Palais Edinburgh

Palais Edinburgh

Das im Stil der Neorenaissance 1866 erbaute Edinburgh-Palais am Coburger Schlossplatz schließt in idealer Weise das Ensemble historischer Gebäude zwischen Landestheater und den Arkaden des Schlossgartens mit seinem Ehrenmahl. Genau gegenüber von Schloss Ehrenburg gelegen, stellt das Edinburgh-Palais, ehemals Wangenheimsches Palais genannt, eine Meisterleistung des Baumeisters Georg Rothbart dar. Zusammen mit einem kleineren, auf dem Nachbargrundstück liegenden Adelspalais beherbergte es unter anderen den russischen Großfürsten Kyrill und den Sohn Alfred der Königin Victoria I. von England. Heute gehört das Palais der IHK zu Coburg.

Palais Edinburgh
Palais Edinburgh von Allee aus gesehen
Villa Edinburgh

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Karl August Freiherr von Wangenheim ließ 1845 bis 1846 an der Nordseite des Coburger Schlossplatzes auf zwei Grundstücken zwischen Allee und Oberer Bürglaß im Stil des italienischen Frühmanierismus ein Palais und eine kleine Villa errichten. Das zweigeschossige Palais, dessen Schauseite zum Schloss Ehrenburg zeigt, diente dem Freiherrn nur vier Jahre als Wohnsitz, er starb 1850. Die Villa, deren Zugang vom Oberen Bürglaß her von einem kleinen Sandsteinportal aus der Werkstatt Soldatis aus dem Jahr 1739, es stammte von einem Abbruchhaus in der Spitalgasse 4, geschmückt wird, sollte vermutlich von Wangenheims engem Freund Friedrich Rückert bezogen werden, der aber nie von Neuses hierher übersiedelte. Nach Wangenheims Tod fielen Palais und Villa an die Herzogliche Familie.

1865 erhielt der in Coburg bekannte Baumeister Georg Rothbart der Ältere den Auftrag, Palais und Villa im Stil der Neurenaissance zu modernisieren. Das Palais wurde um ein drittes Geschoss erhöht und erhielt einen vorgetäuschten Mittelrisaltiten und einen aufgesetzten Zwerchgiebel mit einem kleinen Obelisken. Das erste Stockwerk mit den Repräsentationsräumen betont seine Funktion als Beletage durch Flachbogengesimse über den Fenstern und dem Balkon. Auch die Villa wurde dem Neurenaissance-Stil angepasst, jedoch viel schlichter als das Palais. Der Umbau beider Gebäude wurde 1866 abgeschlossen. Sie standen nun als schlossnahe Gästehäuser zur Verfügung.

1881 stand der nächste Umbau des Palais an. Der englische Prinz Alfred von Edinburgh und seine Familie waren als neue Bewohner angekündigt. Alfred sollte die Nachfolge seines kinderlos gebliebenen Onkels Ernst II. antreten. Das Palais wurde durch den Architekten Hans Rothbart um einen an der Allee gelegenen viergeschossigen Ostflügel erweitert und damit die Wohnfläche um mehr als ein Drittel vergrößert.

Für Prinz Alfred, seine Frau Maria Alexandrowna Romanowa und ihre fünf Kinder sollte das Palais bis zum Tode Ernst II. im Jahr 1893 Heimstatt sein, lange genug, um es im allgemeinen Coburger Sprachgebrauch zum Edinburgh-Palais oder Palais Edinburgh werden zu lassen. In die benachbarte Villa zog irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts der russische Großfürst Kyrill Aleksandrovich Romanow, ein Vetter des Zaren Nikolaus II.. Kyrill lernte hier Victoria Melita kennen, eine der Töchter Alfred und Marias, die er 1905 in Russland heiratete. Beide bewohnten die Villa bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

Das Edinburgh-Palais stand nicht lange leer. Herzog Alfred starb nach nur siebenjähriger Regentschaft im Jahr 1900 ohne Nachfolger, sein Erstgeborener war 1899 mach einem Selbsttötungsversuch an den Folgen einer Schussverletzung ums Leben gekommen, und die Herzogswitwe Maria bezog wieder ihr altes Domizil. Sie lebte hier bis zu ihrem Tod 1920. Durch Erbteilung ging das Palais an ihre drittälteste Tochter Alexandra, Fürstin von Hohenlohe-Langenburg und deren Mann Ernst sowie die Villa an Victoria Melita und Kyrill Aleksandrovich Romanow. Alexandra und Ernst von Hohenlohe-Langenburg verkauften 1939 das Anwesen an die Industrie- und Handelskammer zu Coburg für 60.000 Reichsmark.

1945 beschlagnahmte die amerikanische Militärverwaltung das Palais und nutzte es zunächst als Bürogebäude, dann bis 1952 als Amerika-Haus, ein Kulturzentrum für Vorträge und Veranstaltungen. Auch eine Bibliothek mit amerikanischer Literatur war hier untergebracht.

Heutige Nutzung

Das Palais ist seit 1952 wieder Sitz der Industrie- und Handelskammer zu Coburg. Von der ehemals reichen Innenausstattung blieben in einem Erdgeschossraum des Hauptgebäudes lediglich die mit Farbe überstrichene Wandbekleidung aus gestanztem Leder und die Stuckdecke sowie im Ostflügel in einigen Räumen des ersten Stocks Schnitzereien von Wand- und Deckentäfelungen. Hier war zeitweilig das staatliche Schulamt untergebracht. Das Äußere des Palais blieb seit 1881 unverändert. Einzig der Obelisk auf dem Zwerchgiebel ist verschwunden, eine Kleinigkeit, die jedoch die ganze Harmonie der Frontseite empfindlich stört, da so der Zwerchgiebel das Walmdach nicht mehr überragt. In der Villa hat die Stadt Coburg die Büros des Amtes für Jugend und Familie untergebracht. Das ursprünglich sichtbare Sandsteinmauerwerk wurde in neuerer Zeit cremefarben verputzt.

Literatur

  • Fritz Mahnke: Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone. Druck- und Verlagsanstalt Neue Presse GmbH, Coburg, 1974, Seiten 16–17
  • Coburger Zeitung vom 13. Dezember 1921

Weblinks

50.25972222222210.9680555555567Koordinaten: 50° 15′ 35″ N, 10° 58′ 5″ O


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