischen Werke.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Die Unterredung findet vor allem zwischen Sokrates dem Jüngeren und einem Fremden statt, wobei Letzterer die Rede leitet. Der erste Teil des Dialogs soll zeigen, was der Staatsmann wirklich ist. Dabei bedient sich der Fremde der Methode der Dihairese, wobei ein Oberbegriff in zwei Unterbegriffe zerlegt wird, welche wieder zerlegt werden usw. Das vorläufige Ergebnis ist, dass der Staatsmann der "Hüter der menschlichen Herde" ist. Doch zufrieden ist der Fremde mit dieser Definition noch nicht, denn sie schließt z.B. auch Ärzte mit ein. Es folgt eine längere Erzählung über den Mythos der zwei Weltzeiten (Kronos und Zeus). Danach erläutert der Fremde, warum die bisherigen Erklärungen allesamt nicht zufriedenstellend sind. Es folgt die Erörterung der besten Staatsform.
Die Staatsformen
Staatsphilosophisch interessant ist die Einteilung der fünf Staatsformen. Es wird unterschieden in Einzel-, Gruppen- und Massenherrschaft. Wobei jede gesetzlos oder durch Gesetze bestimmt sein kann. Es ergibt sich eine Matrix von 6 (bzw. 5) Staatsformen. Die Einzelherrschaft ohne Gesetze ist die Tyrannei, mit Gesetzen die Monarchie. Die Gruppenherrschaft ohne Gesetze ist die Oligarchie, mit Gesetzen die Aristokratie. Die Demokratie bleibt prinzipiell dieselbe ob mit oder ohne Gesetze regiert (deswegen 5 statt 6 Staatsformen). Diese Einteilung hatte Platon bereits in der Politeia vorgenommen. Ebenso wie dort schließt an die Beschreibung auch eine Bewertung der Staatsformen an. Dabei zeigt sich im Politikos ein differenziertes Bild. Die Staatsformen ohne Gesetze sind die schlechtesten, die mit Gesetzen die besten. Die jeweilige Einzelherrschaft nimmt in beiden Fällen die Extremposition ein. Die Monarchie ist die beste, die Tyrannei die schlechteste der 5 Staatsformen. Die Mittelstellung fällt der Gruppenherrschaft zu: Mit Gesetzen (Aristokratie) ist sie die zweitbeste, ohne Gesetze (Oligarchie) die zweitschlechteste. Die Demokratie ist die schlechteste der Staatsformen, die Gesetze befolgen aber die beste der gesetzlosen Formen. Damit ergibt sich ein Spiegelbild, bei dem die Demokratie den mittleren Sockel bildet.
Die Herrschaft der Gesetze
Eine Problematik, die Platon in seinen Dialogen über den Staat immer wieder beschäftigt hat, ist die Frage, ob der Staat durch Gesetze oder durch einen "Experten" regiert werden soll. Die Politeia gibt die klare Antwort, dass nur die Herrschaft der Philosophenkönige das Staatswohl sichern könne. Von dieser absoluten Position scheint Platon ein wenig abzurücken. Im Politikos sagt er zwar auch, dass die beste Staatsverfassung ohne Gesetze auskomme, denn es gebe einen weisen Herrscher, der alles zum besten führt. Aber gleichzeitig gesteht er ein, dass diese Vorstellung ein reines "Traumbild" sei und dass die Realität anders aussehe. Deswegen beschäftigt er sich intensiv mit der zweitbesten Staatsverfassung. Diese wird allein durch Gesetze geregelt und diese Gesetze dürfen auch nicht mehr verändert werden. Weder von einem Alleinherrscher noch von einer Volksmehrheit. Denn wären sie veränderbar, wäre der Machtmissbrauch unvermeidlich, weil Gruppen oder Personen an die Staatspitze streben würden, die neue Gesetze erlassen, aber nur eigene Interessen und nicht das Wohl des Staates im Auge haben. Diese Position baut Platon in seinem Dialog Nomoi (die Gesetze) noch weiter aus.
Weblinks
- deutsche Übersetzung nach Friedrich E. D. Schleiermacher
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