Palazzo Medici

Palazzo Medici
Palazzo Medici-Riccardi
Innerer Hof
Garten des Palazzo
Galleria di Luca Giordano (Decke)
Fresken in der Kapelle

Der Palazzo Medici Riccardi in Florenz ist der erste Profanbau der Frührenaissance und wurde von der Familie Medici bei dem Architekten Michelozzo in Auftrag gegeben.

Er ist durch Geschosse mit unterschiedlicher Mauerung in drei Teile unterteilt. Das Erdgeschoss hat ein Mauerwerk aus ungeglättetem, wenig bearbeitetem Stein, was sehr an Burgen erinnert und das "Stabile" ausdrücken soll. Dort waren auch die Stallungen, Küchen und Wohnungen der Angestellten. Das erste Obergeschoss wird vom Erdgeschoss außen durch einen Zahnschnitt und Gesimse abgetrennt. Dort ist auch das Wappen der Medici angebracht, die Fenster sind verziert und das Mauerwerk besteht aus geglätteten Steinen.

Dieses Geschoss war das Wohn- und Repräsentierstockwerk, auch "piano nobile" genannt. Das zweite Obergeschoss ist sehr zurückgenommen und verputzt. In ihm befanden sich auch die Schlaf-und Lagerräume. Besonders dadurch verliert der Wohnbau an Wehrcharakter. Der Palazzo hat einen quadratischen Innenhof, wodurch um diesen herum nur relativ kleine und schmale Räume sind.

Dieser Palast ist von Cosimo Medici dem Alten 1444 an den Architekten Michelozzo in Auftrag gegeben worden in der Absicht, ihn nicht zu prachtvoll werden zu lassen, damit nicht der Neid der anderen Patrizierfamilien erregt werde.[1] Cosimo Medici war damals der mächtigste unter den etwa 80 Bankiers von Florenz. Der Palast diente sowohl als Wohnhaus wie als Sitz der weltumspannenden Medici-Bank. Michelozzo baute etwa 20 Jahre an diesem Palast (1460 vollendet).

Der Bau ist ein typisches Beispiel für die Architektur der Frührenaissance im bürgerlichen Palastbau: ein geschlossener, breit gelagerter, kubischer, meist dreigeschossiger Baukörper von klar gegliederter Monumentalität, eine glatte Wandfläche mit strengen geometrischen Formen der Fenster und Türen in langer, regelmäßiger Reihung, fast schon unansehnlich[2] Die Betonung einfacher geometrischer Formen hat Michelozzo von Brunelleschi übernommen, der dieses Prinzip im Innenraum von San Lorenzo 20 Jahre zuvor 1420 eingeführt hatte.

Eine schlichte Rustizierung kennzeichnet das Erdgeschoss.

Wie sah die soziale Situation dieser Zeit aus? „Als immer mehr Arbeitskräfte in die Stadt zogen, verschärfte sich die Lage der Feudalherren. Handwerker und Leibeigene entzogen sich ihren Pflichten gegenüber dem Lehnsherrn durch Flucht in die Freiheit. Sogar sehr großzügige Fürsten konnten selten mit der Anziehungskraft des Stadtlebens konkurrieren.

Die politisch und wirtschaftlich klügsten dieser Lehnsherren zogen lieber selbst in die Stadt, ehe sie ihre gesamten Untertanen verloren. Sie bauten einfach ihre ländlichen Festungen in Form städtischer Turmanlagen neu, die vom Rest der Stadt praktisch völlig abgeschirmt waren, und verpflanzten ihre Untergebenen in diese Mauern. Die Lage spitzte sich in dem Maße zu, wie immer mehr dieser Landadeligen in die Städte zogen. Jedes dieser consorteria genannten Adelshäuser wetteiferte mit den anderen und mit den Stadtherren, sich die Treue ihrer Untertanen zu bewahren und damit auch deren wirtschaftliche und militärische Unterstützung. Jeder baute für sich den größtmöglichen Turm, um seine Rechte und Machtbefugnisse über die von ihm beanspruchten Untertanen zu demonstrieren. Italiens Stadtsilhouetten wurden zu kleinen Manhattans.“[3]

Unter anderem kam so die ländliche Wehrarchitektur in die Stadt. Und von diesen Kommunalpalästen leitet sich wiederum die Form des Adelspalastes her wie hier die des Palazzo Medici Riccardi.

Die Atmosphäre dieser Architektur, die durch alle drei historischen Varianten hindurchgeht – Geschlechterturm, Kommunalpalast, Adelspalast -, diese abweisende Wehrhaftigkeit belegt die soziale Situation dieser Zeit, die latente hochgespannte Konkurrenz einzelner Familien und Gruppen, die bis zur gegenseitigen Ermordung gehen konnte. Diese Architektur stellt den stilistischen und damit auch psychologischen Gegenpol zu derjenigen Venedigs dar, das immer die Offenheit betonte gemäß den gesicherten sozialen Verhältnissen innerhalb der Stadt. Die ganz andere, aggressive Atmosphäre in Florenz führte auch zu einer anderen Architektur. Ob eine solche Architektur nicht auch ihrerseits die sozialen Spannungen zementiert und gefördert hat, ist eine andere Frage.

Quellen

  1. Alain J. Lemaître: Florenz und seine Kunst im 15. Jahrhundert. Terrail, Paris 1992, ISBN 2-87939-067-2, S. 74
  2. Wilfried Koch: Baustilkunde. Das große Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. Orbis, München 1994, ISBN 3-572-00689-9, S. 308
  3. Rolf Toman (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance. Architektur, Skulptur, Malerei, Zeichnung. Könemann, Köln 1994, ISBN 3-89508-054-3, S. 30

Weblink

43.77527777777811.2552777777787Koordinaten: 43° 46′ 31″ N, 11° 15′ 19″ O


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