- PAL-Beschleunigung
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PAL-Beschleunigung (engl. PAL Speed-up) bezeichnet einen Effekt, der entsteht, wenn Filme und Videoaufzeichnungen vom Kino-Lichtfilmmaterial (auch Kinotrailer) in das NTSC-Format oder PAL-Format umgewandelt werden. Diese Art der Normwandlung wird üblicherweise angewandt, wenn das Ausgangsmaterial mit 24 Bildern pro Sekunde produziert wurde.
Inhaltsverzeichnis
Technischer Hintergrund
Herkömmliche Kinofilme laufen mit 24 Bildern pro Sekunde, und NTSC-Norm-Videofilme (auf DVD, VHS-Kassetten etc.) werden mit 29,97 Bildern pro Sekunde abgespielt (in 59,94 Halbbildern). Die Konvertierung vom Kinofilm zu NTSC erfolgt, indem die Filmbilder abwechselnd jeweils drei und zwei Halbbilder einnehmen (2:3-Pull-Up), sodass man aus 24 Kinobildern 30 NTSC-Bilder erzeugt. Ein Nachteil dieses Verfahrens ist das Auftreten von ruckelnd wirkenden Bewegungsabläufen bei langsamen Schwenks – ein Vorteil ist dagegen die nahezu korrekte Wiedergabegeschwindigkeit.
Bei PAL mit seinen 25 Bildern pro Sekunde wäre die Umwandlung mit Pull-Ups weitaus unpraktischer, da die Zahlen 24 und 25 (anders als 24 und 30) keine gemeinsamen Teiler haben; daher wird der Nachteil der beschleunigten Wiedergabe zu Gunsten eines einfachen 1:1-Konvertierungsverfahrens in Kauf genommen. Beim so genannten PAL Speed-up wird das 24-Bilder-pro-Sekunde - Ausgangsmaterial für die PAL-Geräte einfach mit 25 Bildern pro Sekunde abgespielt, die Bildfrequenz auf die von der Norm vorgeschriebenen 25 Bilder pro Sekunde erhöht. Dadurch hat ein Film (absolute Inhaltsgleichheit einmal vorausgesetzt) automatisch eine bei Kino-Filmen um 4 % (1−24/25) und NTSC-Videos 4,096 % (1−24/25*29,97/30 oder 1−23,976/25) kürzere Lauflänge.
Eine PAL-Beschleunigung kommt nicht in Frage, wenn das Ausgangsmaterial
- von einer NTSC-Videokamera stammt = 59,94 Halbbilder pro Sekunde;
- von einer progressiven NTSC-Quelle stammt = 29,97 Bilder pro Sekunde.
Dann werden bei der Normwandlung die Bilder zeitgenau auf die 50 Halbbilder pro Sekunde des PAL-Formats gewichtet verteilt (Blending), manchmal auch als Interpolation bezeichnet.
Es wäre durchaus auch ein 30-zu-25-Pull-Down möglich, allerdings muss der Ton nachgeführt werden, da bei einem 2 h-Film sich 7,2 s Lauflängen-Unterschied ergeben, was nicht mehr lippensynchron erscheint.
Es kommt auch vor, dass ein TV-Sender die Originallänge eines Films oder einer Serie ohne PAL-Beschleunigung wünscht. Dann wird, ähnlich wie bei NTSC, mit Mischbildern gearbeitet, jedoch heißt dieses Verfahren nicht 2:3-Pull-up, sondern 2:2:2:2:2:2:2:2:2:2:2:3-Pull-up (11*2+3=25 Pull-ups). Dabei wird in jeder Sekunde das Halbbild mit den ungeraden Bildzeilen von Vollbild 12 und das Halbbild mit den geraden Bildzeilen von Vollbild 24 als drittes Halbbild wiederholt (Vollbild 12 > Halbbilder 23, 24, 23; Vollbild 24 > Halbbilder 48, 49, 48). Dabei wird die Kopie von Halbbild 23 zu Halbbild 25 und die Kopie von Halbbild 48 zu Halbbild 50. Der Vorteil ist, dass Originalgeschwindigkeit und Tonhöhe ohne weitere Bearbeitung erhalten bleiben. Ein Nachteil ist, dass durch dieses Verfahren bei Kameraschwenks zweimal in der Sekunde das Bild kurz stehenbleibt, der Rucklereffekt ist aber geringer als beim NTSC-2:3-Pull-up.
Bei Videofilmen kommt hinzu, dass es bei Produktionen von vor Beginn der 1990er-Jahre noch nicht die technische Möglichkeit gab, den Pull-Up wieder rückgängig zu machen (Inverse Telecine). Daher war das Blending oft die einzige Option.
Zum Beispiel verändert sich die Laufzeit eines Kinofilms von 120 Minuten auf 96 % der Laufzeit, also 115 Minuten und 12 Sekunden. Andersherum hat ein Film auf einer PAL-DVD mit einer Lauflänge von 120 Minuten im Original insgesamt 125 Minuten. Bei einem Vergleich zwischen NTSC- und PAL-Video wird entsprechend mit 23,976 Bildern pro Sekunde bzw. 95,904 % gerechnet.
Auswirkungen
Technisch gesehen wird der Film um 1/24 (4,17 %) schneller abgespielt und es erhöht sich auch der Ton um 1/24, was etwa 71 Cent entspricht. Dies kann Personen auffallen, die über ein absolutes Gehör verfügen – als Unterschied der Filmmusik zu derselben von anderer Quelle (z. B. einer CD), aber auch als „in sich verstimmt“, da durch die Verschiebung alle Töne „daneben liegen“. Die Beschleunigung des Bildes wird vom Menschen allerdings kaum wahrgenommen, ebenso wenig wie die Tonhöhenänderung der Sprache, sofern die Kinofassung dem Zuschauer nicht bekannt ist.
Um das Tonhöhenproblem zu umgehen, wird zum Teil bei Serien und sehr selten bei Filmen eine Tonhöhenkorrektur oder die PAL-Beschleunigung durch das Time-Stretch-Verfahren durchgeführt. Ein Nachteil davon ist, dass durch diese Verfahren Klangartefakte in Form von winzigen Tonaussetzern auftreten, welche aber bei einer PAL-Beschleunigung um etwa 4,17 % kaum hörbar sind. Deutlich hörbare Klangartefakte würden erst bei einer Beschleunigung ab ca. 15 % auftreten.
Bei synchronisierten Fernsehproduktionen wird unterschieden:
- Synchronisation vor der PAL-Beschleunigung: Die Stimmlage der Synchronsprecher wird ebenfalls angehoben. Dies ist oft bei alten Produktionen der Fall, bei denen nach der Erstaufführung nochmal eine neue, qualitativ bessere Normwandlung vorgenommen wurde. Meistens geschieht dies im Zusammenhang mit einer DVD-Veröffentlichung.
- Synchronisation nach der PAL-Beschleunigung: Nur die Musik- und Geräuschspuren werden angehoben. Diese Art der Bearbeitung wird zunehmend bei neuen Produktionen angewandt, neuerdings auch teilweise im Kino (sofern dort mit nicht mit 24 Bildern/s abgespielt wird).
- Neuvertonung nach der PAL-Beschleunigung: Musik-, Geräusch- und Synchronspuren behalten ihren natürlichen Klang. Diese Art der Bearbeitung wird zunehmend bei (US-)Serien, die im TV gezeigt werden, angewandt.
Wiedergabegeschwindigkeit bei Musikvideos
Musikvideos, die im Fernsehen gezeigt werden, müss(t)en grundsätzlich zweimal (oder mit einer Doppelkamera) gedreht werden, einmal in PAL und einmal in NTSC. Dieser Aufwand wird dadurch begründet, dass im reinen Musikbereich eine Verfälschung durch 24-fps-Material unerwünscht ist. Allerdings werden immer noch viele Musikvideos in den USA progressiv mit 29,97 fps (entsprechend 59,94 Hz) gedreht, sodass bei der Umwandlung ins PAL-Format ein unschöner ~10-Hz-Rucklereffekt entsteht.
Film-Lauflängen-Problematik
Bei Diskussionen, ob eine DVD-Veröffentlichung geschnitten oder ungeschnitten ist, sorgt die PAL-Beschleunigung häufig für Verwirrung. Vergleicht man lediglich die Laufzeitangaben von Kino-/NTSC-Fassung und PAL-Fassung eines Films, entsteht auf Grund der etwa vier Prozent Differenz rasch der Eindruck einer inhaltlichen Kürzung. Faktisch ist diese womöglich aber gar nicht gegeben. Nur ein sorgfältiger, inhaltlicher Direktvergleich schafft hier Klarheit.
Um (auch marktwirtschaftlich abträglichen) Verwirrungen zu begegnen, wies beispielsweise die Firma Kinowelt auf dem Director’s-Cut-DVD-Cover des Films Saw ausdrücklich darauf hin, dass dessen PAL-Laufzeit von ca. 99 Minuten der ca. 103 Minuten langen NTSC- oder Kinofassung inhaltlich voll entspricht.
In Zukunft wird die PAL-Beschleunigung jedoch keine wichtige Rolle mehr spielen, da HDTV und Filme auf Blu-ray Disc mit 24 Vollbildern pro Sekunde wiedergegeben werden und die TV-Systeme NTSC und PAL ersetzt werden sollen.
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